Häufigkeit, Prognose und Therapie

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Häufigkeit, Prognose und Therapie

Häufigkeit

In den USA und in England leiden deutlich mehr Menschen an einer Erdnussallergie als in Deutschland. In Europa leiden, Schätzungen zufolge, 1,3 bis 8 Prozent der Kinder und 0,3 bis 2,4 Prozent der Erwachsenen an Nahrungsmittelallergien.

Neben Hühnerei, Milch, Meeresfrüchten und Sellerie gehören Baum- und Erdnüsse zu den Hauptauslösern. In Großbritannien hat sich die Zahl der Erdnussallergiker von 1989 bis 1995 fast verdreifacht. In den USA schätzt man, dass 1,5 Millionen Menschen an Erdnussallergien leiden und 50-100 Menschen pro Jahr an diesen Allergien sterben.

Auch in Deutschland sind Todesfälle durch Erdnussallergien bekannt. Es gibt allerdings keine genauen Daten über die Häufigkeit von Erdnussallergien. Da zurzeit auch noch keine Daten darüber vorliegen, wie häufig schwere anaphylaktische Reaktionen bei uns sind, lässt sich somit auch nicht sagen, wie häufig diese Reaktionen durch Erdnuss hervorgerufen werden.

Wie alle anderen Allergien scheinen auch Erdnussallergien häufiger in westlichen Ländern aufzutreten, obwohl der Verzehr von Erdnüssen auch in Afrika und Asien verbreitet ist. In Amerika werden Erdnüsse vor allem roh oder geröstet verzehrt, wogegen es in vielen anderen Ländern üblich ist, sie zu kochen oder zu frittieren. Möglicherweise erhöht das Röstverfahren die Allergiegefahr.

Prognose

Die Prognose der Erdnussallergie ist schlechter als dies bei anderen Nahrungsmittelallergien im Kindesalter (z. B. der Milch- oder Eiallergie) der Fall ist. Nur ca. 25 Prozent der Kinder mit Erdnussallergie entwickeln im Laufe der Jahre eine Toleranz. Bei Allergien gegen Milch, Ei, Soja und Weizen können es bis zu 80 Prozent sein.

Therapie der Erdnussallergie

Die drei Säulen der Behandlung einer Erdnussallergie sind:

Meiden – Medikamente geben – Hyposensibilisieren.

Das Erdnussallergen zu meiden ist aufgrund des verbreiteten und häufig versteckten Einsatzes der Erdnuss leider kaum möglich. Medikamente dienen fast ausschließlich der Behandlung bereits erfolgter allergischer Reaktionen. Wer bereits einmal mit einem allergischen Schock auf Erdnüsse reagiert hat, muss zukünftig ein entsprechendes Notfallset bei sich tragen. Dieses verordnet der Arzt. Weitere Informationen hierzu finden Sie auf Allum unter „Anaphylaktische Reaktion: Häufigkeit, Diagnose und Therapie“.

Für Schulen und Kitas sowie zur privaten Nutzung stellt der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) Notfallpläne als Plakat und als Download-Datei bereit.

Betroffene sollten auch die Menschen in ihrer Umgebung (Familie, Freunde, Lehrer evtl. Kollegen) über ihre Erdnussallergie und die möglichen Folgen informieren.

Medikamente in der Forschung

Die Hoffnung für die Zukunft liegt auf der Entwicklung einer wirksamen Hyposensibilisierung. Erste Studien hierzu zeigten aber noch zahlreiche Nebenwirkungen. Vielerorts forscht man derzeit danach, das Erdnussallergen so zu verändern, dass anaphylaktische Reaktionen bei der Hyposensibilisierung vermieden werden. Denkbar ist auch, gentechnisch veränderte Erdnüsse zu produzieren, die die bekannten Allergene nicht mehr enthalten.

Lebensmittelauswahllisten

Es gibt in der Literatur (z. B. vom Arbeitskreis Diätetik in der Allergologie 2003 und 2006) eine Lebensmittelauswahlliste für erdnussfreie Diät. Fragen Sie Ihren Arzt danach.

Eine solche Liste allein ist aber meist nicht ausreichend hilfreich. Sinnvoll und wichtig ist eine Diät- und Ernährungsberatung damit eine optimale Nahrungsmittelauswahl der notwendigen erdnussfreien Diät, angepasst an die speziellen Ernährungsvorlieben des Betroffenen, erfolgen kann.

Die Beratung sollte am besten von in Allergiefragen geschulten Ernährungsberatern durchgeführt werden. Adressen finden Sie unter anderem bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V.

Ergänzende Informationen:

TNX-901: Nahrungsmittelallergikern könnte aber auch eine neue Substanz, TNX-901, helfen. Versuche mit diesem Antikörper, der gegen menschliche Allergie-Antikörper wirkt, zeigten, dass Patienten, die vorher bei einer halben Erdnuss allergisch reagierten, bis zu acht Erdnüsse tolerierten. TNX-901 ist außerhalb der Forschung aber noch nicht verfügbar (Leung 2003). Eine vergleichbare Substanz (Omalizumab) ist in den USA zur Behandlung von allergischem Asthma, aber nicht von Nahrungsmittelallergien zugelassen. Diese Einschränkung, der sehr hohe Preis sowie die Notwendigkeit regelmäßiger Injektionen begrenzen die Einsatzmöglichkeit.

Ist eine orale Immuntherapie die Therapie der Zukunft?

In einer britischen Studie wurde die Wirksamkeit einer oralen Immuntherapie untersucht. 22 Kinder erhielten Erdnussproteine. Die Dosis konnte in zweiwöchigen Intervallen bei 19 Kindern auf 800 mg/Tag (etwa fünf Erdnüsse) sowie bei zwei Kindern auf 200-400 mg/Tag gesteigert und weitere 30 Wochen verabreicht werden. Ein Kind schied vorzeitig aus der Studie aus. Die Forscher sind der Meinung, dass alle 21 Kinder mit Abschluss der oralen Immuntherapie bei einem ungewollten Verzehr von erdnusshaltigen Lebensmitteln vor einer allergischen Reaktion geschützt sind.

In einer anderen Studie wurde nach Abschluss der oralen Immuntherapie und einer zweiwöchigen Pause eine Provokation durchgeführt. Einige Kinder tolerierten nach diesen zwei Wochen im Vergleich zur Erhaltungsdosis am Ende der Therapie weniger Erdnussproteine. Die genaue Ursache kann aufgrund der fehlenden Kontrollgruppe nicht genau bestimmt werden.

Obwohl sich die orale Immuntherapie sehr erfolgversprechend anhört, darf nicht vergessen werden, dass sie gefährlich sein kann. In verschiedenen Studien sind regelmäßig Nebenwirkungen aufgetreten. Mehrere Kinder mussten daher die orale Immuntherapie vorzeitig abbrechen. Für eine praktische Anwendung liegen bisher zu wenig Daten vor. Zuerst müssen umfangsreiche Studien mit Kontrollgruppen zum Risiko-/Nutzenverhältnis durchgeführt werden.

Autor/innen: Dr. S. Schmidt | J. Linnemann, M. Sc. | J. Kiel, M. Sc.    Zuletzt aktualisiert: 21.06.2023

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