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Häufigkeit und Diagnose
International
Asthma bronchiale ist zur häufigsten chronischen Erkrankung im Kindes- und Jugendalter geworden. Die Häufigkeit (Prävalenz) nimmt insbesondere innerhalb der ersten zehn Lebensjahre zu.
Genetische Faktoren und Umwelteinflüsse haben einen wesentlichen Einfluss auf den Ausbruch der Erkrankung. Die “International Study of Asthma and Allergies in Childhood” (ISAAC-Studie) hat das weltweit sehr unterschiedliche Vorkommen von Asthma im Kindes- und Jugendalter (ISAAC Steering Committee 1998) untersucht. Länder mit der höchsten Verbreitung waren Australien, Neuseeland und Großbritannien.
Länder mit der geringsten Verbreitung waren Entwicklungsländer, allerdings mit Ausnahmen wie etwa Peru, und osteuropäische Länder. In Europa gibt es ein Ost-West-Gefälle.
Deutschland
„Asthma ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen, die bei ca. 10 % der kindlichen und 5 % der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland vorkommt. Im Kindesalter ist es die häufigste chronische Erkrankung überhaupt. Auch bei älteren Patienten ist Asthma eine häufige und in der Mehrzahl der Fälle gut behandelbare Ursache von Atembeschwerden.“ (Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma 2013)
In Deutschland hat sich das Ost-West-Gefälle inzwischen relativiert. Zur Zeit der Wiedervereinigung litten in Westdeutschland noch 9,3 % der neun- bis elfjährigen Kinder an Asthma, in Ostdeutschland waren es 7,2% (Mutius 1994).
Der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) aus dem Jahr 2007 stellte fest, dass in Westdeutschland 4,7% und in Ostdeutschland 5,0% aller Kinder an Asthma erkrankt sind (Schlaud et. al. 2007).
Laut der zwischen 2008 und 2011 durchgeführten DEGS-Studie liegt die Lebenszeitprävalenz für Bronchialasthma bei 8.6% (Haftenberger et al.).
Wird Asthma häufiger?
Asthma hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Das zeigten 1973 und 1988 epidemiologische Studien der Arbeitsgruppe um Burr. Untersuchungen vor und nach der Wiedervereinigung in Deutschland ergaben, dass sich die neuen Bundesländer beim allergischen Schnupfen und der atopischen Sensibilisierung an die alten Bundesländer anglichen. Das galt aber noch nicht für das Asthma bronchiale (von Mutius 1998). Inzwischen scheint sich in Deutschland der Trend umzukehren (Schlaud et. al. 2007).
Ein Vergleich zwischen KiGGS Basiserhebung (Erhebungszeitraum 2003-2006) und KiGGS Folgebefragung (Erhebungszeitraum 2009-2012) bestätigt die Ergebnisse um die Arbeitsgruppe Burr. Die Langzeitprävalenz von Asthma („jemals Asthma gehabt“) stieg von 4,7 % auf 6,3 %; die 12-Monats-Prävalenz (wie viele Teilnehmer waren in den letzten 12 Monaten noch von der Erkrankung betroffen) stieg von 3,0 % auf 4,1 %.
Kinder vom Bauernhof
Das Leben auf dem Bauernhof schützt vor Asthma, wie Studien ergaben. Sie zeigten, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, seltener einen allergischen Schnupfen, Asthma oder eine atopische Sensibilisierung aufweisen, als Kinder, die zwar auf dem Dorf, aber nicht auf einem Bauernhof leben.
Woran das im Einzelnen liegt, ist bislang ungeklärt. Eine große Rolle scheinen die Bakterien zu spielen, mit denen sich der Organismus der Kleinen auseinandersetzt, wenn sie sich im Stall aufhalten. Das gilt insbesondere in den ersten zwölf Lebensmonaten.
Auch die andere Ernährungsweise der Bauernfamilien und die höhere Zahl von Geschwistern, wodurch die Kinder mehr Infektionen haben, könnten von Bedeutung sein.
Sterblichkeit
In Deutschland liegt die Sterblichkeit (Mortalität) bei derzeit ein bis drei Kindern pro hunderttausend im Jahr. In vielen Ländern, zum Beispiel auch in den USA, steigt die Sterblichkeit in den letzten Jahren an.
Als Risikofaktoren gelten neben einer starken bronchialen Überempfindlichkeit die mangelnde Bereitschaft, sich an die vom Arzt empfohlene Therapie zu halten (schlechte Compliance) und eine schlechte ärztliche Überwachung.
Anamnese
Der Arzt stützt seine Diagnose auf die Vorgeschichte (Anamnese). Dazu wird er den Betroffenen bzw. die Eltern des betroffenen Kindes fragen, wie, wann und wie häufig folgende Symptome auftreten:
- Husten, zum Beispiel auch nach körperlicher Belastung, bei bestimmten Wetterlagen oder nach dem Eisessen
- pfeifende Geräusche beim Atmen
- Atemnot
- Stechen in der Brust
- Kurzatmigkeit bei körperlicher Belastung
- nächtliche Beschwerden
- Zahl und Dauer der durchgemachten Infekte.
