Gesundheitsrisiken

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Gesundheitsrisiken

Bei Gesundheitsrisiken von Aluminium unterscheidet man zwischen

  • körperfernen Anwendungen (z.B. im Kraftfahrzeugbau) und
  • körpernahen Anwendungen (z.B. Lebensmittel).

Bei körperfernen Anwendungen ist eine Aufnahme in den Körper unwahrscheinlich bzw. unmöglich. Dagegen ist bei körpernahen Produkten eine Aufnahme von Aluminium in den Körper möglich oder sogar – im Fall von Medikamenten – beabsichtigt.

Toxizität von Aluminium

Aluminiumverbindungen werden nur geringfügig über die Haut resorbiert. Untersuchungen unter in vivo-Bedingen ergaben, dass nur etwas mehr als der zehntausendste Teil der aufgetragenen Menge die Hautbarriere passieren kann (Flarend und Mitarbeiter, 2001). Über den Magen-Darm-Trakt wird maximal der hunderste Teil der aufgenommenen Menge resorbiert, wobei Citrat und Ascorbat (Vitamin C) die Aufnahme erleichtern können (BfR 2014).

Insgesamt ist die akute Toxizität von Aluminium gering.

Falls hohe Dosen über die Blutbahn, also unter Umgehung des  Magen-Darm-Traktes verabreicht werden, können neurotoxische Wirkungen, z.B. in Form einer Dialyse-Enzephalopathie auftreten.

Aluminium ist in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu passieren. Ob es einen ursächlichen Zusammenhang zwischen einer erhöhten Aluminiumaufnahme und der Alzheimerschen Erkrankung gibt, ist wissenschaftlich umstritten. Die Weltgesundheitsorganisation hat diesen Zusammenhang in 1997 verneint.

Die bekannte Wechselwirkung zwischen Aluminium mit dem Phosphat- und Calciumstoffwechsel kann zu einer Osteomalazie (Knochenerweichung) führen.

Aus der Arbeitsmedizin ist die Aluminose (Aluminiumstaublunge) bekannt.

Risikofaktoren

Aluminium kann sich dann im Körper ansammeln, wenn der Schutz durch die Magen-Darm-Barriere umgangen werden kann, wenn die Nieren nicht richtig arbeiten oder die Exposition hoch ist. Möglicherweise wirkt Aluminium sich auch in geringen Mengen (über einen längeren Zeitraum eingenommen) auf die Gesundheit aus.

Aluminiumaufnahme über die Nahrung

Oral aufgenommene Aluminiumverbindungen werden enteral kaum resorbiert (nur ca. 0,1-1%). Komplexbildner, wie zum Beispiel Zitrate können diese Resorption jedoch auf etwa zwei bis drei Prozent steigern.

In der Regel wird Aluminium über die Nieren ausgeschieden. Bei Menschen mit einer eingeschränkten Nierenfunktion ist dieser Prozess nicht vollständig möglich.

Das Leichtmetall lagert sich im Körper, vor allem in der Lunge und in den Knochen ab. Im Knochen übt Aluminium eine direkte toxische Wirkung auf Osteoblasten aus und stört darüber hinaus die Mineralisierung. Weitere Ablagerungen sind im Gehirn, in der Milz und in der Leber möglich. Aluminium kann als Aluminiumzitrat oder als Transferrin-gebundenes Aluminium die Blut-Hirn-Schranke passieren.

Das BfR schließt einen kausalen Zusammenhang zwischen Aluminium und Alzheimer-Erkrankung und/oder Brustkrebs nicht aus (BfR 2014). Bislang sei jedoch die Studienlage hierzu noch unbefriedigend.

Insbesondere der Zusammenhang zwischen Aluminium und der Alzheimer-Erkrankung wird in der Wissenschaft immer wieder diskutiert. Während in den 70er und 80er Jahren Aluminium als Risikofaktor galt, war man in den 90er Jahren davon überzeugt, dass kein Zusammenhang besteht.

