Duftstoffe und Geruchsstoffe

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Duftstoffe und Geruchsstoffe

Hier geht es um die Wirkung von Geruchsstoffen bzw. Duftstoffen und ihre gesundheitliche Bedeutung.

Angenehme Gerüche werden allgemein als Düfte beschrieben, unangenehme als Gestank.

Es hängt jedoch sehr vom Riechenden ab, ob er einen Geruch als Duft oder Gestank empfindet. Gerüche können Befinden, Verhalten und Leistungsfähigkeit beeinflussen und haben daher einen hohen Einfluss auf verschiedene Bereiche des Alltags, bis hin zur Partnerwahl.

Duft einer Rose enthält mehr als 500 Einzelstoffe

Was als “typischer Geruch” wahrgenommen wird, ist üblicherweise ein Gemenge aus tausend verschiedenen Molekülen natürlichen oder synthetischen Ursprungs.

Zum Beispiel enthält der Duft einer Rose mehr als 500 Einzelstoffe. Oft reichen aber wenige Leitsubstanzen aus, um den Geruch zu identifizieren. Die Leitsubstanz für Rosenduft ist Geraniol. Wer Geraniol riecht, verbindet diesen Duft sofort mit Rosen. Trotzdem wird dem Riechenden sofort klar, dass zu einer echten Rose noch „etwas fehlt”.

Bestimmte Gerüche werden individuell unterschiedlich mit bestimmten Erlebnissen oder Denkweisen verknüpft. Eine gesundheitsschädliche Substanz kann zum Beispiel in Zusammenhang mit einem bestimmten Geruch stehen. Wenn ein ähnlicher Geruch wahrgenommen wird, ist es daher möglich, dass Symptome (z.B. Kopfschmerzen, Übelkeit oder Augenbrennen) entstehen, obwohl die schädliche Substanz nicht vorhanden ist (Konditionierung).

Die Abgrenzung, wann ein Geruch als unzumutbare Belästigung angesehen werden kann, oder „nur“ eine Lästigkeit darstellt, zeigt sich als sehr schwierig.

Riechen – von der Nase ins Gehirn

Wenn Menschen oder andere Säugetiere einatmen, dann wird mit der Atemluft ein Gemisch von Geruchsmolekülen mit in die Nase transportiert. Im oberen Teil der Nase befindet sich die Riechschleimhaut mit spezialisierten Riechzellen. Bindet sich ein Molekül an eine Riechzelle, so sendet die Zelle Signale an das Riechhirn. Von dort aus werden die Informationen in das restliche Gehirn weitergeleitet und bewertet.

Um eine Reizüberflutung zu verhindern, wird diese Kaskade nach einiger Zeit unterbrochen: die Riechstoffe werden nicht mehr wahrgenommen, obwohl sie noch vorhanden sind. Man spricht hier von einer Adaption. Besonders leicht gewöhnen sich Menschen an Alkohole und Aldehyde, wie sie zum Beispiel in Parfüms vorkommen.

Eine detaillierte Beschreibung des Geruchssinns finden Sie hier: “Der Geruchssinn“.

Vorkommen von Duftstoffen und Geruchsstoffen

Kosmetika und Waschmittel

Duftstoffe werden in erster Linie bewusst eingesetzt, um einen positiven Sinneseindruck hervorzurufen. Sie dienen dabei nicht nur dem Selbstzweck eines angenehmen Aromas. Zusätzlich sollen oft unangenehme Eigengerüche vieler Produkte verdeckt werden.

Ein wichtiges Beispiel sind Waschmittel. Wegen ihrer Herstellung aus tierischen Fettsäuren riechen die enthaltenen Tenside zum Teil etwas aufdringlich. Eine Maskierung des Tensidgeruchs durch Duftstoffe dürfte von den meisten Verbrauchern daher begrüßt werden. Dementsprechend ist es heutzutage eher schwierig, tensidhaltige duftstofffreie Seifen und Waschmittel im Handel zu finden.

