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Checkliste für den Besuch beim Umweltmediziner
Sie haben sich entschlossen, einen umweltmedizinisch tätigen Arzt aufzusuchen? Der folgende Text hilft Ihnen, sich auf den Besuch vorzubereiten und sagt Ihnen, worauf Sie achten müssen.
In Deutschland ist eine umweltmedizinische Beratung sowohl durch niedergelassene Fachärzte mit der Zusatzbezeichnung Umweltmedizin als auch durch Umweltmedizinische Ambulanzen und Beratungsstellen (meist in kommunaler Trägerschaft) möglich.
Diese Ärzte verfügen über eine besondere Erfahrung bei der:
- Abklärung einer vermuteten Schadstoff- oder sonstigen Umweltbelastung und ihrer Auswirkung auf die Gesundheit. Es können bereits gesundheitliche Beschwerden vorliegen, das muss jedoch nicht immer der Fall sein.
- Abklärung einer Vermutung, dass unspezifische Beschwerden und Symptome mit Umweltfaktoren zusammenhängen könnten.
- Abklärung der Frage, ob bestimmte (meist chronische) Erkrankungen durch Umweltbelastungen hervorgerufen werden können.
Wie sieht eine typische Beratung beim Umweltmediziner aus? Wie gehen umweltmedizinisch tätige Ärzte vor?
In der Umweltmedizin kommt dem Arzt-Patienten-Gespräch eine besondere Bedeutung zu. Ein erfahrener Umweltmediziner gibt Ihnen als Ratsuchendem / als Patienten zu erkennen, dass er Ihr Anliegen und Ihre Überzeugungen zur Problematik ernst nimmt. Er nimmt sich in der Regel für das Erstgespräch viel Zeit.
In diesem Gespräch klärt der Arzt gemeinsam mit Ihnen
- was Ihr genaues Anliegen ist,
- wen Sie in dieser Sache bereits konsultiert haben und welche Untersuchungen mit welchem Ergebnis bereits vorgenommen wurden,
- welche Vermutungen Sie über die Ursache Ihrer Beschwerden haben,
- über welche Informationen zur Problematik Sie bereits verfügen und wie zuverlässig diese sind,
- wie Sie die konkrete Problematik innerlich verarbeiten.
Oft werden Sie vor oder während des Erstgesprächs gebeten, einen Fragebogen auszufüllen, der Ihnen und dem Arzt helfen soll, Ihre Situation möglichst genau zu beschreiben und keine wichtigen Einflussfaktoren zu vergessen.
Der Arzt klärt gemeinsam mit Ihnen folgende Punkte:
- Welche Beschwerden und Symptome treten auf?
- Wann treten sie auf?
- Wie oft treten sie auf?
- Sind auch andere Personen betroffen?
Kommt es an bestimmten Orten und zu bestimmten Zeiten zu einer Verschlimmerung oder zu einer Verbesserung (z. B.: Besserung im Urlaub)?
Wichtige Zusatzinformationen für den Arzt sind Ihre Angaben zu Ihren Ernährungsgewohnheiten, zu Ihrem Lebensstil, zur Medikamenteneinnahme, zum Genussmittelkonsum, zum Wohnumfeld, zu Ihrer Freizeitgestaltung und zum Arbeitsplatz. Darüber hinaus sind Angaben zu Vorerkrankungen, familiären Erkrankungen, Arbeitsplatzbelastungen, psychosozialen Faktoren ggf. zu Schwangerschaft und Stillzeit wichtig.
Anschließend bespricht der Arzt mit Ihnen das weitere Vorgehen. Je nach Sachlage können weitere medizinische Untersuchungen, ein Biomonitoring (Untersuchung Ihres Körpers auf Schadstoffbelastungen), eine Ortsbegehung und umweltanalytische Umgebungsuntersuchungen sinnvoll sein.
