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Gesundheitsrisiken
Blei ist krebserzeugend
Blei besitzt keine physiologische Bedeutung für den Menschen. Es ähnelt chemisch vielfach dem Kalzium und stört auf diese Weise unter anderem kalziumabhängige Stoffwechsel- und Regulationsprozesse.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) stuft seit Juni 2006 Blei und seine anorganischen Verbindungen als krebserzeugend (Kategorie 2) ein. In der Kategorie 2 finden sich Stoffe, die als “krebserzeugend für den Menschen” anzusehen sind und einen nennenswerten Beitrag zum Krebsrisiko leisten.
Die EFSA (European Food Safety Agency) hat 2013 eine Wissenschaftliche Stellungnahme zu Blei in der Nahrung veröffentlicht.
Blei: Aufnahme und Verteilung im Körper*
Anorganische Bleiverbindungen werden über den Magen-Darm-Trakt zu etwa 10 Prozent (Erwachsene) und zu etwa 50 Prozent (Kind) absorbiert. Bei Personen mit einem Eisen-, Kalzium-, Zink- und Phosphatmangel ist die Bleiresorption über den Magen-Darm-Trakt noch höher. Der wichtigste Speicherort im Körper ist das Skelett: etwa 90 Prozent der Körperlast eines Erwachsenen findet sich in den Knochen. Bei Kindern beträgt dieser Anteil nur etwa 60 Prozent.
Weitere Speicherorgane sind rote Blutkörperchen (Erythrozyten), Leber und Nieren. Bleiionen können die Blut-Hirn-Schranke passieren und auch in die Muttermilch übertreten. Darüber hinaus ist Blei plazentagängig und bewirkt eine Belastung auch des Föten. Die biologische Halbwertszeit beläuft sich im Blut auf etwa 20 – 30 Tage, im Knochen auf viele Jahre. Blei wird über den Urin und über die Fäkalien ausgeschieden.
Wirkung auf Organe*
Bereits in kleinen Dosen übt Blei bei chronischer Einwirkung eine schädigende Wirkung auf das Nerven- und Blutbildungssystem sowie auf die Nieren aus. Das Nervensystem der Kinder ist gegenüber Blei besonders empfindlich. Bei chronischen Belastungen im Niedrigdosisbereich kommt es zu Intelligenz-Beeinträchtigungen um einige Punkte (etwa 2 – 4 Punkte), wenn dabei der Blutbleigehalt von 2,5 auf 10 µg/dl ansteigt. Eine Schwellenkonzentration konnte bisher nicht gefunden werden.
Blei vermindert die Hämoglobinsynthese durch Hemmung der daran beteiligten Enzyme und des Eiseneinbaus. Auch hier sind Kinder deutlich stärker gefährdet als Erwachsene.
Blei stört den Vitamin D- und den Kalzium-Stoffwechsel.
Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über Wirkungen des Bleis auf Kinder und Erwachsene in Abhängigkeit von der Konzentration im Blut:
Wirkungen von Blei auf Kinder und Erwachsene*
Wirkungen | Blutbleiwerte (Mikrogramm pro Liter) |
|
Kinder | Erwachsene | |
Störungen des Nervensystems |
50 – 470 100 – 1501 < 100 |
— — 500 300 – 700 |
Störungen der Blutbildung EP erhöht Hämatokrit/Hämoglobin erniedrigt Anämie (HKT < 35%) |
> 150 |
500 270 800 – 1000 |
Andere subtile Nierenfunktionsstörungen Blutdruckanstieg kleine Fehlbildungen (Häm- und Lymphangiome, Kryptorchismus) Geburtsgewicht vermindert Frühgeburt (< 37. SSW) Störung des Vit.-D-Metabolismus |
100 |
50 – 350 120 – 130 |
HKT= Hämatokrit IQ=Intelligenzquotient SSW=Schwangerschaftswoche
1 Vereinzelt < 100 Mikrogramm pro Liter
2 nur bei Summation einzelner Anomalien
3 Nabelschnurblut
*Nach: Kommission “Human-Biomonitoring” 1996
Endokrine Wirkungen des Bleis
Seit einiger Zeit wird über endokrine Wirkungen berichtet (Kommission Human-Biomonitoring, 2009). Blei beeinflusst die sexuelle Reifung (Pubertätseintritt, Regelblutung, Schambehaarung, Brustentwicklung) bei Mädchen wie auch die Körpergröße, Gewicht und Pubertätsbeginn bei Jungen.
Symptome einer Bleibelastung/ -vergiftung
Eine akute Bleivergiftung macht sich durch Bauchschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit und Störungen der Nierenfunktion bemerkbar. Der dunkle (dunkelblau bis schwarze) Bleisaum am Zahnfleischrand entsteht durch die Reaktion des Bleis mit Schwefelverbindungen, die bakteriell in der Mundhöhle gebildet werden. Im Blutbild fällt neben einer Anämie die basophile Tüpfelung der Erythrozyten auf, und die Aktivität eines an der Hämoglobinsynthese beteiligten Enzyms (Delta-Aminolävulinsäuredehydratase) ist erniedrigt.
Bei chronischer Bleibelastung findet man neben der Anämie auch Eßstörungen, Lethargie, leichte Reizbarkeit, Muskelschwäche, kolikartige Bauchschmerzen und als Langzeitfolge eine Intelligenzminderung.
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Autor/innen: Dr. M. Otto | Prof. K. E. von Mühlendahl Zuletzt aktualisiert: 16.04.2023