Gefahren für Tiere und Menschen

Tiere und Jakobskreuzkraut

In den letzten Jahren häufen sich nach Meinung des Julius Kühn-Instituts und einzelner Tierärzten die Verdachtsmomente auf Vergiftungen bei Weidevieh. Toxikologische Institute mehrerer veterinärmedizinischer Fakultäten können dies jedoch nicht bestätigen. Ein Grund für die unterschiedliche Bewertung kann in der hohen Dunkelziffer nicht erkannter Vergiftungen liegen (siehe "Zusätzliche Informationen" am Seitenende).

Menschen und Jakobskreuzkraut

Verwechslungen mit Jakobskreuzkraut

Menschen können über verschiedene Nahrungsmittel mit Pyrrolizidin-Alkaloiden in Kontakt kommen.

So kann Jakobskreuzkraut z.B. mit

  • Löwenzahn (Taraxatum spec.),
  • Rucola,
  • Rainfarn (Tanacetum vulgaris),
  • Johanniskraut (Hypericum spec.),
  • Wiesen-Pippau (Crepis biennis),
  • Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis) oder
  • Kanadischer Goldrute (Solidago canadensis)

verwechselt werden.

Verwechselungen mit anderen Kreuzkraut-Arten (z.B. Abspreizendes Kreuzkraut, Senecio erraticus), die genauso giftig sind, sind ebenfalls möglich.

Beispielsweise

  • wurden Blätter des Gemeinen Kreuzkrauts (Senecio vulgaris) in Salatpackungen gefunden,
  • verlor eine Schwangere nach längerer Einnahme eines alkaloidhaltigen Kräutertees den Fötus,
  • starb ein Mann nach dem Genuss eines Tees aus Jakobskreuzblättern und
  • erlitt eine Frau massive Leberschäden nach dem Verzehr eines Wildkräutersalates.

Pyrrolizidin-Alkaloide in Honig und pollenhaltigen Nahrungsmitteln

Eine weitere Quelle für Pyrrolizidin-Alkaloide sind einige Honige. Im Deutschen Honig wurden zwar Pyrrolizidin-Alkaloide nachgewiesen, dennoch weisen sie geringere Konzentrationen auf als Rohhonige aus einigen Ländern Mittelamerikas und Asiens. In diesen Regionen können Pyrrolizidin-Alkaloid-haltige Pflanzen die zehnfache Menge an Alkaloiden entwickeln als die Arten hierzulande.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat insbesondere bei Kleinkindern und Kindern, die große Mengen Honig essen, und Menschen, die unverschnittenen Honig bestimmter Kleinerzeuger verzehren, Bedenken, denn der Honig könnte von den Bienen in einem Bereich mit hoher Dichte an Jakobskreuzkraut gesammelt worden sein. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht in dem Verzehr von Honig jedoch kein akutes Risiko.

Pollenhaltige Nahrungsergänzungsmittel aus Südamerika und Asien können noch höhere Mengen an Pyrrolizidin-Alkaloide aufweisen als Honige.

Pyrrolizidin-Alkaloide in Milch und Fleisch

Auch in der Milch wurden bereits Pyrrolizidin-Alkaloide festgestellt. Doch da die Milch vieler Produzenten vermischt wird, werden diese sehr stark verdünnt, wodurch eine Vergiftung nicht angenommen wird. Weiterhin werden weniger als 0,1 % der vom Tier aufgenommenen Pyrrolizidin-Alkaloide an die Milch abgegeben. In Fleisch konnten keine Pyrrolizidin-Alkaloide nachgewiesen werden.

Analyse

Die Analyse von Lebensmitteln auf Pyrrolizidin-Alkaloide ist jedoch schwierig, da sie strukturell sehr vielfältig sind und in nur geringen Konzentrationen auftreten. Gleichzeitig stellen die Lebensmittel aufgrund der komplexen Zusammensetzung eine Herausforderung bei der Analyse dar.

Zurzeit können in Lebensmitteln nur wenige Pyrrolizidin-Alkaloide verlässlich nachgewiesen werden.

Zusätzliche Informationen: 

Die Empfindlichkeit der Tiere hängt vom Enzymmuster der jeweiligen Tierart ab. Daher sind insbesondere Pferde und Rinder betroffen, Schafe und Ziegen dagegen weniger.

Erfahrene Weidetiere meiden auf der Weide bei genügendem Futterangebot gewöhnlich das Jakobskreuzkraut. Jungtiere sind auf der Weide dagegen gefährdet, da sie nicht über entsprechende Erfahrungen verfügen. Im Stall, wenn die Tiere mit Heu gefüttert werden, sind Jung- und Alttiere gleichermaßen gefährdet, weil es für die Tiere nicht erkennbar ist, ob die genießbaren Futterpflanzen mit Jakobskreuzkraut verunreinigt sind. Zusätzlich werden die Bitterstoffe bei der Trocknung abgebaut, während die Alkaloide weitgehend erhalten bleiben und mit dem Futter aufgenommen werden.

Eine Vergiftung durch Jakobskreuzkraut führt meistens nach einer chronischen wochen- bis monatelangen Aufnahme mit Heu zu einem tödlichen Leberschaden. Das durch Jakobskreuzkraut verursachte Krankheitsbild ist bei Tierärzten als Seneziose oder Schweinsberger Krankheit bekannt.

Stand: 5. Oktober 2020 - 11:40 Uhr

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