Analytik, Grenzwerte und Richtwerte

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Analytik, Grenzwerte und Richtwerte

Analytik und Biomonitoring

Pyrethrum, Pyrethroide und der Wirkungsverstärker PBO (Piperonylbutoxid) können im Hausstaub und in Materialproben von Teppichen, Textilien, Holz etc. bestimmt werden.

Bei Hausstaubanalysen sollte aus Gründen der Vergleichbarkeit die so genannte “< 2 mm-Fraktion ” untersucht werden. Im Rahmen der vom Umweltbundesamt durchgeführten Umweltsurveys wurden in zufällig ausgewählten Haushalten durchschnittlich 0,22 Milligrammm Permethrin pro Kilogramm Hausstaub gefunden – mit steigender Tendenz im Jahresvergleich.

Eine Raumluftanalyse ist nur bis ca. zwei bis drei Tage nach der Anwendung pyrethroidhaltiger Mittel sinnvoll, da die Wirkstoffe aufgrund ihres niedrigen Dampfdrucks praktisch nicht verdampfen. Nachweis und Analyse von Pyrethroiden sind vergleichsweise aufwändig und bleiben daher entsprechend qualifizierten Labors vorbehalten. Ein Schnelltest ist nicht verfügbar.

Biomonitoring: Bestimmung von Pyrethroiden im Blut

Der Nachweis von Pyrethroiden im Blut gelingt meist nur wenige Stunden nach der Aufnahme, da die Substanzen im menschlichen Körper rasch abgebaut werden. Eine Blutuntersuchung ist daher in der Regel nicht sinnvoll.

Bestimmung im Urin

Die meisten der im Haushalt vorkommenden Pyrethroide verfügen über ein gemeinsames “chemisches Grundgerüst”. Beim Abbau dieses Grundgerüsts im Körper entstehen 3 typische Stoffwechselprodukte, die im Urin nachgewiesen werden können. Diese Stoffwechselprodukte tragen komplizierte Namen, die meist mit 3PBA, Cl2CA und Br2CA abgekürzt werden.

Referenzwerte für die Allgemeinbevölkerung

Die derzeit gültigen Referenzwerte für Pyrethroidabbauprodukte, welche sich aus der Grundbelastung der Bevölkerung mit Pyrethroiden ergeben, liegen für

  • cis-CL2CA       bei 1 Mikrogramm pro Liter Urin
  • trans-CL2CA   bei 2 Mikrogramm pro Liter Urin
  • 3-PBA             bei 2 Mikrogramm pro Liter Urin

Die Analytik der Metabolite erfolgt nach saurer Hydrolyse des Urins, anschließendender Festphasenextraktion und Derivatisierung mittels GC/MS (Gaschromatographie/Massenspektrometrie).

Die Nachweisgrenzen liegen für

  • cis-CL2CA bei 0.2 Mikrogramm pro Liter
  • trans-CL2CA bei 0.2 Mikrogramm pro Liter
  • 3-PBA bei 0.5 Mikrogramm pro Liter

(Quelle: Kommission “Human-Biomonitoring” des Umweltbundesamtes (2005))

Referenzwerte für Kinder

Basierend auf den Daten des Kinder-Umwelt-Surveys (2003 / 2006) liegen jetzt Referenzwerte für Pyrethroidmetabolite im Urin von Kindern vor.

Sie wurden von der Kommission “Human-Biomonitoring” (2009) abgeleitet und sind zahlenmässig mit den oben genannten Referenzwerten für die Allgemeinbevölkerung identisch.

Maßnahmen bei Überschreitung der Referenzwerte

Zunächst sind Kontrollmessungen sinnvoll, um den gemessenen Wert zu verifizieren bzw. festzustellen, ob die Pyrethroidbelastung noch fortdauert. Falls die Referenzwerte weiterhin überschritten werden, ist eine Quellensuche ratsam, wobei hier der Aspekt der Verhältnismäßigkeit nicht ausser Acht gelassen werden sollte. Umweltmedizinische Beratungsstellen und Ärzte mit der Zusatzbezeichnung Umweltmedizin können hierbei Hilfestellung leisten.

Mögliche Ursachen für eine erhöhte Belastung sind neben akzidentellen Vergiftungen belastete Nahrungsmittel oder Innenraumkontaminationen  nach unsachgemäßer Schädlingsbekämpfung (Kommission “Human-Biomonitoring” des Umweltbundesamtes (2005)).

Grenzwerte und Richtwerte

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das (damalige) Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV, jetzt BfR) haben für Pyrethrum und einige Pyrethroide Werte für die duldbare tägliche Gesamtaufnahme (angegeben in Mikrogramm pro Kg Körpergewicht und Tag) festgelegt:

  • Pyrethrum: 50 Mikrogramm/kg/d
  • Permethrin: 50 Mikrogramm/kg/d
  • Deltamethrin: 10 Mikrogramm/kg/d

Für Lebensmittel gelten die Bestimmungen der Höchstmengenverordnung (siehe “Literatur”).

1992 hat das ehemalige Bundesgesundheitsamt einen Orientierungswert für Pyrethroide im Hausstaub in Höhe von 1 Milligramm pro Kilogramm Staub angegeben. Dieser Wert wurde nicht toxikologisch abgeleitet – hat also keinen Bezug zur Gesundheit –, sondern stellte die damalige analytische Erfassungsgrenze dar. Er ist heute nicht mehr gültig.

Derzeit (Herbst 2016) gibt es keine verbindlichen Beurteilungsmaßstäbe für Pyrethroidmessergebnisse im Hausstaub.

Brauchbare Anhaltspunkte für eine Beurteilung von Pyrethoidmessungen im Hausstaub finden sich in einer Studie des österreichischen Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2004. Untersucht wurden:

  • Bioallethrin,
  • Resmethrin,
  • Tetramethrin,
  • Phenothrin,
  • Cyhalothrin,
  • Cyphenothrin,
  • Permethrin,
  • Cyfluthrin,
  • Cypermethrin und
  • Deltamethrin.

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Autor/innen: Dr. M. Otto | Prof. K. E. von Mühlendahl    Zuletzt aktualisiert: 13.01.2024

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