Omalizumab (Anti-IgE, E25)

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Omalizumab (Anti-IgE, E25)

Omalizumab (Handelsname Xolair®, oft auch als Anti-IgE oder E25 bezeichnet) ist ein Präparat zur Behandlung von schwerem allergischem Asthma. Es wird eingesetzt, wenn sich die Krankheit trotz einer stadiengerechten medikamentösen Behandlung nicht kontrollieren lässt.

Xolair® ist seit 2005 für die Therapie von Patienten ab 12 Jahren zugelassen. Seit 2010 ist es auch für Kinder ab 6 Jahren anwendbar (European Medicines Agency, 2010; Gemeinsamer Bundesausschuss, 2010).

Omalizumab ist ein “humanisierter” Antikörper. Er wurde speziell dafür produziert, die Immunglobulin E-Antikörper (IgE) im Blut des behandelten Patienten abzufangen und somit die für viele allergische Reaktionen notwendigen IgE-Antikörper zu neutralisieren. Der neue Wirkstoff bindet freies Immunglobulin E im Blut und blockiert die Rezeptorstellen der Mastzellen. So kann die allergische Reaktion schon behandelt werden, bevor Symptome entstehen können.

Das Medikament wird alle zwei bis vier Wochen von einem Arzt unter die Haut gespritzt. Die Dosierung jeder Spritze richtet sich nach dem Gewicht des Patienten und der individuellen IgE-Konzentration im Serum. Die Blockade der IgE-Rezeptoren dauert einige Tagen oder Wochen. Omalizumab ist daher zur Therapie des akuten Asthmaanfalls nicht geeignet.

Die Behandlung mit dem Anti-IgE soll nur bei Patienten mit einem schweren allergischen Asthma erfolgen (Gemeinsamer Bundesausschuss, 2008). In der Europäischen Union ist das Präparat für Asthmatiker zugelassen, die folgende Kriterien erfüllen: 

  • Mindestalter 6 Jahre
  • Schweres allergisches Asthma, dass sich mit der üblichen stadiengerechten Kombination aus Kortison und Beta-2-Sympathomimetika nicht kontrollieren lässt
  • nachgewiesene Allergie auf ganzjährig bedeutsame Inhalationsallergene
  • deutlich reduzierte Lungenfunktion (Einsekundenkapazität weniger als 80%)
  • häufige Beschwerden am Tag oder nächtliches Erwachen
  • mehrere dokumentierte Asthmakrisen im Laufe eines Jahres
  • das Körpergewicht darf 150kg nicht überschreiten
  • die Patienten müssen Nichtraucher sein

Wirksamkeit von Omalizumab

In klinischen Tests hat sich Omalizumab als wirksam und bisher recht gut verträglich erwiesen (Pichler 2001). Untersucht wurde die Anwendung bisher vor allem beim Asthma bronchiale und der allergischen Rhinitis (Buhl 2002, Finn 2003, Kopp 2002, Plewako 2002).

In der Studie von Humbert et al. (Humbert, et al., 2005) erhielten Asthmatiker über 28 Wochen zu der Stadientherapie mit Kortison und Beta-2-Sympathomimetika zusätzlich Omalizumab. Hierunter sank die Zahl der schweren Asthmakrisen um fast 50 Prozent.

Darüber hinaus führte die Zusatzbehandlung mit dem Anti-IgE zu einer leichten Verbesserung der Lungenfunktion. Auch der Bedarf an Kortison ging leicht zurück.

Das Mittel wirkt allergen-unspezifisch, das heißt, es wirkt nicht nur gegen ganz bestimmte IgE-Antikörper. Omalizumab zeigt sich auch bei Kindern in Kombination mit einer Hyposensibilisierung erfolgreich (Friedrichs 2001, Kühr 2002).

Zu Beginn der Behandlung mit Omalizumab sind noch reichlich durch IgE sensibilisierte Mastzellen vorhanden. Damit das Omalizumab seine volle Wirkung entfalten kann, müssen diese Mastzellen erst vollständig abgebaut werden. Daher kann man erst nach 16 Wochen Behandlungsdauer sicher sagen, ob die Therapie mit dem Anti-IgE wirkt.

Metaanalysen verschiedener Studien zeigen, dass bei 38 Prozent der Betroffenen nach vier Wochen und bei 64 Prozent aller Patienten nach 16 Wochen eine deutliche Verbesserung der Symptome eintritt. Umgekehrt heißt das auch, dass sich bei etwa einem Drittel der Behandelten keine Reaktion auf die Antikörper-Therapie zeigt (Korn & Buhl, 2009).