Inzwischen gibt es neue Methoden zur Bestimmung der Aluminiumionen. Eine Studie italienischer Wissenschaftler aus dem Jahr 2013 fand heraus, dass das sogenannte Ferritin (Proteinkomplex, der als Eisenspeicher dient) beim Alzheimer-Patienten nicht vorwiegend Eisen, sondern Aluminium speichert.

Diese Ergebnisse sprechen erneut für einen Zusammenhang zwischen Aluminium und der Alzheimer-Erkrankung. Jedoch wurde die Studie nur in kleinem Umfang durchgeführt, sodass in größeren Studien erst untersucht werden muss, ob sich diese Ergebnisse verallgemeinern lassen.

Im Vergleich zu Erwachsenen nehmen Kinder im Verhältnis zum Körpergewicht mehr Nahrung auf. Aus diesem Grund liegt die Wahrscheinlichkeit bei Kindern (inklusive Säuglingen) höher, von einer Aluminiumexposition durch die Nahrung betroffen zu sein. Forschungsstudien zeigen, dass Säuglings- und Folgenahrung wesentlich stärker durch Aluminium belastet ist, als die Muttermilch.

Die durch Lebensmittelkontaktmaterialien abgegebene Menge an Aluminium an die Nahrung gilt als gesundheitlich unbedenklich. Dennoch wird von einem regelmäßigen Kontakt zu stark säure- oder salzhaltigen Speisen/ Getränken mit aluminiumhaltigen Materialien abgeraten.

Aluminiumaufnahme über das Trink- und Mineralwasser

Da Aluminium zu den Hauptbestandteilen der Erdkruste gehört, kann das Trinkwasser durch gelöste Mineralien geringe Mengen von Aluminium enthalten (ca. 0,01 – 0,1 mg/l). Aluminium gelangt aber hauptsächlich durch die Wasseraufbereitung ins Trinkwasser, da hier aluminiumhaltige Flockungsmittel eingesetzt werden. In Deutschland werden diese Mittel jedoch i.d.R. wieder entfernt.

Epidemiologische Studien weisen auf einen Zusammenhang zwischen einem erhöhten Aluminiumgehalt im Trinkwasser (über 0,1 mg/l) und Alzheimer-Krankheit hin. Als Grund dafür wird vermutet, dass im Wasser gelöstes Aluminium besonders leicht ins Gehirn gelangen kann (Österreichisches Bundesministerium für Gesundheit 2014).

In natürlichen Mineralwassern ist Aluminiumoxid zur Fluoridentfernung zugelassen (EU- Verordnung Nr. 115/2010).  Rückstände, die ein Risiko für die öffentliche Gesundheit darstellen, dürfen nicht zurückbleiben.

Die Fluoridentfernung muss den Behörden gemeldet werden und das behandelte Wasser ist mit dem Zusatz „Dieses Wasser wurde einem zugelassenen Adsorptionsverfahren unterzogen“ zu kennzeichnen (Österreichisches Bundesministerium für Gesundheit 2014).

Aluminiumaufnahme über Medikamente

Bei Medikamenten gegen Sodbrennen und Magenbeschwerden werden oft sogenannte Antazida verwendet. Diese können Aluminiumverbindungen enthalten. Nimmt man die maximale empfohlene Tagesdosis zu sich, kann die tägliche Aluminiumaufnahme um 5000 mg steigen. Durch Antazida aufgenommene Aluminiumverbindungen werden zu einem geringen Teil absorbiert. Über den Blutkreislauf können sie in Organe und Knochen gelangen. Umstritten ist sowohl der Zusammenhang zwischen aluminiumhaltigen Medikamenten und der Alzheimer-Krankheit, als auch zwischen aluminiumhaltigen Medikamenten und Nahrungsmittelallergien.

Da Aluminium über die Plazenta in den Fötus gelangen kann, sollten diese Medikamente in der Schwangerschaft nicht oder nur selten eingenommen werden.

