Sachliche Information und Kommunikation über Umweltthemen

Kinder nehmen eine besondere Stellung ein, was Einflüsse der Umwelt auf die Gesundheit angeht.Wenn wir wissen, dass es eine völlig schadstofffreie Kinderumwelt nicht geben kann – sie hat es übrigens auch in den vergangenen Jahrhunderten nie gegeben – und wenn man gleichzeitig einen größtmöglichen Schutz von Kindern und Jugendlichen anstrebt, dann lässt sich eine Quantifizierung der Größe von Risiken und gleichzeitig der Effektivität und der Kosten von Minimierungsbemühungen nicht umgehen. Das ist ein aufwändiger Prozess, sowohl bei der  Erarbeitung von Daten und Fakten, wie auch bei der Risikokommunikation mit Betroffenen und Interessengruppen.

Keineswegs ist es hilfreich, wenn in diesem Prozess gezielt nebelhaft Ängste erzeugt werden.

Die Meldung einer Umweltschutzorganisation im Jahr 2000, dass Tributylzinn in Babywindeln gefunden wurde, zeigt die unerwünschte Tatsache auf, dass diese Substanz inzwischen ubiquitär vorhanden ist.

Die Verbindung mit Babywindeln und die damit verbundene Beunruhigung von vielen Eltern konnte als Versuch einer umweltpolitischen Aufmerksamkeitslenkung noch verstanden werden (v. Mühlendahl und Otto, 2006).

Dass Tributylzinn in den in den Windeln vorkommenden Mengen für die Gesundheit der Babys völlig unbedenklich ist, hätte aber klar gesagt werden müssen.

Gravierender sind die Ängste, die mit der Aussage von Biomonitoring-Studien von Umweltorganisationen erzeugt werden. „Über 300 Schadstoffe in der Muttermilch“ (Cameron und Smolka, BUND 2005) – das klingt bedrohend und verhindert, dass Säuglinge gestillt werden. Mit ausreichend empfindlichen Messmethoden würde man wahrscheinlich noch weitere Chemikalien auffinden können.

Aber: Die Anzahl der nachweisbaren Stoffe in der Muttermilch oder im Wein (PAN Europe Press 2008; cf. BfR 2008) kann nicht das einzige relevante Beurteilungsmaß sein. Erst wenn auch Konzentrationen und Mengen, wenn Expositions- und Aufnahmewege, Toxizität und Toxikokinetik berücksichtigt werden, erhalten wir valide Daten für sachlich begründete umweltpolitische Entscheidungen.

Diese sollten stets unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten gefällt werden.

Mit Blick auf die oftmals verzerrte Darstellung von Umweltthemen in den Medien mag eine pro-aktive Kommunikation über Umweltrisiken zwischen der Fachwelt, Interessengruppen und Laien hierfür hilfreich sein.

Stand: 2. Oktober 2019 - 11:01 Uhr