Vorkommen
Kosmetika und Waschmittel
Duftstoffe werden in erster Linie bewusst eingesetzt, um einen positiven Sinneseindruck hervorzurufen. Sie dienen dabei nicht nur dem Selbstzweck eines angenehmen Aromas. Zusätzlich sollen oft unangenehme Eigengerüche vieler Produkte verdeckt werden.
Ein wichtiges Beispiel sind Waschmittel. Wegen ihrer Herstellung aus tierischen Fettsäuren riechen die enthaltenen Tenside zum Teil etwas aufdringlich. Eine Maskierung des Tensidgeruchs durch Duftstoffe dürfte von den meisten Verbrauchern daher begrüßt werden. Dementsprechend ist es heutzutage eher schwierig, tensidhaltige duftstofffreie Seifen und Waschmittel im Handel zu finden.
Auch viele andere Produkte wie Gummi, Plastik und Klebstoffe sind nicht immer geruchsneutral und werden mit maskierenden Geruchsstoffen versetzt. Diese machen sich nicht zwangsläufig mit einem Eigengeruch bemerkbar.
Zusätzlich enthalten zahlreiche Medikamente Duft- und Aromastoffe, um den unangenehmen Geruch mancher Wirk- und Hilfsstoffe zu verdecken.
Ätherische Öle als Medikamente
Neben ihrer Eigenschaft zu riechen, haben zahlreiche Geruchsstoffe weitere davon unabhängige Effekte. Insbesondere ätherische Öle werden in der Phytotherapie eingesetzt.
Einige ätherische Öle haben haut- und schleimhautreizende Eigenschaften. Außerdem sind einige von ihnen in der Lage, das Wachstum von Bakterien, Viren oder Pilzen einzudämmen.
Für Säuglinge und Kleinkinder sind konzentrierte ätherische Öle nicht geeignet. Bitte beachten Sie hierzu unsere Tipps.
Inhalation
Ein Klassiker der Behandlung mit ätherischen Ölen ist die Inhalationstherapie bei Erkältungen. Die verwendeten ätherischen Öle wie Eukalyptus, Minze oder verschiedene Nadelöle vermehren und verflüssigen die Schleimproduktion, was das Abhusten erleichtert. Die Wirksamkeit dieser Therapie ist durch klinische Studien belegt (Mücke & Lemmen, 2011). Asthmatische Beschwerden können eventuell verstärkt werden.
Durchblutungsfördernde Mittel
Bekannt sind ätherische Öle auch für ihre wärmende Wirkung bei Verspannungen der Muskulatur. Die Reizwirkung sorgt für eine verstärkte lokale Durchblutung der Haut und der darunterliegenden Muskeln. Als durchblutungsfördernd gelten Eukalyptusöl, Terpentinöl, Rosmarinöl, Wacholderbeeröl und Wintergrünöl.
Magen-Darm
Bei Magendarmbeschwerden kommen Öle aus Fenchel, Anis, Kümmel, Pfefferminze, Orange, Ingwer, Koriander, Kardamom und Zimt zum Einsatz. Sie werden selten isoliert angewendet, sondern vielmehr als Tees eingenommen.
Antientzündliche Wirkung
Auch die entzündungshemmende Wirkung von einigen ätherischen Ölen findet in der Volksmedizin ihre Anwendung. Sitzbäder mit Kamille lindern Wunden im Intimbereich und Teebaumöl wird in der alternativen Aknetherapie verwendet. Doch es ist Vorsicht geboten: beide Öle können Allergien auslösen! Nelken und Myrrhenöl kommen wegen ihrer entzündungshemmenden Wirkung auch als Bestandteil von Mundpflegemitteln zum Einsatz.
Beruhigungsmittel
Lavendelöl wird wegen seiner beruhigenden Wirkung in der Volksmedizin bei nervösen Magendarmbeschwerden und als Einschlafmittel verwendet. Sedierende Wirkung haben auch Baldrian-, Hopfen- und Jasminöl. Ihre dämpfende Wirkung konnte im Tierversuch nachgewiesen werden (Mücke & Lemmen, 2011).
Die oben genannten ätherischen Öle sind nur einige Beispiele. Wenden Sie sich bei konkreten Fragen zur Phytotherapie bitte an einen Arzt oder Apotheker.
Innenraumluft
Für die Innenraumluft sind zweierlei Geruchsstoffe relevant: solche, die bewusst eingesetzt werden und solche, die natürlich vorkommen.
