Fremdstoffe in der Muttermilch

Richtig ist, dass sich das Spektrum der in der Muttermilch und in anderen biologischen Proben gefundenen Schadstoffe/Fremdstoffe innerhalb der vergangenen 10 bis 20 Jahre deutlich geändert hat (Vieth, 2002, Vieth und Przyrembel, 2003). Als Folge regulatorischer Maßnahmen sind die mittleren Gehalte an Hexachlorbenzol, Gesamt-DDT, Lindan, polychlorierten Biphenylen und Dioxinen kontinuierlich und deutlich zurückgegangen.

Kann nun "Entwarnung" gegeben werden? Die von der Weltgesundheitsorganisation genannten Werte für die tolerierbare tägliche Aufnahme werden bei voll gestillten Säuglingen  bei einigen chlororganischen Verbindungen weiterhin deutlich überschritten (das gilt für Dioxine, Hexachlorbenzol und Gesamt-PCB), bei anderen Stoffen beträchtlich unterschritten (DDT, Lindan).

Dazu muss angemerkt werden, dass die Werte für die tolerierbare tägliche Aufnahme auf eine lebenslange Aufnahme hin berechnet wurden, die Stillzeit jedoch nur etwa den hundertsten Teil der Lebenszeit ausmacht.

Während der Trend bei chlororganischen Verbindungen in der Muttermilch grundsätzlich erfreulich ist, muss das Auftauchen neuer Substanzklassen in der Muttermilch nachdenklich stimmen. Es geht hier um synthetische Duftstoffe, Weichmacher und Flammschutzmittel (Dürkop und Mitarbeiter, 2005) und aktuell um Spuren von Glyphosat.

Die beim Bundesinstitut für Risikobewertung angesiedelte Nationale Stillkommission hat alle verfügbaren Daten zur Fremdstoffbelastung der Muttermilch gesichtet. Sie hat im März 2004 noch einmal die Gültigkeit ihrer Stillempfehlung betont und dazu erklärt: "Muttermilch ist die beste Nahrung für nahezu alle Säuglinge. Ausschließliches Stillen in den ersten 6 Monaten ist für die Mehrzahl der Säuglinge die ausreichende Ernährung." Sie tritt damit wiederkehrenden, gelegentlich auch von Umweltmedizinern gemachten Äußerungen entgegen, dass eine generelle Stillempfehlung über 6 Monate nicht ausgesprochen werden könne (ZDF-Umweltmagazin vom 19.06.2005).

Stand: 23. Juni 2018 - 15:42 Uhr