Je genauer Eltern und Betroffene auf solche Symptome achten, desto besser kann der Arzt daraus seine Schlüsse ziehen. Sehr wichtig sind auch begleitende Fragen nach Allergien und allergischen Erkrankungen wie zum Beispiel chronische Rhinitis allergica (Heuschnupfen) oder atopisches Ekzem (Neurodermitis/Atopie). Der Arzt wird von den Eltern wissen wollen, ob es in der Familie schon Allergiker gibt, denn mit jedem Elternteil, der eine Allergie hat, steigt die Wahrscheinlichkeit für das Kind, dass es ebenfalls Allergiker/Asthmatiker wird.
Wichtig sind für den Arzt auch Dinge wie Rauchen oder die Belastung durch Allergene von zum Beispiel Haustieren, das Vorhandensein von verarbeiteten Tiermaterialien wie Felle, Federn, Wolle Hausstaubmilben – insbesondere im Bett – sowie das Auftreten von Schimmelpilzen im häuslichen Umfeld.
Körperliche Untersuchung
Bei der körperlichen Untersuchung
- untersucht der Arzt die Organe, indem er die Körperoberfläche abklopft,
- hört er Herz und Lunge ab,
- achtet er auf die Atmung in Ruhe,
- schaut er, welche Form der Brustkorb hat,
- kontrolliert er die Körpergröße; bei chronischem Sauerstoffmangel kann das Wachstum zurückbleiben; wird das Kind medikamentös richtig eingestellt, hat es aber gute Chancen, aufzuholen!,
- betrachtet er die Haut; auffällige Trockenheit, eine doppelte Lidfalte und eingerissene Ohrläppchen können Anzeichen einer atopischen Dermatitis sein,
- und er achtet auf Zeichen der behinderten Nasenatmung wie Mundatmung oder eine erweiterte Nasenmuschel.
Laboruntersuchung
Eine Laboruntersuchung ist notwendig, wenn nicht ganz sicher ist, dass das Kind tatsächlich an Asthma leidet. Normalerweise kann dies jedoch bereits durch die Anamnese, die körperliche Untersuchung und den Lungenfunktionstest geklärt werden.
Bestandteile einer Laboruntersuchung sind ein großes Blutbild, die Untersuchung auf Immunglobuline (Ig) A, M, G, E sowie der Nachweis von Allergien mittels spezifischem IgE.
Röntgenuntersuchung
Eine Röntgenuntersuchung etwa der Lunge in zwei Ebenen wird bei der Erstuntersuchung normalerweise nur bei Patienten mit atypischen oder zusätzlichen Symptomen in Erwägung gezogen.
Lungenfunktionstest
Der Lungenfunktionstest dient hauptsächlich dazu, das Maß der Überempfindlichkeit des Bronchialsystems festzustellen (Lindemann 1997). Am sinnvollsten ist der Lungenfunktionstest mittels Bodyplethysmographie. Erfahrene Untersucher können damit schon kleine Patienten ab drei Lebensjahren untersuchen. Die Bodyphlethysmographie wird nur vom Lungenfacharzt durchgeführt und meist auch nur, wenn andere Lungenfunktionsmessungen kein Ergebnis brachten.
Aussagekräftig ist auch die Aufzeichnung des Luftflusses beim Ein- und Ausatmen. Mittels der Fluss-Volumen-Spirometrie können auch geringe Veränderungen der Lungenfunktion und Verengungen der kleinen Atemwege dokumentiert werden.
Provokationstests auf dem Laufband oder an der kalten Luft sind wichtig, weil viele Patienten in Ruhe eine normale Lungenfunktion haben.
Da bei Kindern oft Allergien die Asthma-Symptome auslösen, macht der Arzt zudem spezielle Allergie-Tests. Zur Verfügung stehen hier Haut-Tests wie Pricktest, Intracutantest, Epikutantest, Blut-Tests wie die oben schon genannten IgE oder Rast-Test, Auslass- oder Provokationstests, nasale oder inhalative Provokations-Tests (Berdel 1999).
Um eine Mucoviscidose (cystische Fibrose CF) auszuschließen, kann der Arzt außerdem eine Iontophorese veranlassen. Mit diesem Verfahren misst man den Salzgehalt im Schweiß.
Differenzialdiagnose
Es gibt eine ganze Reihe von Krankheiten der Atemwege, die gleiche oder ähnliche Symptome wie das Asthma bronchiale zeigen können:
- Aspiration, also Atembeschwerden nach dem Einatmen eines Fremdkörpers
- Bronchiektasen (Aussackungen der Lungenbläschen)
- Chronisch obstruktive pulmonale Erkrankung (COPD) („Raucherlunge“)
- Entwicklungsstörungen (andere als durch Asthma bedingte)
- Gastroösophagealer Reflux
- Herzerkrankung
- Hyperventilation
- Immundefekte
- Interstitielle Lungenerkrankungen, u. a. exogene allergische Alveolitis (Farmerlunge)
- Kehlkopf-Veränderungen (u. a. Hämangiome)
- Lungenarterienembolie
- Neuromuskuläre Erkrankungen
- Postinfektiöse Störungen, also Störungen nach einem Infekt
- Spontanpneumothorax
- Stimmbanddysfunktion
- Tuberkulose
- Tumor (Kehlkopf, Trachea (Luftröhre), Lunge)
- Zilienfunktionsstörung
- Zystische Fibrose (CF) (Mukoviszidose)
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Autor/innen: Dr. S. Schmidt | J. Linnemann, M. Sc. Zuletzt aktualisiert: 21.06.2023