Einige Branchen setzten Duftstoffe zu Werbezwecken ein. Manche Bäckereien beduften ihre Verkaufsräume mit Substanzen, die nach frisch gebackenem Brot riechen. Cafés verteilen zusätzlich künstlichen Espressoduft im Raum und Autohäuser setzen den Geruch von frischem Leder ein, um ihre Fahrzeuge edler wirken zu lassen. Experten sehen diesen Einsatz kritisch. Zum einen nimmt der Konsument die Düfte möglicherweise nicht einmal bewusst war. Zum anderen kann er sich dieser (versteckten) Werbebotschaft nicht entziehen (Mücke & Lemmen, 2011).
Für die Wirtschaft kann sich der Einsatz von Duftmitteln als umsatzsteigernd zeigen. Stöhr (1998) untersuchte die Effektivität des Einsatzes von Duftstoffen im Handel. Die Verweildauer der Kunden stieg um 16%, die Kaufbereitschaft um 15% und der Umsatz um 6%. Problematisch ist hier allerdings zu sehen, dass die Wahrnehmung von Gerüchten intra- und interpersonellen Schwankungen unterliegt, die auch nach Tageszeit variieren können.
Einige Gebrauchsgegenstände wie Nadelholzmöbel setzen stark riechende flüchtige organische Verbindungen (FOV oder VOC) frei. Insbesondere wenn die Möbel noch neu sind, kann es zu sehr hohen VOC-Konzentrationen kommen. Empfindliche Personen leiden dann unter Schleimhautreizungen, Atembeschwerden, Kopfschmerzen oder Abgeschlagenheit.
Moderig, muffig, faulig oder erdig riechen einige mikrobielle VOCs (MVOC). Meist weist ihr Geruch auf einen verdeckten Schimmelbefall im Raum hin. Weitere Informationen zu diesem Thema finden sich im Schimmelleitfaden des Umweltbundesamtes.
Außenluft
In der Außenluft geht es weniger um bewusst eingesetzte Duftstoffe als um geruchsrelevante Freisetzungen als Nebenprodukt landwirtschaftlicher oder industrieller Anlagen. Sie können zur Geruchsbelästigung führen. Die wesentlichen Verursacher sind Massentierhaltung, Abfall- und Abwasserbehandlung und manche Zweige der petrochemischen Industrie. Der Trend zu großen Betriebseinheiten in der Nutzviehhaltung und die Zunahme von Biogasanlagen sind hier von Bedeutung.
Wesentliche Charakteristika der verantwortlichen Geruchsstoffe sind eine hohe Flüchtigkeit, Wasser- oder Fettlöslichkeit, sowie niedrige Geruchsschwellen.
Die folgende Tabelle zeigt Beispiele aus verschiedenen Branchen und welche typischen Geruchsstoffe sie freisetzen:
Branche | Wichtige Geruchsstoffe |
Mülldeponie, Kompostwerk, Klärwerk | • Ammoniak (stechend riechendes Gas, schon bei niedrigen Konzentrationen wahrnehmbar) • Schwefelwasserstoff (nach faulen Eiern riechendes Gas) • Chlorwasserstoff (stechend riechendes Gas) • Dichlor- und Tetrachlormethan (süßlich riechend) • organische Schwefelverbindungen |
Fischverarbeitung | • Trimethylamin (riecht fisch- oder tranartig) • Ammoniak |
Ölraffinerien | • Ethylmercaptan (außerordentlich übelriechend, findet Verwendung als Warnstoff, indem es zum Beispiel Flüssiggas zugesetzt wird, um Leckagen nachzuweisen) • Schwefelwasserstoff |
Tierkörperverwertung |
• Buttersäure • Schwefelwasserstoff • Mercaptane (werden bei Abbau- und Fäulnisprozessen frei; kommen als Aromastoffe in Milch, Käse, Zwiebeln und Knoblauch vor) |
Kaffee- und Kakaoröstereien |
• Acetaldehyd • Aromatische Kohlenwasserstoffe • Mercaptane • Phenole |
Massentierhaltung | • Ammoniak • Schwefelwasserstoff • Amine • Aldehyde |
Tabelle: Beispiele für Geruchsstoffe verschiedener Branchen (Vogt & van Huet, 2000)
Stand: 13. Februar 2020 - 10:12 Uhr
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