Die Einnahme aluminiumhaltiger Antazida sollte nur bei eindeutiger Indikation und über Rezept erfolgen (Österreichisches Bundesministerium für Gesundheit 2014).

Aluminiumaufnahme über Therapieallergene

Das Paul-Ehrlich-Institut erhielt vermehrt Anfragen zu möglichen Risiken durch Aluminium in Therapieallergenen. Die Stellungnahme dazu findet sich hier.

Aluminiumaufnahme über Kosmetik

Die Aufnahme von Aluminium über die Nahrung ist gut untersucht worden. Dagegen weiß man wenig über die Aufnahme von Aluminium über die Haut.

In Forschungsstudien mit aluminiumhaltigen Antitranspirantien wurde nachgewiesen, dass Aluminium über die menschliche Haut aufgenommen wird. Die Exposition steigt wesentlich, wenn eine Schädigung der Haut vorliegt. Die Frage wie viel des aufgetragenen Aluminiums tatsächlich in den Blutkreislauf gelangt bleibt allerdings offen. Hier sind weitere epidemiologische Studien notwendig. Denkbar sind individuelle Unterschiede bei der Absorption von Aluminium.

Zwischen aluminiumhaltiger Kosmetik und Brustkrebs, Alzheimer-Krankheit, Parkinson oder anderen neurodegenerativen Erkrankungen besteht kein eindeutiger kausaler Zusammenhang.

Laut aktueller Studienlage kann Aluminium in kosmetischen Produkten nicht als sicher angesehen werden. Allerdings kommt das Scientific Committee on Consumer Safety (kurz SCCS) zu dem Schluss, dass zu wenige Daten vorliegen, um eine vollständige Risikobewertung vornehmen zu können.

Aluminiumaufnahme an Arbeitsplätzen

An (industriellen) Arbeitsplätzen ist das Erkrankungsrisiko durch inhalierbare Aluminiumstäube hoch. Insbesondere beim Schweißen und Schleifen kann es durch das Einatmen feiner Aluminiumpartikel zu Lungenschädigungen kommen. Auch die Herstellung von metallischen Aluminiumflocken (sogenanntes „pyro powder“) ist bedenklich.

Epidemiologische Studien geben Hinweise auf eine Nerven- und Gehirnschädigung bei Arbeitskräften, die über einem längeren Zeitraum einer Aluminiumexposition durch Dämpfe oder Stäube ausgesetzt waren (Österreichisches Bundesministerium für Gesundheit 2014).

Aluminiumaufnahme bei parenteraler Ernährung (PN; künstliche Ernährung, bei welcher der Verdauungstrakt umgangen wird)

Bei Frühgeborenen, die parenteral ernährt werden, kommen alle Risikofaktoren einer Aluminiumbelastung zusammen. Die Daten aus der Studie von Fewtress et al. (2011) zeigen auf, dass eine Aluminiumaufnahme bei PN in der Hochrisikogruppe der Frühgeborenen sowohl nachteilige Auswirkungen auf die spätere Gesundheit der Knochen haben kann, als auch kurzfristige Auswirkungen auf die kognitive Leistung.

Ausscheidung

Aluminium wird hauptsächlich über den Stuhl und den Urin ausgeschieden. Haut(-talg), Haare, Nägel, Sperma und Schweiß sind als Austrittswege ebenfalls möglich.

Über 95% des aufgenommenen Aluminiums wird über die Nieren ausgeschieden. Das erklärt, warum Menschen mit der zunehmenden Aluminiumaufnahme umgehen können. Das Risiko einer Aluminiumansammlung im Körper wird minimiert, allerdings nicht eliminiert (Kramer & Heath 2014).

Autor/innen: Dr. M. Otto, M. Buschkamp, M. Sc. S. Höppner, M. A.    Zuletzt aktualisiert: 14.01.2024

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