Auch viele andere Produkte wie Gummi, Plastik und Klebstoffe sind nicht immer geruchsneutral und werden mit maskierenden Geruchsstoffen versetzt. Diese machen sich nicht zwangsläufig mit einem Eigengeruch bemerkbar.

Zusätzlich enthalten zahlreiche Medikamente Duft- und Aromastoffe, um den unangenehmen Geruch mancher Wirk- und Hilfsstoffe zu verdecken.

Ätherische Öle als Medikamente

Neben ihrer Eigenschaft zu riechen, haben zahlreiche Geruchsstoffe weitere davon unabhängige Effekte. Insbesondere ätherische Öle werden in der Phytotherapie eingesetzt.

Einige ätherische Öle haben haut- und schleimhautreizende Eigenschaften. Außerdem sind einige von ihnen in der Lage, das Wachstum von Bakterien, Viren oder Pilzen einzudämmen.

Für Säuglinge und Kleinkinder sind konzentrierte ätherische Öle nicht geeignet. Bitte beachten Sie hierzu unsere Tipps.

Inhalation

Ein Klassiker der Behandlung mit ätherischen Ölen ist die Inhalationstherapie bei Erkältungen. Die verwendeten ätherischen Öle wie Eukalyptus, Minze oder verschiedene Nadelöle vermehren und verflüssigen die Schleimproduktion, was das Abhusten erleichtert. Die Wirksamkeit dieser Therapie ist durch klinische Studien belegt (Mücke & Lemmen, 2011). Asthmatische Beschwerden können eventuell verstärkt werden.

Durchblutungsfördernde Mittel

Bekannt sind ätherische Öle auch für ihre wärmende Wirkung bei Verspannungen der Muskulatur. Die Reizwirkung sorgt für eine verstärkte lokale Durchblutung der Haut und der darunterliegenden Muskeln. Als durchblutungsfördernd gelten Eukalyptusöl, Terpentinöl, Rosmarinöl, Wacholderbeeröl und Wintergrünöl.

Magen-Darm

Bei Magendarmbeschwerden kommen Öle aus Fenchel, Anis, Kümmel, Pfefferminze, Orange, Ingwer, Koriander, Kardamom und Zimt zum Einsatz. Sie werden selten isoliert angewendet, sondern vielmehr als Tees eingenommen.

Antientzündliche Wirkung

Auch die entzündungshemmende Wirkung von einigen ätherischen Ölen findet in der Volksmedizin ihre Anwendung. Sitzbäder mit Kamille lindern Wunden im Intimbereich und Teebaumöl wird in der alternativen Aknetherapie verwendet. Doch es ist Vorsicht geboten:  beide Öle können Allergien auslösen! Nelken und Myrrhenöl kommen wegen ihrer entzündungshemmenden Wirkung auch als Bestandteil von Mundpflegemitteln zum Einsatz.

Beruhigungsmittel

Lavendelöl wird wegen seiner beruhigenden Wirkung in der Volksmedizin bei nervösen Magendarmbeschwerden und als Einschlafmittel verwendet. Sedierende Wirkung haben auch Baldrian-, Hopfen- und Jasminöl. Ihre dämpfende Wirkung konnte im Tierversuch nachgewiesen werden (Mücke & Lemmen, 2011).

Die oben genannten ätherischen Öle sind nur einige Beispiele. Wenden Sie sich bei konkreten Fragen zur Phytotherapie bitte an einen Arzt oder Apotheker.

Innenraumluft

Für die Innenraumluft sind zweierlei Geruchsstoffe relevant: solche, die bewusst eingesetzt werden und solche, die natürlich vorkommen.

Einige Branchen setzten Duftstoffe zu Werbezwecken ein. Manche Bäckereien beduften ihre Verkaufsräume mit Substanzen, die nach frisch gebackenem Brot riechen. Cafés verteilen zusätzlich künstlichen Espressoduft im Raum und Autohäuser setzen den Geruch von frischem Leder ein, um ihre Fahrzeuge edler wirken zu lassen. Experten sehen diesen Einsatz kritisch. Zum einen nimmt der Konsument die Düfte möglicherweise nicht einmal bewusst war. Zum anderen kann er sich dieser (versteckten) Werbebotschaft nicht entziehen (Mücke & Lemmen, 2011).