Auch die Therapie anderer allergischer Erkrankungen wie der chronischen Urtikaria ist denkbar (Pichler 2001) und wird in Einzelfällen auch eingesetzt (Lemoli, Piconi, Borgonovo, Borelli, & Trabattoni, 2010). Die Symptome konnten reduziert werden, ebenso der Verbrauch an Medikamenten.

Aber nicht jeder Patient mit einer Allergie kann mit Omalizumab behandelt werden. Omalizumab wirkt nur dann, wenn eine Verringerung des IgE-Spiegels im Blut des Patienten auf sehr niedrige Werte erreicht wird. Somit sind Patienten mit sehr hohen IgE-Spiegeln von der Therapie fast ausgeschlossen, da man ihnen nicht ausreichende Mengen Omalizumab spritzen kann, um einen niedrigen IgE-Spiegel zu erreichen und Nebenwirkungen zu vermeiden.

Auch Patienten mit zu niedrigen IgE-Spiegeln vor der Therapie werden von einer Omalizumab Behandlung kaum profitieren, da sie trotz niedriger IgE-Spiegel Symptome haben (Friedrichs 2001, Pichler 2001).

Omalizumab ist indiziert bei Patienten mit einer IgE-Konzentration von 30-700 (bei Kindern unter 12 Jahren bis 1300) kU/l und häufigen Asthmaanfällen (Kopp 2007).

Nebenwirkungen

Anaphylaktischer Schock

Da das Medikament noch einen kleinen Rest nicht menschlicher Proteine enthält, sind allergische Reaktionen auch bereits bei der ersten Gabe möglich. Das gilt insbesondere deshalb, weil Allergiker das Mittel erhalten.

Die Arzneimittelzulassungsbehörde der USA FDA (Food and Drug Administration) hat alle ihr zur Verfügung stehenden Fallberichte analysiert und geht davon aus, dass es bei 2 von 1000 Patienten innerhalb von 24 Stunden nach der Gabe von Xolair® zu einem anaphylaktischen Schock kommt. Es ist daher ratsam, sich frühzeitig mit dem Risiko auseinanderzusetzen und den Umgang mit Notfallmedikamenten zu lernen.

Außerdem sollten die Patienten nach der Injektion mindestens 30 Minuten in der Arztpraxis beobachtet werden (Korn & Buhl, 2009).

Wurminfektionen

Das IgE, welches mit Omalizumab unterdrückt wird, spielt eine wichtige Rolle in der Abwehr von parasitären Infektionen. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass Patienten, die mit Omalizumab behandelt werden, öfter an Wurminfektionen erkranken, als andere (Korn & Buhl, 2009).

Therapiekosten

Die Therapie muss in regelmäßigen Abständen wiederholt werden (ca. alle 2-4 Wochen), da die gespritzten Antikörper wieder abgebaut werden und die Wirkung somit nachlässt. Je höher die IgE-Spiegel zu Beginn waren, um so schneller sinkt die Omalizumab-Konzentration.

Ein Problem sind die sehr hohen Behandlungskosten. Zurzeit beziffert sich eine Durchstechflasche mit 150mg Xolair auf ca. € 530 (Stand: Februar 2015). Im Höchstfall werden für eine Dosis fünf Flaschen benötigt. So entstehen maximale Therapiekosten von € 62.610, wenigstens aber € 6.261 pro Jahr. Die gesetzlichen Krankenversicherungen übernehmen die Zahlungen. Es wird daher unvermeidlich sein, sehr genau die Patienten zu identifizieren, für die diese Therapie optimal einsetzbar ist.

Omalizumab kann ein Fortschritt in der Allergiebehandlung sein (Pichler 2001). Da sich das Mittel aber noch nicht lange in der klinischen Anwendung befindet, müssen viele Erfahrungen gesammelt werden, damit der Stellenwert, die richtigen Einsatzbereiche – auch bei anderen allergischen Erkrankungen als Asthma bronchiale – und das Risiko von Nebenwirkungen richtig eingeschätzt werden können.

Omalizumab wird wahrscheinlich bisherige Medikamente nicht ersetzen. Als zusätzliche Therapieform kann es in schweren Fällen eine sinnvolle Ergänzung sein. Zurzeit ist der Einsatz noch eingeschränkt.

Autor/innen: Dr. S. Schmidt

Zuletzt aktualisiert: 14.01.2024

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