PCP-Vergiftung

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PCP-Vergiftung

Über die in Holzschutzmitteln enthaltenen Wirkstoffe – darunter PCP – ist aus arbeitsmedizinischen Untersuchungen relativ viel bekannt.

Diese Erkenntnisse lassen sich aber nicht ohne weiteres auf die Belastungssituation im Büro und im Wohnbereich übertragen, da es hier zu einer Dauerexposition gegenüber meist kleinen Dosen kommt.

Zudem handelt es sich meist um ein Gemisch unterschiedlicher Wirkstoffe, die überdies mit anderen Substanzen verunreinigt sein können, beispielsweise mit polychlorierten Dibenzodioxinen und -furanen (“Dioxinen”).

In der Phase unmittelbar nach der Holzschutzmittelanwendung muss aus gesundheitlicher Sicht auch der Lösemittelanteil berücksichtigt werden. Schließlich muss auch die erhöhte Empfindlichkeit bestimmter Personengruppen, etwa von Kindern, Schwangeren, alten Menschen und chronisch Kranken bedacht werden.

Die Situation ist somit komplex und aus toxikologischer und umweltmedizinischer Sicht recht schwer einzuschätzen, was zu zahlreichen Kontroversen geführt hat.

Von den Betroffenen werden meist unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Mattigkeit, verstärkte Infektanfälligkeit, Leistungs- und Konzentrationsschwächen, Kopfschmerzen und Übelkeit angegeben. Viele von ihnen haben sich in Selbsthilfegruppen zusammengeschlossen und sind von dem Zusammenhang ihrer Erkrankung mit der Holzschutzmittelbelastung überzeugt. Dazu hat auch die Urteilsbegründung des Landgerichts Frankfurt im sogenannten “Holzschutzmittel-Prozess” beigetragen.

In ihrer Stoffmonographie “Pentachlorphenol” stellt die Kommission “Human-Biomonitoring” des Umweltbundesamtes zur gesundheitlichen Bedeutung einer PCP-Exposition im häuslichen Bereich fest:

“Vom Bundesgesundheitsamt ist der Frage gesundheitlicher Beeinträchtigungen nach PCP-Exposition im häuslichen Bereich durch eine größere Untersuchung nachgegangen worden… Signifikant gehäuft traten als Gruppenphänomene die Beschwerden Rachenschleimhaut-/Tonsillenrötung bei den Männern und “Zerschlagenheit” bei den Frauen auf. Ein Zusammenhang zwischen Gesundheitsstörungen und der internen Holzschutzmittelbelastung, quantifiziert als PCP-Konzentration im Urin, konnte statistisch nicht belegt werden…
Insgesamt konnte auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden, dass die geäußerten Beschwerden auf die Verunreinigungen des PCP zurückzuführen seien. Den Untersuchern des BGA fielen die Glaubwürdigkeit und plausible Schilderung der Beschwerden von Betroffenen auf, ein Eindruck, der auch von anderen geteilt wird.”
Sowohl Fach-, als auch Betroffenenkreise halten es für möglich, dass auch Verunreinigungen des (technischen) PCP durch polychlorierte Dibenzodioxine und -furane (“Dioxine”) sowie Lösemitteldämpfe als Ursachen für die Beschwerden in Frage kommen.

Auch wenn ein Zusammenhang zwischen Beschwerdebildern und dem Einsatz von Holzschutzmitteln derzeit weder bewiesen noch widerlegt werden kann, bedürfen diese Patienten einer intensiven umweltmedizinischen Betreuung. Diese sollte ein Human-Biomonitoring zur Erfassung einer aktuellen Exposition sowie eine sorgfältige differentialdiagnostische Abklärung beinhalten (Kommission “Human-Biomonitoring” 1997).

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  • Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (2005): Pentachlorphenol  (Zuletzt aufgerufen im Oktober 2016).
  • Heinzow, B. (1992): Organische Verbindungen/Pentachlorphenol. In Wichmann, Schlipköter, Fülgraff (Hrsg.) Handbuch der Umweltmedizin, Ecomed Verlag, Landshut.
  • Umweltbundesamt: Kommission Innenraumlufthygiene (Zuletzt aufgerufen im Juli 2017).
  • Kalberlah, F. et al. (1999): Pentachlorphenol. In: Eikmann, Th, U Heinrich, B Heinzow und R Konietzka (Hrsg.): Gefährdungsabschätzung von Umweltschadststoffen. E. Schmidt Verlag.
  • Kommission "Human-Biomonitoring" des Umweltbundesamtes (1997): Stoffmonographie Pentachlorphenol – Referenz- und Human-Biomonitoring-Werte (HBM). Bundesgesundhbl. 40 (6): S. 212-222.
  • Laborlexikon (2012): www.laborlexikon.de/Lexikon/Infoframe/p/Pentachlorphenol_PCP.htm (Zuletzt aufgerufen im Juni 2015).
  • Ruder, A. M., Yiin, J. H. (2011): Mortality of US pentachlorophenol production workers through 2005. Chemosphere. 2011 PubMed PMID: 21440286.
  • Salthammer, T. (2001): Beurteilung der Belastung von Aufenthaltsräumen mit Pentachlorphenol anhand der PCP-Richtlinie. Umweltmed Forsch Prax 6 (2): S. 79-85.

Autor/innen: Dr. M. Otto, Prof. K. E. von Mühlendahl    Zuletzt aktualisiert: 13.01.2024

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