Ihre Suchergebnisse:
Vorbeugung und Sanierung
Vorbeugende Maßnahmen bei VOC-Belastung
Einer hohen Belastung der Innenraumluft mit flüchtigen organischen Verbindungen kann durch eine sorgfältige Produktauswahl bei der Inneneinrichtung vorgebeugt werden. Es sollten bevorzugt lösemittelarme Farben, Lacke, Kleber, Reinigungs- und Putzmittel verwendet werden. Oft sind diese Produkte mit Umweltzeichen, beispielsweise dem ”Blauen Engel”, gekennzeichnet. Auch für Möbel gibt es ein Gütezeichen (RAL-RG 430).
Manchmal wird der Begriff ”lösemittelarm” allerdings in irreführender Weise benutzt. Dies ist dann der Fall, wenn im fertigen Produkt weiterhin organische Stoffe mit Lösemittelcharakter enthalten sind, die aber definitionsgemäß aufgrund ihres hohen Siedepunktes nicht mehr in die Kategorie ”Lösemittel” fallen. Da diese hoch siedenden Stoffe schwer flüchtig sind, belasten sie die Raumluft auch noch lange Zeit nach ihrem Einsatz. Massivholzmöbel aus Kiefern- bzw. Fichtenholz können bei hoher Raumbeladung (viele Möbel auf engem Raum) zu einer messbaren Terpenbelastung der Innenraumluft führen, deren gesundheitliche Auswirkungen als offen anzusehen sind (Kaiser 1996). Dies gilt auch im Hinblick auf ein Sensibilisierungsrisiko bei dauerhafter inhalativer Exposition.
Naturfarben und -lacke: Gelegentlich werden die bisher üblichen organischen Lösemittel durch Terpentinöl und andere ”natürliche Lösemittel” ersetzt und die entsprechenden Produkte als ”natürlich” besonders herausgestellt. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Produkte harmlos sind. Ein Hauptbestandteil des Terpentinöls sind Terpene. Von einigen Terpenen ist bekannt, dass sie Allergien auslösen sowie in hoher Konzentration die Schleimhaut reizen und Kopfschmerzen verursachen können.
Lifestyle, Wasch- und Reinigungsmittel und Kosmetika: Viele liebgewordene “Lifestyle”-Gewohnheiten tragen ebenfalls zur Belastung der Innenraumluft bei, beispielsweise Duftkerzen, Duftlampen, Raumluftsprays,Textilerfrischer, manche Kosmetika oder offene Kamine. Empfindliche Personen sollten auf diese besser verzichten oder ihren Gebrauch zumindest einschränken. Inzwischen sind auch duftstofffreie Wasch- und Reinigungsmittel wie auch duftstofffreie Kosmetika erhältlich.
Das BfR schlägt vor, spezifische Regelungen für allergene Duftstoffe in Kerzen festzulegen, die sich an den Regelungen der EU-Kosmetikverordnung 1223/2009 bzw. der EU-Spielzeugrichtlinie 2009/48/EG orientieren.
Sanierung
Sofern bereits eine hohe Innenraumbelastung mit VOC vorliegt, kann die Quelle möglicherweise entfernt werden.
Als Sofortmaßnahme ist regelmäßiges Lüften zu empfehlen: im Winter Stoßlüftung, bevorzugt als Querlüftung, im Sommer auch Dauerlüftung. Kleidung, die gerade chemisch gereinigt wurde, sollte gut gelüftet werden, bis sich der ”chemische Geruch” verliert.
Falls sich Lösemittel/VOC in der Bausubstanz ”eingenistet” haben (beispielsweise im Zusammenhang mit verklebtem Teppichboden oder einer Fassadenhydrophobisierung zur Isolation des Mauerwerks gegen Außenfeuchte), gestaltet sich die Sanierung aufwändiger. Gegebenenfalls ist ein Fachmann hinzuzuziehen. Das gilt auch, wenn Garagen oder Heizungsräume als Quelle von Kohlenwasserstoffen ausgemacht wurden.
Die in Heizkostenverteilern enthaltenen Flüssigkeiten sind umweltmedizinisch weitgehend unbedenklich, nicht zuletzt deshalb, weil die in einer Heizperiode verdampfende Flüssigkeitsmenge äußerst gering ist. Zudem werden zunehmend Heizkostenmeßgeräte auf elektronischer Basis eingesetzt.
Schimmel: Das Umweltbundesamt hat hierzu einen Schimmelpilzleitfaden herausgegeben.
Literaturquellen
- AgBB (2005): Vorgehensweise bei der gesundheitlichen Bewertung der Emissionen von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC und SVOC) aus Bauprodukten (zuletzt aufgerufen im März 2019).
- BfR (2008): Allergien durch Einatmen von Duftstoffen? Online verfügbar unter: www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2008/14/allergien_durch_einatmen_von_duftstoffen_-23421.html (Zuletzt aufgerufen im März 2019).
- BfR (2013): Blei, Nickel und allergene Duftstoffe in Kerzen sollten begrenzt werden. www.bfr.bund.de/cm/343/blei-nickel-und-allergene-duftstoffe-in-kerzen-sollten-begrenzt-werden.pdf (zuletzt aufgerufen im März 2019).
