Tumorfördernde Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung bei Mäusen gefunden
Tumorpromotion durch hochfrequente elektromagnetische Felder in Kombination mit kanzerogenen Substanzen
Prof. Dr. Alexander Lerchl
Im ENU-Mausmodell sollte eine mögliche tumorpromovierende Wirkung chronischer UMTS-Exposition untersucht werden. Die maternale ENU-Applikation (40 mg/kg) erfolgte am 14. Schwangerschaftstag, und die UMTS-Exposition begann in der embryonalen/fetalen Phase, womit eine lebenslange Exposition gewährleistet war. Die B6C3F1-Mäuse wurden mit Ganzkörper-SAR-Werten von 0 (sham), 0,04, 0,4 oder 2 W/kg exponiert. Die Exposition erfolgte an allen Wochentagen und über den gesamten Versuchszeitraum. Sie wurde einmal täglich gegen 3 Uhr morgens für eine halbe Stunde unterbrochen, um die Verstärker zu entlasten und den Rechner neu zu booten (in der Studie von Tillmann et al. (2010) wurde die Exposition für 4 Stunden täglich unterbrochen). Am Versuchsende wurden Organe (Gehirn, Lunge, Leber, Milz, Nieren) histopathologisch untersucht und die gefundenen Tumore nach internationalem Standard (WHO / IARC 2001) klassifiziert. Die Ergebnisse der Pilotstudie von Tillmann et al. (2010) konnten prinzipiell bestätigt und erweitert werden. Es fanden sich keine erhöhten Tumorinzidenzen für Milz, Nieren und Gehirn, wohl aber in der Lunge und der Leber. Erhöhte Tumorinzidenzen fanden sich vor allem für das Bronchiolo-Alveolar Karzinom/Adenom und das hepatozelluläre Karzinom/Adenom. In der vorliegenden Studie wurden auch erhöhte Lymphom-Inzidenzen festgestellt. Eine tumorpromovierende Wirkung chronischer UMTS-Exposition im Gehirn, den Nieren und der Milz kann weitestgehend ausgeschlossen werden. Allerdings zeigte sich im ENU-Mausmodell eine tumorpromovierende Wirkung chronischer UMTS-Exposition in der Lunge und Leber und für das Lymphom. Weitere Untersuchungen erscheinen angesichts der nunmehr bestätigten Ergebnisse der Pilot-Studie notwendig, um die zugrundliegenden Mechanismen der tumor-promovierenden Effekte aufzuklären.
Hochfrequente elektromagnetische Strahlung (hier: UMTS-Exposition) kann sich bei Mäusen tumorfördernd auswirken. Dies ist das Ergebnis einer Studie der „Jacobs University Bremen“ im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz.
In einem speziellen Mäusestamm (B6C3F1-Mäuse) wurde schwangeren Tieren ein Karzinogen (Ethylnitrosoharnstoff (ENU)-Applikation von 40 mg/kg) gespritzt. Die Nachkommen wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe der Mäusejungen wurde zusätzlich lebenslang der elektromagnetischen Strahlung ausgesetzt, die andere Gruppe wurde zur Kontrolle nicht bestrahlt.
Bei den Mäusen mit Strahlenbelastung fanden sich häufiger Tumore der Leber und Lunge, sowie Lymphome. Die erhöhten Tumorraten finden sich bereits bei einer Strahlenstärke, die unter dem Grenzwert der Ganzkörperbelastung für Menschen liegt.
Im Gehirn, den Nieren und der Milz wurde eine tumorfördernde Wirkung chronischer elektromagnetischer Strahlung nicht gefunden.
Mit der vorliegenden Studie bestätigen sich die Ergebnisse einer Pilotstudie, die 2010 am Frauenhofer Institut durchgeführt wurde (Tillmann et al. 2010). Dort wurden signifikant erhöhte Lungeninzidenzen bei Tieren gefunden, die hochfrequenten elektromagnetischen Feldern ausgesetzt waren (ebenfalls nach vorheriger ENU-Applikation).
Zu den zugrundeliegenden Mechanismen für die tumorfördernde Wirkung elektromagnetischer Felder gibt es bisher nur Vermutungen. Weitere Studien sind notwendig, um die Ursachen aufzuklären.
Zu betonen ist, dass die elektromagnetische Strahlung die Ausbreitung bereits vorhandener Tumore bei Mäusen verstärkt. Für eine tumorauslösende Wirkung gibt es keine Hinweise. Die Studie wurde an einem speziellen Mäusestamm durchgeführt, daher lassen sich die Ergebnisse nicht auf den Menschen übertragen. |
Lerchl, A. (2014): Tumorpromotion durch hochfrequente elektromagnetische Felder in Kombination mit kanzerogenen Substanzen. In Klose (Hrsg.) Ressortforschungsberichte zur kerntechnischen Sicherheit und zum Strahlenschutz. Tumorpromotion durch hochfrequente elektromagnetische Felder in Kombination mit kanzerogenen Substanzen - synergistische Wirkungen - Vorhaben 3611S30017. In Auftrag gegeben von der Jacobs University Bremen. URL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0221-2015031812720 (zuletzt aufgerufen im März 2015).
Tillmann, T., Ernst, H., Streckert, J. Zhou, Y., Taugner, F., Hansen, V. & Dasenbrock, C. (2010): Pilot Study on UMTS Exposure on ENU-Induced Tumors. Indication of cocarcinogenic potential of chronic UMTS-modulated radiofrequency exposure in an ethylnitrosourea mouse model. International Journal of Radiation Biology 86 (7), S. 529-541 (doi:10.3109/09553001003734501) URL: http://informahealthcare.com/doi/abs/10.3109/09553001003734501 (zuletzt aufgerufen im März 2015).
Veröffentlicht: 23. März 2015 - 12:27 Uhr
Autor/en: