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Die Tatsache, dass Mikroplastik-Partikel (MP) in Babyflaschen aus Polypropylen freigesetzt werden, hat erneut die Aufmerksamkeit auf diese Teilchen gelenkt.
Die Studie des Forschungszentrums AMBER aus Dublin hat eine hohe MP-Freisetzung aus dem Polypropylen der Kunststoffflaschen nachgewiesen, wenn diese den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO gemäß zuerst mit kochendem Wasser ausgespült werden und wenn danach das Milchpulver in der Flasche mit mindestens 70 Grad heißem Wasser angerührt wird, um die Keimbelastung möglichst gering zu halten.
Kleinste Kunststoff-Partikel, die als Mikroplastik (MP) mit Durchmessern größer als 0,1-1 µm bis 5 mm und Nanoplastik (NP) (<0,1 µm) bezeichnet werden, sind weltweit verbreitet. Der größte Teil dieser Partikel stammt aus dem Waschen von synthetischen Textilien (35 %) und aus dem Abrieb von Reifen von Kraftfahrzeugen (28 %). Die Aufnahme erfolgt hauptsächlich über den Magen-Darm-Trakt, weniger über Bronchien und Lungen und über die Haut.
Hinsichtlich möglicher gesundheitsschädigender Wirkungen von MP und NP gibt es nur wenige gesicherte Daten, die allein in Tierversuchen erhoben wurden. In kürzlich erschienenen Übersichtsartikeln (2-5) wird dazu ausgesagt:
Bei Mäusen wurden nach 28tägiger Fütterung belasteter Nahrung MP in Leber, Nieren und Darm gefunden. Vermutet wird, dass damit Stoffwechselprozesse gestört werden. Die Wertung der Bedeutung für den Menschen ist vorsichtig: Es sei ungewiss, ob über den Darm aufgenommene MNP in den Blutkreislauf übertreten und letztlich Organschäden verursachen können.
Der Magen-Darm-Trakt ist der Hauptaufnahmeort. Auch über die Haut könnten NP resorbiert werden, das sei aber nicht belegt. NP könnten in den Kreislauf gelangen, und die Bildung von Protein-Plastik-Komplexen sei im Laborversuch aufgezeigt worden.
Mehrere Untersuchungen an Fischen hätten aufgezeigt, dass MP und NP sich im Hirngewebe anreichern und somit auch die Blut-Hirn-Schranke passieren. Das könnte auch für Menschen relevant sein. Zu berücksichtigen sei, dass unter experimentellen Bedingungen große Mengen an MP und NP in kurzer Zeit verabreicht würden, beim Menschen aber niedrige Dosen über lange Zeiträume hinweg aufgenommen werden. Auch die Tatsache, dass bei Versuchen rund-kugelige, glatte Partikel verwendet würden, sei zu berücksichtigen; in der Umwelt kämen kantige Bruchstücke vor.
Vorläufige Beurteilung:
Die weite Verbreitung von NP und MP in der Welt ist ein berechtigter Anlass zur Beunruhigung, auch wenn bislang nicht klar ist, ob damit auch die menschliche Gesundheit bedroht ist. Ob die Freisetzung von MP und NP aus Babyflaschen gesundheitsgefährdend ist, ist vorerst unklar. Sie ist aber in hohem Maße unerwünscht.
Plastikflaschen sollen nach heißer Säuberung mit kaltem Wasser gründlich nachgespült werden und die Milch sollte in einem plastikfreien Gefäß angerührt und erst danach in die Plastikflasche eingefüllt werden. Die Verwendung von Glasflaschen ist eine empfehlenswerte Alternative.
Literatur
- Dunzhu Li (Trinity College, Dublin ) et al., Nature Food, doi: 10.1038/s43016-020-00171-y
- Jiang et al. Environmental Health and Preventive Medicine (2020) 25:29. https://doi.org/10.1186/s12199-020-00870-9
- Liuwei Wang et al., Journal of Hazardous Materials 401 (2021) doi:https://doi.org/10.1016/j.jhazmat.2020.123415.
- Prüst et al. Particle and Fibre Toxicology (2020) 17:24. https://doi.org/10.1186/s12989-020-00358-y
- Campanale C et al. Int. J. Environ. Res. Public Health 2020, doi:10.3390/ijerph17041212
Autor/innen: Dr. T. Lob-Corzilius, Prof. K. E. von Mühlendahl
Zuletzt aktualisiert: 25.01.2024