Orale Immuntherapie (OIT)

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Orale Immuntherapie (OIT)

Bei einer Nahrungsmittelallergie ist das Meiden des Auslösers bisher die einzig wirksame Therapie. Auch der Einsatz einer Spezifischen Immuntherapie (SIT) wurde als Behandlungsmöglichkeit untersucht. Allerdings zeigten Studien bei dem Einsatz einer subkutanen Immuntherapie (SCIT) schwere Nebenwirkungen auf. Daher wurde eine andere Applikationsform gewählt, und zwar die orale Form.

Prinzip

Das allergieauslösende Nahrungsmittel wird bei der OIT in nativer Form, d. h. im natürlichen Zustand eingenommen. Dabei wird zunächst mit einer kleinen Menge begonnen. Die Dosis wird dann in kleinen Schritten über einen definierten Zeitraum (z.B. alle 2 Wochen) bis zur Zieldosis erhöht. Diese Höchstmenge wird dann zu Hause über einen definierten Zeitraum täglich eingenommen.

Das Ziel dieser Therapieform ist eine dauerhafte orale Toleranz. Zunächst soll jedoch eine „Desensibilisierung“ erreicht werden, wodurch der Betroffene vor kleinen Aufnahmemengen des Nahrungsmittelallergens im Alltag geschützt sein soll.

Wirksamkeit der oralen Immuntherapie

Studien zur OIT erfolgten bisher bei Kindern mit Kuhmilchallergie, Hühnereiallergie und Erdnussallergie. Ein Vergleich der einzelnen Studien ist jedoch schwierig, da sich die Protokolle der Studien stark voneinander unterscheiden.

„Desensibilisierung“

In den OIT-Studien zur Kuhmilchallergie oder Hühnereiallergie wurde eine gute Wirksamkeit aufgezeigt. Die Zieldosis betrug etwa eine Tagesportionsgröße (150 bis 200 ml Kuhmilch bzw. ein drittel bis ein kleines Hühnerei).

Sowohl bei der Kuhmilch-, als auch der Hühnerei-OIT konnte die Reaktionsschwelle bei der oralen Provokation angehoben werden. Das bedeutet, dass z.B. vor Therapiebeginn die Aufnahme von 1 ml Kuhmilch möglich war, nach der OIT waren es 150 ml.

Eine „Desensibilisierung“ fand stand, wenn der Betroffene nach der OIT keine Reaktion mehr auf die Höchstmenge bei der oralen Provokation zeigte. Dieses Ergebnis wurde bei 10 bis 75 Prozent der Studienteilnehmer erreicht.

Zum Vergleich: Patienten, die eine reine Eliminationsdiät einhielten bzw. Placebogaben erhielten, erreichten eine „Desensibilisierung“ von bis zu 23 Prozent.

Zur Wirksamkeit der OIT bei der Erdnussallergie existieren bisher zwei Studien. 84 Prozent der Patienten erreichten nach der OIT die Zieldosis von 0,8 bis 4 g Erdnussprotein (eine kleine Menge Erdnüsse bzw. ca. 32 Stück). Eine „Desensibilisierung“ erreichten 49 bzw. 79 Prozent der Patienten.

Langzeitwirkung

Zur Langzeittoleranz gibt es bisher nur wenige Studien, daher bleibt bisher noch unklar, ob eine orale Toleranz bei Patienten erreicht werden kann.

Nebenwirkungen

Unerwünschte Wirkungen treten bei der OIT häufig auf: 67 bis 100 Prozent der Patienten unter OIT litten unter Nebenwirkungen. Im Vergleich dazu traten in der Kontrollgruppe (Eliminationsdiät bzw. Placebogabe) nur bei 0 bis 50% der Teilnehmer Nebenwirkungen auf.

Die häufigsten Nebenwirkungen waren:

  • Milde bis mittelschwere Symptome der Haut
  • Milde bis mittelschwere Symptome des Verdauungstrakts
  • Juckreiz
  • Brauchschmerzen
  • Erbrechen

Des Weiteren kam es bei 2 bis 20 Prozent der Patienten unter OIT zu Beschwerden der Atemwege (z. B. Husten, pfeifende Atmung, Atemnot).

Vergleich zwischen Sublingualer Immuntherapie (SLIT) und oraler Immuntherapie

Im Vergleich zur OIT führt die Sublinguale Immuntherapie (SLIT) nur in einem geringerem Maß zu einer „Desensibilisierung“ (10 % vs. 60-80%). Dies ist das Ergebnis einer Studie zur Kuhmilchallergie. Allerdings zeigen andere Studien, dass die OIT zu schwereren Nebenwirkungen führt.

Bewertung

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse zur „Desensibilisierung“ kann die OIT aufgrund des häufigen Auftretens von Nebenwirkungen bisher außerhalb von Studien nicht empfohlen werden.

Autor/innen: S. Höppner, M. A., Dr. S. Schmidt    Zuletzt aktualisiert: 14.01.2024

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