Die Gesundheit unserer Kinder schützen
Fragen und Antworten zu Umwelt und Kindergesundheit
Mein Kind benutzt ständig Ohrstöpsel oder Kopfhörer. Macht das schwerhörig?
Es gibt Berichte über Hörverlust durch Musikgeräte; das betrifft sowohl Kopfhörer wie auch Ohrstöpsel, die meistens dichter sitzen und effektiver die Lautstärken übertragen.
Kinder und Jugendliche sollten über die Gefahren durch laute Musik aufgeklärt werden, die sowohl bei Konzerten, Discos und Parties, wie auch durch die Anwendung von Kopfhörern oder Ohrstöpseln entstehen.
Musikgeräte haben in der Regel maximale Tonstärken von 100 bis 110 Dezibel, sie sollten auf höchstens 60% der maximalen Lautstärke eingestellt werden.
Nutzer sollten Gespräche in der Umgebung hören können, die Anwendung sollte auf eine Stunde begrenzt werden. Klingeln im Ohr (Tinnitus) oder Vertäubung sind Zeichen, dass die Musik zu laut war.
Ist der Aufenthalt in der Nähe zu Autobahnen und Bundesstraßen bedenklich? Was kann ich machen, um die Belastung meiner Kinder so niedrig wie möglich zu halten?
Die Abgasbelastungen sind am höchsten, wenn man selbst auf vielbefahrenen Straßen fährt. In Gegenden mit ansonsten guter Luft kann die Exposition in der Nähe von solchen Straßen sehr hoch sein, was zu Atemwegs-Problemen (einschließlich Asthma) führen kann.
Der Aufenthalt und das Spielen in der Nähe von solchen Straßen sollte vermieden werden, und man sollte sich nicht in der Nähe von im Leerlauf stehenden Fahrzeugen aufhalten.
Abstände von 100 bis 200 Meter von befahrenen Straßen können sehr viel ausmachen. Bei Verkehrsspitzen sollen Fenster im Hause geschlossen bleiben.
Sind Gerüche, ist Gestank aus Mastställen schädlich für Kinder?
Die Freisetzung von Gerüchen ist ein Anzeichen dafür, dass chemische Verbindungen freigesetzt werden. Es handelt sich um volatile organische Subtanzen (VOCs), Schwefelwasserstoff, Ammoniak, Endotoxine und Staub.
Diese Substanzen können bei länger anhaltender Belastung in höheren Konzentrationen krank machen. Gerüche können Atemprobleme verschärfen und Gestank beeinträchtigt die Lebensqualität.
Ob die Geruchsbelästigungen aus Mastställen so hoch sind, dass sie als gesundheitsschädlich angesehen werden können, ist nicht ausreichend erforscht.
Braucht mein Kind Vitaminzulagen? Verbessert das nicht Wachstum, Essen, Lernen?
Antwort: Eine normale, ausgewogene Kost reicht für eine ausreichende Ernährung für gesunde Kinder aus.
Für die Zahngesundheit können Fluorzulagen wichtig sein, wenn nicht eine ausreichende Fluorid-Zufuhr durch das lokale Trinkwasser gewährleistet wird.
Säuglinge sollen mit der Nahrung und ggf. mit Tabletten 600 Einheiten Vitamin D erhalten.
Soll ich zu stillen aufhören, weil ich mit Umweltgiften zu tun hatte, die in die Milch übergehen?
Antwort: Stillen hat wohlbekannte Vorteile für Kinder und Mütter. Babys profitieren von – insbesondere längerdauerndem – Stillen durch eine Stärkung des Immunsystems. Sie haben weniger Krankheiten und Infektionen (z.B. Mittelohrentzündungen), das Risiko für die Entwicklung von Übergewicht und Krebserkrankungen wird herabgesetzt, die Hirnentwicklung wird gefördert.
Auch wenn manche Umweltgifte in die Muttermilch übergehen, wiegen die Vorteile des Stillens schwerer als die zumeist allenfalls grenzwertigen Wirkungen von toxischen Substanzen. Nur bei sehr massiven Expositionen ist vom Stillen abzuraten.
Soll ich meine Muttermilch auf Schadstoffe untersuchen lassen?
Antwort: Nein. Spuren von vielen Schadstoffen sind immer in der Muttermilch enthalten.
Die Messungen sind aufwendig und schwierig. Selbst wenn Schadstoffe gefunden werden, können in der Regel keine Grenzwerte angegeben werden, oberhalb derer mit Schäden zu rechnen ist.
Die Vorteile des Stillens sind bedeutender als mögliche schadstoffbedingte Risiken.
Frage: Kann eine Behandlung mit Chelaten (die Metalle ausleiten sollen) bei Autismus hilfreich sein?
Antwort: Es gibt keine Medikamente, die bei Autismus wirksame Abhilfe bringen.
Verhaltenstherapie kann die Symptomatik bessern. Derart in der Entwicklung eintretende Besserungen von Symptomen bei Kindern mit Autismus werden mitunter medikamentösen Behandlungen zugeschrieben; das ist wissenschaftlich nicht belegt. Forschungsergebnisse sprechen nicht dafür, dass eine Belastung mit Metallen etwas mit Autismus zu tun hat.
Die Behandlung mit Chelaten, die Metalle „ausleiten“ sollen, ist gefährlich und wird nicht empfohlen.
Ist Shishah-Rauchen weniger schädlich als das Rauchen von Zigaretten?
Antwort: Shishah-Rauchen ist wahrscheinlich schädlicher als das Rauchen von Zigaretten.
Bei einer typischen Shishah-Sitzung wird über hundertmal mehr Rauch inhaliert als bei dem Rauchen einer Zigarette. Das Wasser entfernt nicht die giftigen, krebserregenden Chemikalien und Metalle und das bei der Verglühung der Holzkohle entstehende Kohlenmonoxid.
Quelle:
R. Etzel, S. Balk (Hrsg.):
Protecting Your Child's Health: Expert Answers to Urgent Environmental Questions
Hrsg: American Academy of Pediatrics (20. Oktober 2020)
Ruth A. Etzel ist eine international anerkannte Kinderärztin, Umweltepidemiologin und Spezialistin für Präventivmedizin. Sie war von 1986 bis 1995 Mitglied des AAP-Ausschusses für Umweltgesundheit und von 1995 bis 1999 dessen Vorsitzende. Von 2009 bis 2012 leitete sie die Aktivitäten der Weltgesundheitsorganisation zum Schutz von Kindern vor Umweltgefahren. Sie ist Mitherausgeberin des Lehrbuchs für Umweltgesundheit von Kindern.
Sophie J. Balk ist allgemeine Kinderärztin am Kinderkrankenhaus in Montefiore und Professorin für Pädiatrie am Albert Einstein College für Medizin in Bronx, NY. Sie ist ehemaliges Mitglied und Vorsitzende des AAP-Rates für Umweltgesundheit und ehemaliges Mitglied des Exekutivausschusses der AAP-Sektion für Tabakkontrolle.
Infos zum Buch und zu den Autorinnen (engl.)
Stand: 29. November 2021 - 9:59 Uhr