Sanierung von Wohnungen mit Schimmelpilzbefall

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Sanierung von Wohnungen mit Schimmelpilzbefall

Werden in einer Wohnung eindeutig Schimmelpilze nachgewiesen, muss dringend saniert werden. Das gilt vor allem, wenn sich Personen mit erhöhtem Allergierisiko in den Räumen aufhalten oder aber Personen mit geschwächtem Immunsystem (körpereigene Abwehr). Das können zum Beispiel Patienten sein, die nach einer Organtransplantation oder wegen eines Immundefektes Medikamente nehmen müssen (Brunekreef 1997; Pirhonen 1996).

Die Einleitung der Sanierungsmaßnahme muss vom Besitzer des betroffenen Objektes ausgehen, sowohl im privaten, als auch im öffentlichen Bereich.

Der Aufwand der Sanierung sollte dem Ausmaß des Schadens und der Raumnutzung angepasst werden. Zudem kommt es auch auf den Untergrund an, auf den sich der Schimmel festgesetzt hat. So kann bei glatten Oberflächen (z.B. Glas) i.d.R. eine „normale“ Reinigung mit Haushaltsreinigern erfolgen (UBA 2012).

Lüftungsmaßnahmen zur Senkung der Luftfeuchtigkeit:

  • Erstrangige Maßnahme ist es, die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung zu verringern. Der Wert sollte unter 65 Prozent liegen. Meist ist dies durch gutes Lüften zu erzielen. Ab circa 80 bis 85 Prozent relativer Luftfeuchte beginnt sich Schimmel zu bilden.
  • Kritisch sind Bereiche mit mangelndem Luftaustausch. Hinter Schränken, Bildern, Vorhängen, Holzvertäfelung sollte immer ein Abstand von mindestens fünf Zentimetern bis zur Wand bleiben. Auch zwischen Möbelstücken, Boden oder Decke muss ausreichend Abstand sein, damit die Luft zirkulieren kann.
  • In unseren Breiten ist es eher schwierig, die Luftfeuchtigkeit auf die gewünschten Werte (45 bis 55 Prozent) herunterzubringen. Deshalb scheidet eine zusätzliche Luftbefeuchtung in der Regel aus. Luftbefeuchter sollten also nicht verwendet werden. Auch in Klimaanlagen gedeihen Schimmelpilze – selbst, wenn die Klimaanlagen gut gewartet sind.

Reinigungsmaßnahmen

  • Der Schimmelpilz sitzt immer tief im Material. Auch nach einer vorläufigen Behandlung ist der Pilz noch vorhanden. Auf der Oberfläche kann nur der Fruchtkörper entfernt werden.
  • Maßnahmen gegen Hausstaub machen Schimmelpilzen das Leben schwer, da durch den Staub die Sporen verteilt werden (Wanner 1994; Wichmann 1995).
  • Hausmittel zur Schimmelbekämpfung wie Essigessenz, Spiritus (Ethanol), Isopropanol (Isopropylalkohol) oder Salmiakverdünnung helfen kurzfristig, sind aber keine Dauerlösung. Die Wirkung hält etwa vier bis acht Wochen an. Bei dem Einsatz von Bekämpfungsmitteln sollten die Verpackungshinweise zum Arbeitsschutz beachtet werden.
    • Alkohol: Isopropylalkohol kann direkt auf befallene Flächen gestrichen werden; Brennspiritus sollte man mit etwas Wasser verdünnen (Verhältnis 3 zu 1). Nach dem Trocknen sollte die Fläche erneut behandelt werden. Der Vorteil von Alkohol ist, dass sich dieser verflüchtigt. Allerdings besteht bei Alkohol Brandgefahr, daher sollte nach der Anwendung gut gelüftet werden.
    • Wasserstoffperoxid (H2O2) wirkt oxidierend. Das bedeutet er verwandelt sich nach dem Auftrag in Wasser und Sauerstoff. Wie auch bei Alkohol sollte Wasserstoffperoxid mehrmals aufgetragen werden. Stiftung Warentest empfiehlt eine dreiprozentige Lösung, denn Lösungen mit einer höheren Konzentration sind zwar wirksamer, können aber auch Hautreizungen auslösen.
  • Anti-Schimmelpräparate (Fungizide) wirken ebenfalls nur circa sechs bis acht Wochen lang. Von Nachteil ist, dass der Wirkstoff eingeatmet werden und so auf Mensch und Tier wirken kann. In 2014 testete Stiftung Warentest 20 Sprays und Lösungen. Alle Mittel töteten Schimmelpilze ab, allerdings waren nicht alle unbedenklich.
    • Natriumhypochlorit: Anti-Schimmelpräparate mit Natriumhypochlorit erfüllen zwar ihren Zweck, belasten jedoch durch die Freisetzung von „Aktivchlor“ die Luft. Derartige Mittel sollten nicht mit sauren Reinigern kombiniert werden.
    • Biozide/ Fungizide: Hier werden Benzalkoniumchlorid und Didecyldimethylammoniumchlorid in Anti-Schimmelpräparaten eingesetzt. Im Test zeigten diese Mittel eine vorbeugende Wirkung. Schädliche Nebenwirkungen und Umweltbelastungen hielten sich in Grenzen (Stiftung Warentest 2014).
  • Manche Hersteller von Desinfektionsmitteln behaupten, dass durch die Anwendung des Mittels die von Schimmelpilzen produzierten giftigen Komponenten abgetötet werden. Da die Wirkmechanismen jedoch sehr unterschiedlich sind, sollten die Hersteller aufzeigen, in welchem Maß welche Toxine unter realen Bedingungen abgebaut werden. Die Abbauprodukte aus Desinfektionsmitteln können auch problematischer sein, als die eigentlichen Ausgangsprodukte (Wiesmüller et al. 2012).

