Umweltbezogene Unverträglichkeiten
Overlap in prevalence between various types of environmental intolerance (EI)
Eva Palmquist, Anna-Sara Claeson, Gregory Neely, Berndt Stenberg, Steven Nordin
"Environmental intolerance (EI) is characterized by attribution of several, multisystem symptoms to specific environmental exposures, such as exposure to odorous/pungent chemicals, certain buildings, electromagnetic fields (EMFs) and everyday sounds. [...] The symptoms are medically unexplained, non-specific and the symptoms overlap between different types of EI. To approach the issue of underlying mechanisms the matter of overlap in prevalence between intolerances can provide valuable information. The aim of the study was to examine if the overlap between intolerance to odorous/pungent chemicals, certain buildings, EMFs and sounds is larger than the expected overlap if no association would exist between them."
Definition und Eingrenzung:
Environmental Intolerance (EI) ist ein Sammelbegriff für diverse Gesundheitsstörungen, die auf eine Unverträglichkeit auf umweltbezogene Expositionen zurückgeführt werden.
Die vier wichtigsten EIs sind:
- Multiple chemical sensivity (MCS)
- Sick-Building-Syndrome (SBS)
- Electromagnetic fields (EMF) / Elektromagnetische Sensibilität
- Schall/ Lärm („noise sensivity“/ „everyday sounds“)
Meist ähneln sich die Symptome der EI's. Betroffene schildern folgende Problematiken:
- Kognitionsprobleme (z.B. im Bereich Gedächtnis, Aufmerksamkeit)
- Störung des allgemeinen Wohlbefindens (z.B. Kopfschmerzen, Müdigkeit)
- Hautprobleme (z.B. Hautreizungen, Rötungen)
- Probleme mit den Atemwegen (z.B. Reizung, Trockenheit der Schleimhäute)
- Herzprobleme (z.B. Herzklopfen, Herzrasen)
Hintergrund und Hypothese:
In einer aktuellen Studie aus dem „International Journal of Hygiene and Environmental Health“ wurde untersucht, inwiefern sich EI's in ihren Prävalenzen („Krankheitshäufigkeiten“) überschneiden.
Bisher wurden in Studien die Prävalenzen der Expositionen einzeln untersucht, jedoch finden sich bisher keine Studien zu Co-Prävalenzen zwischen diesen vier Expositionen.
Basierend auf der Annahme, dass die verschiedenen Arten von EI in Verbindung stehen, wird von den Autoren die Hypothese aufgestellt, dass die Überschneidung der Prävalenzen zwischen den verschiedenen EI's nicht zufällig ist.
Methode:
Die Studie greift auf Querschnittsdaten der Västerbotten Environmental Study (VEHS) zurück. Dort wurden insgesamt 8520 Erwachsene im Alter von 18 bis 79 Jahren nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, um ihnen einen Fragebogen zukommen zu lassen.
In der Studie wurde unterschieden zwischen Personen, welche eine EI selbst diagnostizierten und Personen, welche vom Arzt eine EI diagnostiziert bekommen haben. Die Daten wurden mittels statistischer Tests auf ihre Signifikanz hin überprüft.
Ergebnisse:
Bei der Studie wurde eine Rücklaufquote von 40% erreicht, was bedeutet, dass insgesamt 3406 Personen teilgenommen haben. 21,6% der Teilnehmer berichteten an einer der vier Unverträglichkeiten zu leiden. Bei 6,3% wurde die EI von einem Arzt diagnostiziert. Von den Personen mit der Selbstdiagnose MCS hatten 22,2% auch eine Diagnose vom Arzt (bei SBS waren es 17,6%, bei EMF 15,4% und bei Schall 21,1%).
Die Co-Prävalenz zwischen mindestens zwei Unverträglichkeiten lag bei 5,8% im Fall der Selbstdiagnose, bei der ärztlichen Diagnose waren es 1,4%. Bei mindestens drei Unverträglichkeiten lag die Co-Prävalenz bei 1,3% (Selbstdiagnose) und 0,3% (ärztliche Diagnose).
Die Überschneidungen der Prävalenzen zwischen den verschiedenen EI's sind überwiegend signifikant und damit größer, als zuvor angenommen. Ausnahmen sind die EI auf Schall (ärztliche Diagnose) und die EI auf EMF (ärztliche Diagnose).
In der Unterstichprobe der selbstdiagnostizierten SBS und EMF zeigten sich größere Überschneidungen, als bei den Unterstichproben zu MCS und Schall.
SBS hat die stärkste Überschneidung mit MCS. Die Autoren erklären sich dieses damit, dass eine der Ursachen von SBS in der Anwesenheit von chemischen Schadstoffen liegt.
Fazit der Autoren:
Offenbar liegen den vier EI's die gleichen oder zumindest ähnlichen Mechanismen zugrunde. Daher wird wahrscheinlich auch bei Personen mit einer selbstdiagnostizierten EI eine gemeinsame Prädisposition (Empfänglichkeit des Organismus für eine bestimmte Erkrankung) vorliegen.
Des Weiteren scheint es möglich, dass Betroffene eine generelle umweltbezogene Hypersensivität entwickeln.
Beurteilung der Studie:
Positiv hervorzuheben ist, dass in dieser Studie nicht nur eine EI betrachtet wurde, sondern die vier wichtigsten EI's auf Überschneidungen hin untersucht wurden. Allerdings sind mindestens zwei der genannten EI's wissenschaftlich umstritten. Das Fehlen von Leitsymptomen bzw. die große Überlappung „typischer Symptome“ erschweren die Diagnose erheblich bzw. machen sie unmöglich. |
Palquist, E.; Claeson, A.S.; Neely, G.; Steberg, B.; Nordin, S. (2013): Overlap in prevalence between various types of environmental intolerance. International Journal of Hygiene and Environmental Health 2014; 217 (4-5): 427-434.
Veröffentlicht: 30. April 2014 - 8:18 Uhr
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