Gesundheitsrisiken

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Gesundheitsrisiken

Akute Wirkung von polychlorierten Biohenylen

Polychlorierte Biphenyle sind für den Menschen bei akuter Einwirkung nur schwach toxisch.

Die Beurteilung der gesundheitlichen Langzeiteffekte ist dagegen schwierig, nicht zuletzt deshalb, weil es sich bei den PCB um eine umfangreiche Stoffgruppe handelt.

Neben vielen gemeinsamen Eigenschaften, wie etwa der hohen Stabilität und Fettlöslichkeit, gibt es auch Unterschiede zwischen den einzelnen Kongeneren – etwa in Bezug auf ihre räumliche Struktur, ihre Flüchtigkeit und die Verstoffwechselung bzw. Speicherung in Lebewesen. Beispielsweise weisen manche PCB-Kongenere eine “dioxinähnliche” Struktur auf und sind daher toxikologisch anders zu beurteilen als Kongenere, die dieses Strukturmerkmal nicht besitzen.

Speicherung im Körper

Es ist bekannt, dass PCB-Kongenere mit niedrigem Chlorgehalt im menschlichen Körper weniger stark gespeichert werden als höherchlorierte Verbindungen; sie werden schneller abgebaut und ausgeschieden. Damit steht in Einklang, dass sich in der tierischen Nahrung vorwiegend höher chlorierte PCB finden.

Aufgrund der langen Halbwertszeit können höhere PCB-Gehalte insbesondere bei älteren Menschen nachgewiesen werden. Es findet sich noch immer ein Ost-West-Unterschied, auch daran erkennbar, dass für den PCB-Gehalt im Blutplasma neben dem Alter der Geburtsort wichtiger ist als der aktuelle Wohnort (Kommission Human-Biomonitoring 2016).

Stillen führt bei Kindern in der Regel zu höheren Werten.

Insgesamt lassen vorliegende Daten aber auf eine deutlich abnehmende PCB-Belastung der Bevölkerung schließen. In 2016 hat die Kommission Human-Biomonitoring (HBM-Kommission) daher neue (vorläufige) Referenzwerte für die einzelnen PCB-Kongenere herausgegeben.

Immunsystem, Leber und Reproduktion

Im Tierversuch haben PCB zu Veränderungen des Immunsystems, der Leber und der Fortpflanzungsfähigkeit geführt.

Kanzerogenität

Studien zur Kanzerogenität haben gezeigt, dass bestimmte PCB zwar nicht die Krebsentstehung, allerdings aber das Tumorwachstum fördern können.

Zur Wirkung auf den Menschen stellt die Kommission Humanbiomonitoring beim Umweltbundesamt fest:

“Nach zusammenfassender Bewertung von fast 40 Studien über berufsbedingte höhere Belastung durch PCB beim Menschen wird das Auftreten toxischer Effekte insgesamt eher als fraglich (z. B. betr. Leber-, Lungenfunktion, Neurotoxizität, Blutbild, Immun-, Herz-Kreislauf-System, endokrines System, Gastrointestinaltrakt), nur in wenigen Fällen als zu vermuten oder möglich (niedriges Geburtsgewicht, vermehrtes Auftreten verschiedener Krebsarten) und nur bei der Chlorakne als schlüssig angesehen” (Komm. Humanbiomonitoring, Stoffmonographie PCB).

Zur Kanzerogenität wird ausgesagt:

“Daher werden die PCB von der MAK-Kommission auch mit einem begründeten Verdacht auf krebserzeugendes Potential für den Menschen (III B der MAK-Liste) (aktuelle Einstufung: Krebserzeugend Kategorie 3B, Anmerkung der Autoren) eingestuft. Die WHO hält die Humankanzerogenität der PCB mit Einschränkungen für erwiesen.”

Neurologische Defizite

Eine hohe PCB-Belastung werdender Mütter führt möglicherweise zu neurophysiologischen und neuromotorischen Entwicklungsdefiziten bei den Kindern. Einige Forscher (vgl. G. Winneke, 2007) sind der Auffassung, dass diese Defizite im Alter von ca. 6 Jahren aufgeholt werden. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit ist dagegen der Auffassung, dass diese Defizite unumkehrbar sind (EFSA 2010).

PCB und Fettleibigkeit / Adipositas

Polychlorierte Biphenyle gehören zu den 6 Gruppen von Umweltstoffen, die im Rahmen des OBELIX-Programms auf einen Zusammenhang zwischen pränataler Exposition und Fettleibigkeit / Adipositas im späteren Leben hin untersucht wurden (Laufzeit des Projekts: 2009-2013). 

PCB in der Innenraumluft

Kann der Aufenthalt in PCB-belasteten Gebäuden zu gesundheitlichen Beschwerden führen? Nach allem, was man bisher weiß, sind akute Gesundheitsschäden nicht zu befürchten.

Die Kenntnisse zur Langzeitwirkung von PCB auf das Hormon-, das Immun- und das zentrale Nervensystem sind jedoch nur lückenhaft. Da polychlorierte Biphenyle darüber hinaus möglicherweise krebsfördernd wirken, gilt aus Gründen des vorsorgenden Gesundheitsschutzes ein Minimierungsgebot.

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Autor/innen: Dr. M. Otto | Prof. K. E. von Mühlendahl    Zuletzt aktualisiert: 13.01.2024

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