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Tierhaarallergie
Viele Tiere sind als Auslöser von Tierhaarallergien bekannt – vor allem die Fell- und Federtragenden.
Ein großer Teil der Tierhaarallergene stammt aus den Haut- oder Speicheldrüsen der Tiere und bleibt an den Haaren, an Hautschuppen oder Federn haften.
Allergene von Nagetieren stammen meist aus Urin oder Kot der Tiere. Auch Blutbestandteile können eine Allergenquelle sein (Gordon 1997).
Wie werden Tierhaarallergene verbreitet?
Über ausgegangene Haare, Hautschuppen und Federn gelangen Allergenpartikel in den Hausstaub und werden mit der Luft verbreitet. Eingeatmet rufen sie bei Menschen mit Tierallergien die entsprechenden Symptome hervor. Sie werden deshalb wie die Pollen, Milben- oder Schimmelpilzallergene zu den Inhalationsallergenen gezählt.
Tierallergene finden sich somit nicht nur am lebendigen Tier. Sie werden – in erster Linie durch Kleidung (D`Amato 1997) – verschleppt. In vielen öffentlichen Gebäuden, darunter Schulen, lassen sich Tierallergene nachweisen, da ihre Besitzer die Allergene weitergetragen haben (Custovic 1996).
Die Allergene finden sich auch in Alltagsgegenständen, die aus Tierhaaren oder Federn bestehen, zum Beispiel in Pelzmänteln, Pelzkragen, Fellen, Fellhandschuhen, Fellmützen, Bettvorlegern, Federkissen, Rosshaardecken und -matratzen sowie seltener in Pullovern und anderen Kleidungsstücken aus bearbeiteter Wolle (Merino, Kaschmir).
Typische Tierallergene
Die Allergene sind für jede Tierart spezifisch, das heißt, man wird nicht gegen „die Tiere“ allergisch, sondern die Reaktionen beschränken sich auf einen oder mehrere Tiertypen.
Es konnte zwar gezeigt werden, dass beispielsweise einige Katzen- und Hundeallergene sehr ähnlich sind und dass Kreuzreaktionen vorkommen können, im Alltag hat dies aber meist keine Bedeutung (Spitzauer 1997).
Leider ist es aber möglich, dass Patienten mit Tier- und anderen Allergien wegen ihrer ererbten Allergieneigung in ihrem Leben neue Allergien entwickeln. Das ist auch ein Grund, warum bei einer bestehenden Tierallergie, zum Beispiel gegen Katzen, empfohlen wird, auf das Halten auch anderer Tiere zu verzichten (Riedlinger 2001).
Am bedeutsamsten sind die Allergene von (Chapman 2001):
- Katzen
- Hunden
- Pferden (Emenius 2001)
- Kleinnagern
– Kaninchen
– Meerschweinchen
– Mäusen, Ratten (meist durch berufliche Kontakte mit Labortieren) (Jang et al. 2009)
– Hamstern (Bertó 2002)
– Chinchillas (Wesarg 2002) - Tieren der Landwirtschaft (Kroidl 1999)Rindern (Janecke et al 2004)
– Schweinen (Janecke et al 2004) - Vögeln
– Tauben (Curtis 2002)
– Wellensittiche (Bösenecker 1998), Kanarienvögel (Bösenecker 1998)
Fischallergene spielen als Nahrungsmittelallergene eine Rolle, nicht als inhalative Allergene.
Allergene von Insekten können ebenfalls Allergieauslöser sein, werden aber nicht in die Gruppe der Tierallergene eingeordnet.
Vorbeugung einer Tierhaarallergie
Zur Vorbeugung von Allergien empfehlen viele Fachleute eine Allergenkarenz und damit verbunden eine Vermeidung von Haustieren, zumindest bei Kindern mit erhöhtem Risiko. Diese Empfehlung ist jedoch umstritten. Millgvist und Kollegen konnten hierfür keine Belege finden (Millgvist et. al. 2007). Andere Studien zeigen sogar eine schützende Wirkung von Haustieren in Bezug auf spätere Sensibilisierungen. Insgesamt sind die Ergebnisse vorhandener Studien sehr widersprüchlich (Heinrich 2007).
Bei einer diagnostizierten Allergie muss das entsprechende Tier aus dem Haushalt entfernt werden (Fischer 2010). Bei einer beruflichen Exposition, wie beispielsweise in der Landwirtschaft, kann eine Spezifische Immuntherapie sinnvoll sein. Allerdings gibt es zu dieser Therapie bei einer Tierhaarallergie nur wenige Studien, die die Wirksamkeit belegen (Kleine-Tebbe et. al. 2009).
Basisinformationen zu Allergenen finden Sie unter „Allergie“.
Empfehlungen zum Umgang mit Tierhaarallergien
Tier abgeben
Wer von einer Allergie gegen Tierhaare betroffen ist, muss sich leider von seinem tierischen Kameraden trennen. Dies gilt insbesondere für Patienten, die von starken Symptomen wie Asthma und chronischem Schnupfen betroffen sind.