- Grün, L. et al. (2013): MVOC - Vergleichbarkeit und Aussagekraft von Messungen, Umweltmed - Hygiene - Arbeitsmed 18(1), S. 17-26.
- Heinzow, B. (2011): Gesundheitliche Bedeutung von MVOC. Umweltmed Forsch Prax Band 16, S. 309.
- Innenraumlufthygienekommission des Umweltbundesamtes (2002): Leitfaden zur Vorbeugung, Bewertung und Sanierung von Schimmelpilzwachstum in Innenräumen (1. Schimmelpilz-Leitfaden aus dem Jahr 2002 (online nicht mehr verfügbar) und 2. Sanierungsleitfaden aus dem Jahr 2005. http://www.apug.de/archiv/pdf/Schimmelpilzsanierungsleitfaden.pdf (Zuletzt aufgerufen im März 2019).
- Innenraumlufthygiene-Kommission: www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/kommissionen-arbeitsgruppen/kommission-innenraumlufthygiene und www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/kommissionen-arbeitsgruppen/ausschuss-fuer-innenraumrichtwerte-vormals-ad-hoc (Zuletzt aufgerufen im März 2019).
- Kaiser, U. (1996): Gesundheitliche Auswirkungen inhalativer Terpenexposition im Innenraum. Umweltmed Forsch Prax 1(1): S. 47-49.
- Molhave, L. (1991): Volatile organic compounds, air quality and health. Indoor Air 1: S. 357-376.
- Molhave, L. & Nielsen, G. D. (1992): Interpretation and limitations of the concept ”Total Volatile Organic Compounds” /TVOC) as an indicator of human responses to exposures of volatile organic compounds (VOC) in indoor air. Indoor Air 2: S. 65-77.
- Oppl, R., Höder, B., Lange, A. (2000): Innenraumluft und TVOC: Messung, Referenz- und Zielwerte, Bewertung. Bundesgesundheitsbl-Gesundheitsforsch-Gesundheitsschutz 43: S. 513-518.
- Sagunski, H. (1997): Mikrobielle flüchtige organische Verbindungen: Expositionsindikatoren bei Schimmelpilzbefall in Innenräumen? Umweltmed Forsch Prax 2 (2): S. 95-100.
- Sagunski, H. (1999): Innenraumluftuntersuchungen. In: Aktuelles 1/99 zum Springer-Loseblatt-System ”Praktische Umweltmedizin”. Hrsg.: A. Beyer, D. Eis. Springer Verlag.
- Sagunski, H. & Heinzow, B. (2003): Richtwerte für die Innenraumluft: Bicyclische Terpene (Leitsubstanz alpha-Pinen). Bundesgesundheitsbl-Gesundheitsforsch-Gesundheitsschutz 46: S. 346-352.
- Sagunski, H. & Heger, W. (2004): Richtwerte für die Innenraumluft : Napthalin. Bundesgesundheitsbl-Gesundheitsforsch-Gesundheitsschutz 47: S. 705-712.
- Salthammer, T. (1999): Innenraumluftverunreinigungen. In: Umweltmedizin . Hrsg. V. Mersch-Sundermann, G. Thieme Verlag, Stuttgart: S. 373-385.
- Schleibinger, H. et al. (2002): Ziel- und Richtwerte zur Bewertung der VOC-Konzentrationen in der Innenraumluft – ein Diskussionsbeitrag. Umweltmed Forsch Prax 7 (3): S. 139-147.
- Schenke, S.; Harpel, S., Fischer, G.; Lindemann, H.; Eikmann, T.; Herr, C. (2009): Bestimmung und Bewertung von mikrobiellen flüchtigen organischen Verbindungen (MVOC) im Kinderzimmer von atemwegskranken Kindern im Rahmen der Gießener Innenraumallergen-Studie (GINA-Studie). Umweltmed Forsch Prax Band 14, S. 95 - 104.
- Seifert, B. (1990): Regulating indoor air. Proc. INDOOR AIR ’90, Toronto, 29 July – 3 Aug. 1990, vol 5: S. 35-49.
- Seifert, B. (1999): Richtwerte für die Innenraumluft. Die Beurteilung der Innenraumluftqualität mit Hilfe der Summe der flüchtigen organischen Verbindungen (TVOC-Wert). Bundesgesundheitsbl-Gesundheitsforsch-Gesundheitsschutz 42: S. 270-278.
- Stiftung Warentest (2002): Wohnen ohne Gift: sanieren, renovieren und einrichten. Stiftung Warentest, Berlin.
- Straff, W. (2005): Anwendung von Duftstoffen - was ist mit den Nebenwirkungen? Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 48, S. 1400 - 1405.
- Umweltbundesamt (2006): "Duftstoffe: wenn Angenehmes zur Last werden kann". Online verfügbar unter www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/pdfs/umid0206.pdf (Zuletzt aufgerufen im März 2019).
- WHO (2010): WHO guidelines for indoor air quality: selected pollutants. www.euro.who.int/en/health-topics/environment-and-health/air-quality/publications/2010/who-guidelines-for-indoor-air-quality-selected-pollutants (zuletzt aufgerufen im März 2019).