Immunglobuline G (IgG)

Was sind Immunglobuline?

Immunglobuline sind Abwehrstoffe des Immunsystems. Sie lassen sich in verschiedene Gruppen unterteilen (IgG, -A, -M, -E, -D), die wiederum eigene Subgruppen besitzen. IgG (auch Gammaglobulin genannt) ist die wichtigste Gruppe, da es im Blut in größeren Mengen vorkommt (Hohmann-Jeddi 2011).

IgG-Antikörper-Test

Auf der Suche nach einer schnellen und einfachen Klärung ihrer Symptome können Patienten auf den IgG- bzw. den IgG4-Antikörper-Test als angepriesene Nachweismethode für Nahrungsmittelunverträglichkeiten stoßen. Inzwischen gibt es europaweit kommerzielle Labore, die in großem Maßstab Blutuntersuchungen auf IgG-Antikörper anbieten. Für die Kosten der Untersuchung muss der Patient selbst aufkommen (Stapel et al., 2009).

Problematisch ist die falsche Interpretation eines positiven IgG-Nachweises. Sie dient als Begründung für oft ungerechtfertigte und häufig einschneidende Diäten. Diese führen zu einem erhöhten Leidensdruck der Patienten, zu eingeschränkter Lebensqualität und im Extremfall zu einer gefährlichen Mangelernährung. Manchmal wird den Patienten auch teure "Nahrungsergänzung" angeboten, "um den Mangel auszugleichen".

IgG-Bestimmung als Diagnose von Nahrungsmittelallergien?

IgG4-Antikörper gegen Nahrungsmittel sind nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen kein Indikator für eine Nahrungsmittelallergie. Vielmehr ist ihre Bildung eine natürliche Reaktion des Immunsystems auf Nahrungsmittelbestandteile. Fachleute lehnen daher Blutuntersuchungen auf IgG- oder IgG4-Antikörper als Beweis für eine Nahrungsmittelallergie strikt ab (Kleine-Tebbe et al., 2009).

Sinnvolle IgG-Untersuchungen

Es gibt Krankheitsbilder bei denen der Nachweis von antigenspezifischen IgG-Antikörpern sinnvoll und wichtig ist, z.B. bei Verdacht auf eine Sonderform der Allergie (Typ III). Ein typisches Beispiel für diese Erkrankung ist die sogenannte Farmer-Lunge (exogene allergische Alveolitis).

Es gibt zahlreiche Verfahren zur qualitativen (nachweisenden) und quantitativen (messenden, zählenden) Bestimmung der IgG-Antikörper:
Qualitative Verfahren:
Immunelektrophorese und gekreuzte Immunelektrophorese
Quantitative Verfahren:
Radioimmunoassay (RIA), Enzymimmunoassay (EIA) und Enzyme-Linked-Immunosorbent-Assay (ELISA) (Renz, et al., 2009).

IgG4-Antikörper gegen Nahrungsmittel sind nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen kein Indikator für eine Nahrungsmittelallergie. Vielmehr ist ihre Bildung eine natürliche Reaktion des Immunsystems auf Nahrungsmittelbestandteile. Fachleute lehnen daher Blutuntersuchungen auf IgG- oder IgG4-Antikörper als Beweis für eine Nahrungsmittelallergie strikt ab (Kleine-Tebbe, et al., 2009).

Literatur: 

Hohmann-Jeddi, C. (2011): Angeborene Immundefekte – Fehlende Antikörper ersetzen. Pharmazeutische Zeitung 24/2011. URL: http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=38241 (im Oktober 2016).

Kleine-Tebbe, J., Ballmer-Weber, B., Beyer, K., Erdmann, S., Fuchs, T., Henzgen, M., et al. (2009). In-vitro-Diagnostik und molekulare Grundlagen von IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergien. Allergo-Journal, 18 (2), 132-146.

Kleine-Tebbe, J., Reese, I., Ballmer-Weber, B. K., Beyer, K., Erdmann, S., Fuchs, T., et al. (2009). Keine Empfehlung für IgG- und IgG4-Bestimmungen gegen Nahrungsmittel. Leitlinie. Allergo Journal, 18 (4), 267-268.

Niggemann, B., Beyer, K., Erdmann, S., Fuchs, T., Kleine-Tebbe, J., Lepp, U., et al. (2011). Standardisierung von oralen Provokationstests bei Verdacht auf Nahrungsmittelallergie. Allergo Journal 20, 149-160.

Renz, H., Biedermann, T., Bufe, A., Eberlein, B., Jappe, U., Ollert, M., et al. (08 2009). In-vitro-Allergiediagnostik. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF): www.awmf.org

Stapel, S. O., Asero, R., Ballmer-Weber, B. K., Knol, E. F., Strobel, S., Vieths, S., et al. (2009). IgG4-Bestimmungen gegen Nahrungsmittel werden nicht zur Diagnostik empfohlen. Allergo Journal, 18 (4), 268-273

Stand: 24. Oktober 2016 - 11:18 Uhr

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