Im Fall von Katzenallergenen sinkt die Allergenbelastung in der Luft um bis zu 70%, wenn die Katze aus dem Raum entfernt wird. Allerdings sind die Allergene trotz intensiver Reinigungsmaßnahmen noch lange nachweisbar. Erst nach mehr als fünf Jahren erreicht man annähernd die Werte, die in Häusern ohne Katzen zu finden sind.
Katzenwäsche
Allerdings kann sich nur ein Bruchteil der Betroffenen von seinem Haustier trennen.
Als Alternative schlagen manche Autoren das regelmäßige Waschen des Tieres vor, zumal sich damit große Mengen der Allergene aus dem Fell entfernen lassen.
Allerdings sprechen hier drei Argumente gegen diese Maßnahme:
- steigt die Allergenkonzentration im Fell schon nach wenigen Tagen wieder auf das Normalmaß an
- die klassischen Allergenspeicher (Teppich, Polstermöbel, Matratzen, etc.) enthalten weiterhin hohe Allergenkonzentrationen und
- ist es sehr fraglich, ob sich ein Tier, insbesondere eine Katze, das mehrmals wöchentliche Waschen gefallen lässt.
Bett, Bodenbelag und Möbel
Tierhaarallergene sind besonders oft in Matratzen, Teppichböden und Polstermöbeln zu finden. Diese starke Verbreitung erklärt, warum die Symptome auch nach Abschaffung des Tieres noch länger vorhanden sein können.
Zur Sanierung des Bettes ist es sinnvoll die Matratze mit einem Encasing zu umhüllen. Mehr zu diesem Thema finden Sie im Encasing-Artikel.
Es ist nahezu unmöglich, Tierallergene aus textilen Polstermöbeln zu entfernen. Idealerweise sollten sie gegen abwischbare Lederpolster ausgetauscht werden. Auch der Teppichboden muss bei schweren Symptomen gegen einen wischbaren Belag ausgewechselt werden. Staubsauger bieten hier nur bedingt eine Alternative, teilweise kann es sogar zum Aufwirbeln der Allergene kommen.
Tierhalter, die zu Besuch kommen
Die Kleidung von Tierhaltern enthält in der Regel so viele Allergene, dass sie bei einem Allergiker zu schweren Symptomen führen können. Besucher sollten sich daher außerhalb der Wohnung des Betroffenen frische Kleidung anziehen und die Hände gründlich waschen.
Ist ein Besuch bei Tierhaltern nicht zu vermeiden, kann ein Antihistaminikum und im Einzelfall auch ein Kortisonpräparat, im Vorhinein eingenommen, weiterhelfen.
Luftreinigungsgeräte
Luftreinigungsgeräte sind keine Hilfe für Allergiker. Zwar können sie kurzfristig die Allergenmengen senken. Zu einer Minderung der Symptome kam es aber in keiner Studie, die diese Geräte überprüfte.
Welche Tiere eigenen sich für Tierallergiker?
Tiere, die dauerhaft außerhalb der Wohnung gehalten werden, wie zum Beispiel Bauernhoftiere, machen in der Regel weniger Probleme. Eine Ausnahme bilden Pferde. Manche Allergiker reagieren bereits bei dem Geruch aus größerer Entfernung mit allergischen Symptomen. Auch ein indirekter Kontakt z.B. über die Kleidung eines Reiters oder über kontaminierte Autopolster kann zu schwersten Reaktionen führen.
In der Wohnung scheiden Fell tragende Tiere für Allergiker und insbesondere für solche mit einer Tierallergie grundsätzlich aus. Denn wer bereits an einer Tierhaarallergie leidet, trägt ein großes Risiko, eine weitere Allergie gegen ein anderes Tier zu entwickeln. Zudem sind zwischen Hunden und Katzen Kreuzreaktionen möglich.
Fische im Aquarium sind nur bedingt ein Kompromiss. Ein Aquarium erhöht die Luftfeuchtigkeit im Raum, was zu einem vermehrten Wachstum von Schimmel und Hausstaubmilben führen kann. Zudem ist Fischfutter mit getrockneten Zuckmückenlarven ein aggressives Allergen.
Das Heu als Futter für Hasen und andere Nager kann viele Schimmelpilzsporen und Gräserpollen enthalten. Beides ist für Allergiker sehr ungünstig.
Allergische Beschwerden bei Haltern von Reptilien kommen sehr selten vor. Da aber immer mehr Haushalte Leguane und Co bei sich aufnehmen, ist mit zunehmender Häufigkeit von allergischen Reaktionen zu rechnen.
Gibt es hypoallergene Tiere?
Nein. Auf dem großen Tiermarkt gibt es immer wieder teure Züchtungen, die angeblich keine Symptome auslösen sollen. Eine Garantie dafür, dass betroffene Patienten nicht auf diese Tiere reagieren, gibt es jedoch nicht.
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Weitere interessante Infos zu Tierallergenen siehe unter:
- Info des DAAB zu Tierallergenen (Zuletzt aufgerufen im Februar 2015).
Autor/innen: Dr. S. Schmidt Zuletzt aktualisiert: 14.04.2023