Exposition

Freisetzung von Bisphenol A (BPA) aus Polycarbonat, Epoxiden und Thermopapier

Im Polycarbonat  liegt Bisphenol A als sogenanntes Polymer vor. Hier ist Bisphenol A chemisch fest gebunden. Nur unter ziemlich extremen Bedingungen kann es herausgelöst werden.

Die Freisetzung (Migration) von Bisphenol A aus polycarbonat-basierten Gegenständen, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, ist vielfach untersucht worden (vgl. Zusätzliche Informationen und "Medienspiegel"). In typischen Nutzungsszenarien wird der Grenzwert laut Bedarfsgegenstände-Verordnung weit unterschritten.
Auch die Menge an BPA, der man durch den Kontakt mit Medizinprodukten ausgesetzt ist, wird als sicher betrachtet, da sie unter den Grenzwerten liegt.  

Auch in Epoxidharzen liegt Bisphenol A polymerisiert (also fest gebunden) vor.

Im Thermopapier ist Bisphenol A  nicht chemisch gebunden, kann also relativ leicht freigesetzt werden. Fachleute stufen diesen Belastungspfad als bedeutsam ein (Einzelheiten siehe weiter unten). Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA merkt in ihrer neuesten Bisphenol-A-Bewertung (Januar 2015) kritisch an, dass bisher kaum Daten darüber vorliegen, wieviel Bisphenol A bei Hautkontakt mit Thermopapier tatsächlich in den Körper aufgenommen wird (EFSA 2015).

Exposition

Woher stammt die Bisphenol A-Belastung bei Kindern und Erwachsenen?

Die Europäische Kommission und auch das deutsche Umweltbundesamt gehen davon aus, dass Bisphenol A hauptsächlich über Lebensmittel aufgenommen wird. Andere gelegentlich diskutierte Bisphenol-Quellen spielen umweltmedizinisch kaum eine Rolle. Die Höhe der dermalen Aufnahme über Kontakt mit Thermopapier ist allerdings noch offen (EFSA 2015).

Wie hoch ist die tägliche Aufnahmemenge?

Fachleute  schätzen die tägliche Aufnahmemenge auf 0.03 bis 0.07 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag. Demnach würde ein 70 kg schwerer Erwachsener täglich etwa 2-5 Mikrogramm Bisphenol A aufnehmen.

Die Europäische Kommission rechnet in ihrer Risikobewertung (EU 2010, S. 246) mit folgenden "worst case"-Aufnahmemengen für Bisphenol A:

  • Säuglinge (6 - 12 Monate alt):  40 Mikrogramm BPA pro Tag
  • Kleinkinder (1.5 - 4.5 Jahre):    200 Mikrogramm BPA pro Tag
  • Erwachsene:                             100 Mikrogramm BPA pro Tag (ohne Weinkonsum)
  • Erwachsene:                             600 Mikrogramm BPA pro Tag (mit Weinkonsum)
Zusätzliche Informationen: 

In typischen Gebrauchssituationen liegt die Freisetzung unter 3 Mikrogramm Bisphenol A pro Kilogramm Lebensmittel, sie ist also sehr gering. Erst unter extremen Bedingungen (in Gegenwart von 60 Grad heißem Alkohol über 24 Stunden) kann sie in Einzelfällen Werte über 20 Mikrogramm Bisphenol A pro Kilogramm erreichen (Europäische Union 2001).

Zur Freisetzung von Bisphenol A aus Polycarbonat-Babyflaschen siehe Text "Bisphenol A in Babyflaschen".

Bedarfsgegenstände-Verordnung

Nach Sichtung der vielfältigen Studien zur Bisphenol A-Freisetzung aus Polycarbonat kann zusammenfassend gesagt werden, dass unter ungünstigsten Bedingungen mit einem Übertritt von 10 Mikrogramm Bisphenol A in 1 Kilogramm Lebensmittel gerechnet werden müsste (SCF 2002).

Diese Menge liegt weit, nämlich 60-fach unter dem in der Bedarfsgegenstände-Verordnung festgelegten sogenannten Migrationswert. Diese Verordnung in ihrer derzeit gültigen Fassung schreibt vor, dass höchstens 600 Mikrogramm Bisphenol A auf ein Kilogramm eines Lebensmittels übergehen dürfen.

Zusätzliche Informationen: 

Innen mit Expoxidharzen beschichtete Konservendosen enthalten zwischen 5 und 38 Mikrogramm pro Kilogramm Doseninhalt (Umweltbundesamt 2010).

Eine möglicherweise bedeutsame Quelle für Bisphenol A ist Wein, der in expoxidharzbeschichteten Tanks aus Edelstahl gelagert wurde.

Bei Dialysepatienten und bei Neugeborenen auf Intensivstationen kann es über Medizinprodukte (Infusions- und Transfusionsbeutel usw.) zu einer erhöhten Belastung kommen.

Zusätzliche Informationen: 
EFSA-Expositionsabschätzung vom Sommer 2013:
 

Die EFSA hat in 2013 die Verbraucherexposition mit BPA neu bewertet. (Verpackte) Lebensmittel sind demnach - in Übereinstimmung mit EU und UBA - die bedeutendste BPA-Quelle, gefolgt von Thermopapier, allerdings ist die BPA-Verbraucherexposition geringer als bisher geschätzt wurde.

  1. "Kleinkinder und Säuglinge (im Alter von 6 Monaten bis 3 Jahren) nehmen demzufolge schätzungsweise durchschnittlich 375 Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag (ng/kg KG/Tag) über die Nahrung auf; für die Bevölkerung im Alter von über 18 Jahren (einschließlich Frauen im gebärfähigen Alter) liegt die ernährungsbedingte Exposition hingegen bei bis zu 132 ng/kg KG/Tag. Diese Schätzwerte betragen weniger als 1% der derzeitigen tolerierbaren täglichen Aufnahmemenge (Tolerable Daily Intake – TDI) für BPA (0,05 mg/kg KG/Tag), die 2006 von der EFSA festgelegt wurde.
  2. Bei allen Bevölkerungsgruppen im Alter von mehr als drei Jahren stellte Thermopapier die zweitwichtigste BPA-Quelle nach der Ernährung dar (und macht bei einigen Bevölkerungsgruppen potenziell bis zu 15% der Gesamtexposition aus)." (EFSA 2013).

Vergleich der EFSA-Schätzwerte für die ernährungsbedingte BPA-Exposition von 2006 und 2013:

  1. "Bei Säuglingen (bis zu 3 Monaten) ist die ernährungsbedingte Exposition schätzungsweise etwa 30-mal niedriger als zuvor angegeben (135 ng/kg KG/Tag im Jahr 2013 gegenüber 4.000 ng/kg KG/Tag im Jahr 2006).
  2. Bei Erwachsenen (einschließlich Frauen im gebärfähigen Alter) liegt der Schätzwert 2013 ungefähr 11-mal niedriger als 2006 (bis zu 132 ng/kg KG/Tag im Jahr 2013 gegenüber 1.500 ng/kg KG/Tag im Jahr 2006)." (EFSA 2013)

Stand: 1. Oktober 2019 - 10:16 Uhr

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