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Häufigkeit und Diagnose
Häufigkeit von Pollenallergien
Pollenallergien im Kindes- und Erwachsenenalter nehmen in den letzten Jahren zu. Nach Angaben des KiGGS (Kinder- und Jugendgesundheitssurvey) aus den Jahren 2006 und 2007 litten 10,7% der Kinder in Deutschland bereits einmal in ihrem Leben an Heuschnupfen. Jungen (mit 12,5%) erkranken scheinbar häufiger als Mädchen (mit 8,9%). 8,7% der Kinder hatten in den letzten 12 Monaten, das heißt akut Heuschnupfen (Jungen: 10,0%, Mädchen: 7,4%).
Bei Mädchen scheint sich Heuschnupfen etwas später zu manifestieren oder wird erst später diagnostiziert.
Bei Erwachsenen wurde in verschiedenen epidemiologischen Studien eine Häufigkeit zwischen 13 und 24 % festgestellt. Bei 30% der Patienten entwickelt sich innerhalb von 10 Jahren ein Asthma bronchiale.
Nicht eindeutig zu beantworten ist die Frage, warum Allergien und gerade Pollenallergien zunehmen. Ob die Anzahl von pollentragenden und -verbreitenden Pflanzen angestiegen ist, ist nicht klar. Dass der Pollengehalt in der Luft zunimmt, konnte aber verzeichnet werden.
Die Ursachen dafür sind ebenfalls noch nicht geklärt. Diskutiert wird – gerade in den Städten – ein Zusammenhang mit zunehmendem “Stress” vor allem der Bäume durch Außenluft- und möglicherweise auch Bodenschadstoffe. Dieser Stress führt zu Veränderungen der Pollen und insbesondere der Stärke der Pollenallergene.
Somit ist es möglich, dass bei gleichbleibender Baumanzahl, sich die Pollen- und Allergenmenge, die von diesen Bäumen abgegeben wird, deutlich erhöht und somit für die Betroffenen eine stärkere Symptomatik provoziert wird. Gerade in städtischen Regionen wird hier eine Ursache für die Zunahme intensiverer Pollenbeschwerden gesehen.
Daneben spielen aber auch das Nährstoffangebot und bauliche Bedingungen für die Bäume eine Rolle. Pflanzen geben ihre Pollen dann ab, wenn die klimatischen Gegebenheiten optimale Bedingungen für eine Verbreitung und Fortpflanzung bieten. Klimatische Veränderungen können somit auch als Ursache für veränderten Pollenflug und Änderungen der Beschwerden von Pollenallergikern bedeutsam sein.
Diagnose der Pollenallergie
Wichtig ist die genaue Beobachtung der Beschwerden (Anamnese). Beim Heuschnupfen muss ein zeitlicher Zusammenhang zwischen Allergenbelastung durch Pollenflug und Symptomen bestehen. Das Führen eines Symptomtagebuchs kann dabei sehr hilfreich sein.
Allergietestungen (Pricktest, Bestimmung des spezifischen IgE im Blut, Provokationstestungen) müssen dann den Verdacht auf eine Sensibilisierung gegen die verdächtigten Pollen bestätigen.
Ein positiver Allergietest allein beweist nicht das Vorliegen einer Allergie. Anamnese und Testergebnis müssen zusammenpassen. Nur in fraglichen Fällen muss eine direkte Provokationstestung die Allergie nachweisen oder ausschließen. Dabei wird die Nasenschleimhaut oder die Bindehaut des Auges des Patienten kontrolliert mit dem verdächtigten Allergen in Kontakt gebracht und die auftretenden Reaktionen beobachtet.
Therapie der Pollenallergie
Auslöservermeidung
Auslöservermeidung ist ein wichtiger Baustein der Therapie. Sie umzusetzen ist bei Pollenallergien allerdings nur in geringem Maße und oft nur individuell im häuslichen Bereich möglich.
Tipps zur Vermeidung bzw. Reduzierung von Auslösern finden Sie auf der Unterseite “Tipps für Pollenallergiker“.
Medikamentöse Therapie
Pollenallergikern steht eine Vielzahl sehr wirksamer und nebenwirkungsarmer Medikamente zur Verfügung, um vorbeugende und Symptome bekämpfende Behandlungen durchzuführen. Prinzip der Therapie ist frühzeitig vorbeugend eine regelmäßige Schutztherapie mit Medikamenten durchzuführen. Näheres finden Sie in folgenden Artikeln in diesem Portal:
- Allergischer Schnupfen (allergische Rhinitis)
- Allergische Bindehautentzündung (allergische Konjunktivitis)
Beschreibungen der Therapie finden sich z.B. auch bei Netdoktor, bei Onmeda oder auch unter www.pollenstiftung.de.
Spezifische Immuntherapie – Hyposensibilisierung
Die akuten Beschwerden der Pollenallergie treten jedoch mit jeder neuen Pollenflugsaison erneut auf. Besser ist daher die eigentliche Ursache der Allergie mit einer Spezifischen Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung genannt, zu bekämpfen.
In der Subkutanen Immuntherapie (SCIT) werden den Betroffenen die Allergenextrakte unter die Haut (subkutan) gespritzt. Ihre Wirksamkeit ist für viele Allergene belegt (Kleine-Tebbe et al. 2009).
Eine relativ neue Therapiemöglichkeit ist die sogenannte Sublinguale Immuntherapie (SLIT). Dabei werden die Allergenextrakte als Spray, Tablette oder Tropfen unter die Zunge (sublingual) gegeben, dort eine Weile gehalten und dann geschluckt.
Die Wirksamkeit der SLIT ist für die allergische Rhinokonjunktivitis (Heuschnupfen), ausgelöst durch Gräserpollen, in mehren Studien bewiesen. Für andere Allergene (Hausstaubmilben, Tierhaare und Schimmelpilze) sind die Belege noch sehr unzureichend. Zur Behandlung von allergischem Asthma liegen noch nicht genügend Studien für eine Einschätzung der Wirksamkeit vor. Wegen der notdürftigen Datenlage empfiehlt die Leitlinie zur Spezifischen Immuntherapie die SLIT nur dann einzusetzen, wenn die SCIT nicht in Frage kommt (Kleine-Tebbe et al. 2009). Dokumentationen und andere Daten helfen eine Therapie auszuwählen.
Die Aufdosierung während der Hyposensibilisierung erfolgt im Allgemeinen vor der Pollenflugsaison. Auf diese Weise werden stärkere Nebenwirkungen durch das gleichzeitige Einwirken von natürlichen und therapeutischen Allergenen auf das Immunsystem verhindert.
Alternativ ist auch die ganzjährige Therapie möglich mit Dosisreduktion während der Saison. Ein Vergleich von präsaisonalen Behandlungen und Ganzjahrestherapien ist jedoch schwer möglich. Dafür wären langjährige und kostenintensive Studien mit fraglichem Erkenntnisgewinn notwendig.
In aktuellen Studien wird zurzeit die Wirksamkeit von Injektionen direkt in die Lymphknoten untersucht, um langwierige Hyposensibilisierungen zu verkürzen. Andere Forschungen beschäftigen sich mit der Entwicklung von gentechnisch hergestellten Allergenen. Es bleibt abzuwarten, ob sich dadurch die Wirksamkeit und Sicherheit der Hyposensibilisierung weiter verbessern lässt.
Ausführliche Informationen zur spezifischen Immuntherapie finden Sie hier.
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Autor/innen: Dr. S. Schmidt | J. Linnemann, M. Sc. | J. Kiel, M. Sc. Zuletzt aktualisiert: 23.04.2023