Für die umweltmedizinische Labordiagnostik haben sich folgende Regeln als sinnvoll erwiesen (RKI-Kommission „Methoden und Qualitätssicherung in der Umweltmedizin“ 2001):
- Die Labordiagnostik ist Teil eines Stufenprogramms. Nach Anamnese und klinischer Untersuchung wird – unter Einbeziehung umweltanalytischer Befunde – die Labordiagnostik festgelegt.
- Die Labordiagnostik muss möglichst gezielt erfolgen (keine „Schrotschussdiagnostik“).
- Vor dem Einsatz hoch spezialisierter Verfahren (z. B. SPECT) muss zunächst eine konventionelle Diagnostik erfolgen.
- Es sollten nur erprobte Methoden mit geprüfter analytischer und diagnostischer Qualität und in Übereinstimmung mit der jeweiligen Fragestellung benutzt werden. Diagnostische Verfahren ohne ausreichende wissenschaftliche Begründung sollten nicht zum Einsatz kommen.
- Es sollten nur Methoden eingesetzt werden, für die auf Einzelpersonen anwendbare Referenzwerte vorliegen.
- Laborbefunde sollten kritisch interpretiert werden (der alleinige Nachweis eines Fremdstoffs ist nicht gleichzusetzen mit einer schädigenden Wirkung).
- Labordiagnostik und Umweltanalytik sollten auch unter Kostenaspekten besprochen werden.
Es kann sein, dass während des Erstgesprächs deutlich wird, dass der Arzt und Sie als Ratsuchender/Patient recht unterschiedliche Auffassungen darüber haben, woher Ihre Beschwerden kommen können, wie man sie am besten diagnostiziert und therapiert. Oft geht es hier um Vorgehensweisen der wissenschaftlich orientierten Medizin einerseits und alternative Untersuchungs- und Behandlungsverfahren andererseits. Ein erfahrener Umweltmediziner wird in diesem Fall die unterschiedlichen Sichtweisen offen ansprechen und im Bündnis mit Ihnen das weitere diagnostische und therapeutische Vorgehen festlegen.
Dieses „Arbeitsbündnis“ ist auch und gerade dann sinnvoll, wenn im Verlauf des Gesprächs der Arzt die Möglichkeit in Betracht zieht, dass Ihre Beschwerden psychosomatisch oder psychisch bedingt sein können, während Sie davon überzeugt sind, dass sie aus der Umwelt herrühren. Hier ist die Verständigung zwischen dem Arzt und Ihnen als Ratsuchenden/Patienten darüber, dass umweltbedingte Gesundheitsstörungen sowohl eine körperliche als auch eine psychische Komponente haben können, wichtig. In diesem „Arbeitsbündnis“ können der Arzt und Sie gemeinsam festlegen, dass zu einem geeigneten späteren Zeitpunkt eine psychotherapeutische Untersuchung und Betreuung sinnvoll sein kann.
Eine Liste der umweltmedizinischen Beratungsstellen und Ambulanzen finden Sie hier.
Literatur
ÄZQ (2008): Woran erkennt man eine gute Arztpraxis? Checkliste für Patientinnen und Patienten.
www.patienten-information.de/arztcheckliste
Beyer, A. und A. D. Kappos (2002): Praktische Hinweise für die Arzt-Patienten-Kommunikation. Anhang: Checkliste für das ärztliche Gespräch im Rahmen des umweltmedizinischen Untersuchungsganges. In: Folgelieferung 1/2002 zum Springer Loseblatt-System „Praktische Umweltmedizin”. Hrsg.: A. Beyer, D. Eis. Springer Verlag, Sektion 11.03.
Kommission „Methoden und Qualitätssicherung in der Umweltmedizin“ (2001): Untersuchungsgang in der Umweltmedizin. Bundesgesundheitsbl-Gesundheitsforsch-Gesundheitsschutz 44:1209-1216.
Autor/innen: Zuletzt aktualisiert: 16.04.2023