Quecksilber in Fieberthermometern

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Quecksilber in alten Fieberthermometern

Auf EU-Ebene ist seit 2009 das Inverkehrbringen von neuen quecksilberhaltigen Fieberthermometern, Barometern und Blutdruckmessgeräten verboten.

Bestimmte Geräte für wissenschaftliche oder medizinische Zwecke sowie Alt- und Gebrauchtgeräte sind davon nicht betroffen. Neuere Glasthermometer enthalten eine Gallium-Indium-Zinn-Legierung.

Im häuslichen Bereich kommt metallisches Quecksilber meist nur noch in Fieberthermometern, Barometern und Blutdruckmessgeräten klassischer Bauart vor. Der Quecksilbergehalt üblicher Fieberthermometer liegt bei etwa 1 Gramm.

Gelegentlich passiert es, dass solch ein älteres Quecksilber-Fieberthermometer im Mund oder auf dem Boden zerbricht. Was ist dann zu tun und wie ist das zu bewerten?

Gesundheitsrisiken

Verschlucktes metallisches Quecksilber wird aus dem Magen-Darm-Trakt praktisch nicht resorbiert. Quecksilber aus einem im Mund zerbrochenen Fieberthermometer ist daher toxikologisch unbedenklich.

Dagegen kann aus Fieberthermometern ausgelaufenes Quecksilber verdampfen und besonders in kleinen, schlecht gelüfteten Räumen zu schweren Vergiftungen führen (Feer’sche Erkrankung bei Kleinkindern). Eingeatmete Quecksilberdämpfe werden über die Lunge zu ca. 80 Prozent aufgenommen. In seiner elementaren Form kann Quecksilber die Blut-Hirn-Schranke und die Plazentabarriere passieren.

Nach der Resorption über die Lunge wird das elementare Quecksilber in Erythrozyten, in der Leber und im Gehirn rasch zu anorganischen Quecksilberverbindungen (Hg2+) oxydiert. Hg2+-Ionen können die Blut-Hirn-Schranke und die Plazentabarriere kaum noch passieren. Sie binden sich an schwefelhaltige Biomoleküle, beispielsweise an Glutathion, Hämoglobin und an Enzyme, deren Funktion auf diese Weise beeinträchtigt wird. Nicht oxydiertes elementares Quecksilber kann über die Lunge abgeatmet werden.

Biomonitoring

Wie hoch die Quecksilberbelastung des Körpers ist, kann anhand von Urin-, Blut- oder Haarproben bestimmt werden. Einzelheiten sind in “Bestimmung der Quecksilberbelastung” enthalten.

Sanierung nach dem Zerbrechen eines quecksilberhaltigen Fieberthermometers

Nach dem Zerbrechen von Fieberthermometern, Barometern oder Blutdruckmessgeräten auf Quecksilberbasis kann es zu einer Luftbelastung mit Quecksilber kommen. Der betreffende Raum sollte daher gut durchgelüftet werden – ggf. über Wochen hinweg. Die Quecksilberkügelchen sollten, soweit sichtbar, mit geeignetem Papier (z.B. einer Karte aus einem Kartenspiel) und gegebenfalls unter Zuhilfenahme eines Pinsels eingesammelt werden. Auch eine Pipette (z.B. für Augentropfen) kann nützlich sein, wobei es allerdings nicht ganz einfach ist, die Quecksilberkügelchen “im richtigen Moment einzusaugen”.

Kurzzeitiger Hautkontakt ist unbedenklich, das Einatmen der Dämpfe sollte aber möglichst vermieden werden. Bis zur Entsorgung als Sondermüll kann Quecksilber gefahrlos in einem Gefäß unter Wasser aufbewahrt werden.

Quecksilber in Dielenritzen kann mit speziellen quecksilberabsorbierenden Mitteln (beispielsweise Mercurisorb) behandelt werden. Allerdings ist Mercurisorb, welches in Apotheken erhältlich ist, nicht ganz billig.

Es ist nicht ratsam, Quecksilber mit dem Staubsauger zu entfernen, da das Metall hierdurch großflächig im Raum verteilt werden kann.

Quecksilberdampf ist schwerer als Luft. Kleinkinder, die am Boden spielen, sind in solchen Räumen besonders gefährdet.

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Autor/innen: Dr. M. Otto | Prof. K. E. von Mühlendahl    Zuletzt aktualisiert: 13.01.2024

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