Renovierungsmaßnahmen:

  • Verputz abklopfen, da Pilze in inaktiver Form weiter vorhanden sind, auch wenn sie nicht sichtbar sind.
  • Befallenes Holz oder Textilien entfernen, weil man sie vom Pilz kaum befreien kann.
  • Silikonfugen sollten vollständig entfernt und erneuert werden. Sie dienen den Pilzen als Nährbasis. Spritzwasserbereiche sollten nach der Benutzung trocken gerieben werden.
  • Bäder sollten nicht von unten bis oben gefliest werden, da die Wände sonst keine Feuchtigkeit aufnehmen und zeitversetzt verdunsten können. Das führt dazu, dass sich nasse Zonen bilden.
  • Problematisch sind auch Strukturtapeten oder mehrere Wandanstriche mit Dispersionsfarben übereinander.
  • Bei alten Häusern und kalten Wänden ist häufig eine zusätzliche Wärmedämmung nötig, damit kein Schimmelpilz entsteht.

Weitere Maßnahmen:

  • Die Raumtemperatur sollte um 20 Grad Celcius betragen (Wandtemperatur mindestens 16 Grad !).
  • Blumenerde enthält Schimmelpilze. Deshalb verzichtet man besser auf Topfpflanzen, jedenfalls zumindest in den Schlafräumen.
  • Lebensmittel können auch im Kühlschrank schnell von Schimmelpilzen befallen werden. Regelmäßig kontrollieren!
  • Der Sammelbehälter für Bioabfälle ist täglich zu leeren und zu reinigen.
  • Liegt erkennbarer Schimmelpilzbefall vor, sollte man Fachleute hinzuziehen und mit ihnen vor Ort konkrete Sanierungsmaßnahmen erarbeiten.
  • Auch auf bauliche Mängel (schlechte Fassadendämmung, Wärmebrücken, schlechte Kellerabdichtung, undichtes Dach, verstopfte Regenrinnen) ist zu achten. 

Die wichtigsten Sanierungsempfehlungen

  • Die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung verringern.
  • Regelmäßig und ausreichend lüften.
  • Wer dem Hausstaub zu Leibe rückt, engt auch den Lebensraum für Schimmelpilze ein.
  • Bauliche Mängel (schlechte Fassadendämmung, Wärmebrücken, schlechte Kellerabdichtung, undichtes Dach, verstopfte Regenrinnen) beseitigen.

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Autor/innen: S. Höppner, M. A. | Dr. S. Schmidt     Zuletzt aktualisiert: 13.01.2024

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