Für die Wirtschaft kann sich der Einsatz von Duftmitteln als umsatzsteigernd zeigen. Stöhr (1998) untersuchte die Effektivität des Einsatzes von Duftstoffen im Handel. Die Verweildauer der Kunden stieg um 16%, die Kaufbereitschaft um 15% und der Umsatz um 6%. Problematisch ist hier allerdings zu sehen, dass die Wahrnehmung von Gerüchten intra- und interpersonellen Schwankungen unterliegt, die auch nach Tageszeit variieren können.

Einige Gebrauchsgegenstände wie Nadelholzmöbel setzen stark riechende flüchtige organische Verbindungen (FOV oder VOC) frei. Insbesondere wenn die Möbel noch neu sind, kann es zu sehr hohen VOC-Konzentrationen kommen. Empfindliche Personen leiden dann unter Schleimhautreizungen, Atembeschwerden, Kopfschmerzen oder Abgeschlagenheit.

Moderig, muffig, faulig oder erdig riechen einige mikrobielle VOCs (MVOC). Meist weist ihr Geruch auf einen verdeckten Schimmelbefall im Raum hin. Weitere Informationen zu diesem Thema finden sich im Schimmelleitfaden des Umweltbundesamtes.

Außenluft

In der Außenluft geht es weniger um bewusst eingesetzte Duftstoffe als um geruchsrelevante Freisetzungen als Nebenprodukt landwirtschaftlicher oder industrieller Anlagen. Sie können zur Geruchsbelästigung führen. Die wesentlichen Verursacher sind Massentierhaltung, Abfall- und Abwasserbehandlung und manche Zweige der petrochemischen Industrie. Der Trend zu großen Betriebseinheiten in der Nutzviehhaltung und die Zunahme von Biogasanlagen sind hier von Bedeutung.

Wesentliche Charakteristika der verantwortlichen Geruchsstoffe sind eine hohe Flüchtigkeit, Wasser- oder Fettlöslichkeit, sowie niedrige Geruchsschwellen.

Die folgende Tabelle zeigt Beispiele aus verschiedenen Branchen und welche typischen Geruchsstoffe sie freisetzen:

 

Branche Wichtige Geruchsstoffe
Mülldeponie, Kompostwerk, Klärwerk • Ammoniak (stechend riechendes Gas, schon bei niedrigen Konzentrationen wahrnehmbar)
• Schwefelwasserstoff (nach faulen Eiern riechendes Gas)
• Chlorwasserstoff (stechend riechendes Gas)
• Dichlor- und Tetrachlormethan (süßlich riechend)
• organische Schwefelverbindungen
Fischverarbeitung • Trimethylamin (riecht fisch- oder tranartig)
• Ammoniak
Ölraffinerien • Ethylmercaptan (außerordentlich übelriechend, findet Verwendung als Warnstoff, indem es zum Beispiel Flüssiggas zugesetzt wird, um Leckagen nachzuweisen)
• Schwefelwasserstoff

Tierkörperverwertung

• Buttersäure
• Schwefelwasserstoff
• Mercaptane (werden bei Abbau- und Fäulnisprozessen frei; kommen als Aromastoffe in Milch, Käse, Zwiebeln und Knoblauch vor)

Kaffee- und Kakaoröstereien

• Acetaldehyd
• Aromatische Kohlenwasserstoffe
• Mercaptane
• Phenole
Massentierhaltung • Ammoniak
• Schwefelwasserstoff
• Amine
• Aldehyde

 Tabelle: Beispiele für Geruchsstoffe verschiedener Branchen (Vogt & van Huet, 2000)

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Autor/innen: J. Linnemann    Zuletzt aktualisiert: 31.05.2023

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