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Laktoseintoleranz
Die Laktoseintoleranz ist keine Allergie, sondern eine Nahrungsmittelunverträglichkeit durch einen Enzymmangel!
Laktose (auch “Lactose“, Milchzucker) ist in zahlreichen Lebensmitteln (Milch, Milchprodukte wie Quark, weicher Käse, zahlreiche industriell hergestellte Lebensmittel) und einigen Arzneimitteln enthalten. Laktose ist ein aus den Einfachzuckern Galaktose und Glukose bestehender Zweifachzucker (Disaccharid).
Laktasemangel als Ursache der Laktoseintoleranz
Im Dünndarm wird Laktose durch das Enzym Laktase (auch Lactase geschrieben) in seine beiden Bestandteile Galaktose und Glukose gespalten, die nach Aufnahme durch den Darm in die Blutbahn übertreten. Laktase ist normalerweise in ausreichender Menge im Dünndarm vorhanden.
Fehlt dieses Enzym oder ist es in nicht ausreichender Menge vorhanden, so wandert der Milchzucker weiter in den Dickdarm. Dort wird er von Bakterien verdaut. Dabei entstehen Gase und andere Stoffwechselprodukte, die zu Blähungen führen können. Weiterhin zieht der Milchzucker Wasser an, was bei vielen Patienten zu Durchfall führt.
Patienten mit einer Laktoseintoleranz weisen einen Enzymdefekt auf: Das Enzym Laktase ist vermindert oder gar nicht vorhanden. Es werden drei verschiedene Arten des Laktasemangels unterschieden:
- 1. Primärer Laktasemangel
Diese Art der Laktoseintoleranz ist die häufigste Form. Im Säuglingsalter ist die Menge an Laktase im Darm am höchsten. Im weiteren Lebensverlauf nimmt die Menge dann immer weiter ab. - 2. Sekundärer Laktasemangel
Bestimmte Darmerkrankungen, wie zum Beispiel Infektionen mit Viren und Bakterien, aber auch chronisch entzündliche Darmerkrankungen (z.B. Zöliakie und Morbus Crohn) können die Laktaseproduktion verhindern. Auch nach Darmoperationen oder nach der Einnahme bestimmter Antibiotika kann ein Mangel in der Laktaseproduktion auftreten. - 3. Angeborener Laktasemangel
In seltenen Fällen ist ein Enzymdefekt angeboren. Den Neugeborenen fehlt das Gen, das für die Laktaseproduktion benötigt wird.
Diagnose der Laktoseintoleranz
Eine Laktoseintoleranz kann auf verschiedene Weise festgestellt werden:
- Erste Hinweise liefern Selbstbeobachtungen: Wenn nach dem Trinken von einem Glas Milch die o.g. Beschwerden zeitnah auftreten, spricht dies für eine Laktoseintoleranz.
- Beim Laktose-Intoleranztest wird eine größere Menge reiner Laktose aufgelöst in Wasser verabreicht und anschließend der Blutzuckerspiegel gemessen. Steigt der Blutzuckerspiegel nicht oder nur wenig an, konnte die Laktose im Dünndarm nicht in Galaktose und Glukose (= Blutzucker) gespalten werden.
- Beim Wasserstoff-Atemtest wird der Wasserstoffgehalt in der Ausatemluft gemessen. Wenn die Laktose nicht gespalten wird und in die Darmflora gelangt, entsteht unter anderem Wasserstoff. Dieser kann dann in der Ausatemluft gemessen werden.
Therapie
Eine Behandlung erfolgt – je nach Empfehlung des Arztes und des Ernährungsberaters – durch
- Meidung von laktosehaltigen Lebensmitteln und Produkten,
- Umstieg auf Sojamilch,
- laktosearme Milchprodukte (Kennzeichnung: „– L “) und
- gegebenenfalls auch durch Einnahme von Medikamenten, die das Enzym Laktase enthalten.
Eine individuell vertragene Laktosemenge sollte ausgetestet werden. In einer zweiwöchigen Karenzphase sollte vollständig auf Lebensmittel verzichtet werden, die Laktose enthalten. In einer anschließenden Testphase sollte erprobt werden, wie viel Laktose vom Patienten vertragen wird. Anhand dieser Ergebnisse kann dann die laktosereduzierte Dauerernährung festgelegt werden.
Eine Einnahme von Laktase-Enzympräparaten wird nur dann empfohlen, wenn die individuelle Toleranzgrenze von Laktose ausgetestet wurde.
Vorkommen und Häufigkeit
Europäer der Jung- und Mittelsteinzeit konnten Laktose nicht verdauen. Eine DNA-Analyse der als „Ötzi“ bekannt gewordenen Gletschermumie ergab, dass der vor rund 5.000 Jahren verstorbene Mann laktoseintolerant war. Erst mit der Etablierung der Viehzucht vor etwa 12000 Jahren hat sich die Laktosetoleranz langsam in der Bevölkerung durchgesetzt.
Bis heute können die erwachsenen Menschen in weiten Teilen der Welt Laktose nicht verdauen, wie diese Übersicht zeigt:
Laktoseintoleranz in der Bevölkerung (Angaben in Prozent):
Europa:
- Nordeuropa 1 – 18 %
– Speziell Deutschland 15 – 20 %
– Schweden ca. 1 %
– Italien 50 – 70 %
Nordamerika:
- Weißhäutige Bevölkerung 5 – 20 %
- Schwarzhäutige Bevölkerung 70 %
Afrika:
- Schwarzhäutige Bevölkerung 80 – 90 %
Asien:
- 80 – 100 %
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Literaturquellen
- Informationsseite des Deutschen Ernährungs- und Informationsnetz (DEBInet) (Zuletzt aufgerufen im Oktober 2016).
- Informationsseite von netdoktor.de (Zuletzt aufgerufen im August 2017).
- Informationssseite von www.laktonova.de (Zuletzt aufgerufen im Oktober 2016).
- Portal zum Austausch unter Betroffenen (mit Werbung) (Zuletzt aufgerufen imOktober 2016).
- Doris Paas (2006): Das Laktose-Intoleranz-Buch www.dorispaas.de (Zuletzt aufgerufen im August 2017).
- Hans Strack (2013): www.laktoseintoleranzwissen.de (Zuletzt aufgerufen im FOktober 2016).
- Dölle, S. (2007): Stellungnahme zum Leserbrief "Warum trinken die Chinesen unsere Milch?". Allergo Journal 16 Oktober 2007, S. 482.
- Fischer, P. J., Funk-Wentzel, P. (2014): Elternratgeber – Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit). In: Pädiatrische Allergologie in Klinik und Praxis, 2/2014, S. 31-32.
- Stiftung Warentest (2013): Nahrungsmittelunverträglichkeit: Alarm aus dem Darm. In: Stiftung Warentest 05/2013, Journal Gesundheit, S. 90–93.
Autor/innen: Dr. M. Otto | Dr. S. Schmidt Zuletzt aktualisiert: 23.04.2023