Gesundheitliche Wirkungen und Risiken

Selen und seine anorganischen Verbindungen werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft bezüglich einer möglichen krebserzeugenden Wirkung in die Kategorie 3 B eingestuft.

Zu dieser Kategorie gehören Stoffe, für die Anhaltspunkte für eine krebserzeugende Wirkung vorliegen - die Daten reichen für eine Einordnung in eine andere Kategorie aber nicht aus.

Positive Wirkungen von Selen

Manche Untersuchungen deuten darauf hin, dass Selen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schwermetallbelastungen und Krebserkrankungen schützt. Im Tierversuch hatte Selen eine entgiftende Wirkung in Bezug auf Arsen, Barium, Blei, Cadmium, Quecksilber, Silber, Thallium und Zinn (A. Hahn und Mitarbeiter 2005).

Ferner wird dem Selen ein positiver Einfluss auf die Immunabwehr zugeschrieben. Diese Studien sind bisher jedoch nicht abgesichert und bestätigt worden und sollten daher kritisch betrachtet werden.

Im Folgenden werden die Auswirkungen sowohl eines Selenmangels, als auch einer überhöhten Selenzufuhr betrachtet. Letztere kann etwa durch die Einnahme von selenhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln im Rahmen der Selbstmedikation entstehen.

Selenmangel und überhöhte Selenzufuhr

Selenmangel

In Deutschland und in weiteren westlichen Ländern ist die Selenversorgung über die Nahrung vermutlich nicht optimal (Kommission "Human-Biomonitoring" 2002). Bisher gibt es allerdings keine Hinweise dafür, dass dies zu einem Selenmangelsyndrom geführt hätte. Auf einen Selenmangel werden beispielsweise bestimmte Erkrankungen des Herz- und des Skelettmuskels zurückgeführt. Skelettmuskelschmerzen können so stark werden, dass das Gehvermögen eingeschränkt ist.

Die Kommission "Human-Biomonitoring" beim Umweltbundesamt nennt folgende Risikogruppen mit Neigung zu einem Selenmangel

  1. Gruppen mit dem Risiko eines ernährungsbedingten Selenmangels

    • reine Vegetarier (Veganer)
    • Menschen mit extrem einseitiger Ernährung, z.B. Alkoholiker
    • mit Sondernahrung ernährte Patienten
    • parenteral ernährte Patienten
    • Dialysepatienten
    • Hungerzustand
    • Anorexia nervosa
    • Bulimie
  2. Gruppen mit dem Risiko eines Selenmangels aufgrund von Verlusten

    1. Verluste über den Stuhl
      - bei schweren lang anhaltenden Diarrhöen (Durchfällen),
      - bei Maldigestion
      - bei Malabsorption (bei bestimmten Verdauungsproblemen),
      - bei Abführmittelmissbrauch.
    2. Verluste über den Urin
      - bei glomerulärem und tubulärem Nierenschaden mit Proteinurie,
      - bei bestimmten Nierenschäden mit Eiweißausscheidung,
      - bei negativer Stickstoffbilanz,
      - bei bestimmten Diabetesformen,
      - bei Therapien mit Medikamenten zur Förderung der Wasserausscheidung.
    3. Durch Blutverlust
      - bei starken hämorrhoidalen Blutungen,
      - vermehrte Regelblutungen.
    4. Verlust während der Stillzeit
      - bei lange währender Stillzeit.

Von einer Selenmangelernährung wird gesprochen, wenn die Zufuhr weniger als 20 Mikrogramm Selen pro Tag beträgt. Falls ein Selenmangel im Rahmen eines Biomonitorings festgestellt wurde, ist es sinnvoll, die Schilddrüsenfunktion zu kontrollieren, bevor der Selenmangel behandelt wird.

Überhöhte Selenzufuhr

Die Spanne zwischen einer Selenunterversorgung und einer Selenosis infolge überhöhter Zufuhr ist verhältnismäßig gering. Die Obergrenze für eine noch unschädliche Selenzufuhr liegt bei 400 Mikrogramm Selen pro Tag. Eine höhere Zufuhr kann bereits eine Selenosis verursachen.

Erste toxische Wirkungen treten bei einer Selenkonzentration im Serum ab 400 bis 800 Mikrogramm pro Liter auf. Je nach Dosis können folgende Symptome auftreten (A. Hahn et al., 2005):

  • knoblauchartiger Atemgeruch
  • Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall)
  • Müdigkeit, Erschöpfung, Kopfschmerzen und Reizbarkeit
  • Rhinitis und Heiserkeit
  • Hautekzeme, Haarausfall und Veränderungen an Finger- und Zehennägeln

Stand: 9. Januar 2017 - 11:55 Uhr

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