Schimmelpilzbelastung in der Außenluft und im Innenraum

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Schimmelpilzbelastung in der Außenluft und im Innenraum

Der Kontakt mit Sporen in der Außenluft lässt sich nicht völlig vermeiden. Und: Die Außenluft-Schimmelpilzkonzentration ist stark von den Witterungsbedingungen und der Jahreszeit abhängig.

Eine bisweilen unterschätzte Ursache erhöhter Sporen- und Pilzkonzentrationen in der Außenluft sind Laubbläser in Aktion. Sie erzeugen nicht nur Lärm, sondern wirbeln auch Tierkot, Allergene, Pilzsporen, Bakterien und Pollen auf. In der Umgebung von Krankenhäusern (immunsupprimierte Patienten !) sollten sie nicht betrieben werden.

In den Innenräumen kommt es durch Lüftung zum Teil zum Anstieg der Sporenzahl, allerdings entstehen bedeutsame Sporenbelastungen in Innenräumen meistens dann, wenn gute Wachstumsbedingungen eine stärkere Besiedelung ermöglichen. Diese Bedingungen bestehen bei hoher Luftfeuchtigkeit in den Räumen oder wenn es zu Flüssigkeitsabsonderung in schlecht belüfteten Bereichen (Holzverkleidung, Möbel) kommt (Schata 1995, Wichmann 1995).

Ursachen von erhöhter Feuchtigkeit im Innenraum

Direkter Eintrag der Feuchtigkeit über:

  • „Defekte Dächer (insbesondere Flachdächer), Dachrinnen, Fallrohre
  • Risse im Mauerwerk
  • Ungenügendes Austrocknen nach Baumaßnahmen
  • Wassereintritt infolge Rohrbrüchen, Überschwemmungskatastrophen etc.“ (UBA 2012)

Nicht ausreichende Raumluftabfuhr durch:

  • „Unsachgemäßes Heizen und Lüften, insbesondere in „luftdichten“ Gebäuden.
  • Kondensation (Tauwasserbildung) von Luftfeuchte im Bereich von „kalten“ Wänden, die wegen unzureichender Wärmedämmung in manchen  Altbauten ein Problem darstellen. Baufehler wie Wärmebrücken führen ebenfalls in Neu- und Altbauten zur Wasserdampfkondensation entlang der Bauschadensbereiche“ (UBA 2012)
    Hygrometer. © Lupo / pixelio.de

Messung der Feuchtigkeit:

Die Feuchtigkeit in der Wohnung kann man selbst mit einem Hygrometer messen, welches eine Orientierung bietet. Die relative Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 65 und 70% liegen (im Winter eher weniger).

Grundsätzlich sollte die Messung der Luftfeuchte in räumlicher Nähe zur fraglichen Wand erfolgen.

Schimmelpilzmessung im Innenraum: Ist die Wohnung belastet?

Sehr viele Störfaktoren können die Messung von Schimmelpilzbelastungen in Wohnungen beeinflussen (Sammel- und Messmethode, Anzüchtungsmethode, Klimafaktoren, Wohnraumfaktoren). Trotz dieser Einschränkungen sind Sporenmessungen in der Innenraumluft im Vergleich zur Außenluft geeignet, zwischen pilzbelasteten und -unbelasteten Wohnungen zu unterscheiden.

Um “falsch negative” Ergebnisse (= Schimmel ist vorhanden, er wird aber durch die Messung nicht erkannt) zu vermeiden, sollte bei der Messung eine standardisierte Staubaufwirbelung stattfinden (Baudisch et al. 2011).

Eine Suche nach einer Schimmelquelle im Innenraum ist vorzunehmen, wenn Werte von ca. 100 KBE/m3 über einer unbelasteten Außenluft gemessen werden und in der kälteren Jahreszeit (Monate 9-12 und 1-3) Werte von ca. 250 KBE/m3 (Schimmelpilzmischflora) überschritten werden (Senkpiel 2000). Die Maßeinheit KBE/m3 bedeutet “Koloniebildende Einheiten pro Kubikmeter” und ist eine Maßzahl für die Menge der auf einem Nährmedium gewachsenen Keime pro Kubikmeter Luft. Diese Maßeinheit ist für die Messungen von Raumluftproben verwendbar und gängig. Sie ist natürlich auch verwendbar ohne genaue Definition der gefundenen Keime, da nur Kolonien gezählt wurden ohne genaue Unterscheidung der Arten.

Die Arten der gewachsenen Kolonien hängen von den verwendeten Nährmedien ab und lassen sich durch weitere Untersuchungen genauer bestimmen. Veröffentlichte Messungen im Rahmen von Studien in verschiedenen Regionen Deutschlands weisen sehr große Streubreiten der gefundenen Messwerte auf und zeigen, dass die oben genannten Orientierungswerte oft überschritten werden (zum Beispiel Untersuchung in Süddeutschland (Baden-Württemberg) 377 untersuchte Wohnungen Mittelwert der Gesamtkonzentration der Schimmelpilze in der Innenraumluft 135 KBE/m3 (Bereich 5-17000 KBE/m3) und in der Außenluft 145 KBE/m3 (Bereich 15-2900 KBE/m3).

Auf der Grundlage dieser Messungen wurde als vorläufiger Richtwert für Süddeutschland für eine Innenraumbelastung mit Schimmelpilzen von 500 KBE/m3 über der gemessenen Außenluftbelastung festgelegt (Jovanovic 2000). Bei sichtbarem Schimmelpilzbefall der Wände ist von einer erhöhten Belastung auch der Innenraumluft auszugehen. Abklatschpräparate geben aber nur Auskunft über die Art der Schimmelpilze, die in diesem befallenen Areal vorhanden sind. Die Raumluftbelastung kann durch das von der Anfragenden berichtete Ergebnis nicht abgeschätzt werden.

In der Forschung werden derzeit empfindlichere Testsysteme entwickelt. Sie arbeiten mit polyklonalen Antikörpern. Durch den Einsatz der Antikörper ist sowohl eine hohe Spezifität als auch Sensitivität möglich. Die Systeme befinden sich in der Erprobung und sind noch nicht auf dem Markt erhältlich.

Zur Lokalisation von Schimmelpilzen werden immer häufiger auch Schimmelpilzspürhunde eingesetzt. Durch die Freisetzung flüchtiger organischer Verbindungen ist es einem trainierten Hund möglich Schimmel zu „erschnüffeln“.

Häufigkeit von Feuchtigkeit und Schimmel im Innenraum

Es wird geschätzt, dass ca. 20% der Haushalte weltweit ein Problem mit Feuchtigkeit oder sichtbarem Schimmel in ihrer Wohnung haben.

Innerhalb der Länder variiert diese Zahl jedoch stark. Schätzungen zufolge sind 10-50 % der Innenräume in Europa, Nordamerika, Australien, Indien und Japan betroffen. In Flusstälern oder Küstengebieten liegt die Prozentzahl deutlich höher (WHO 2009).

Beruflich bedingte Schimmelpilzexposition

Folgende Tätigkeiten haben ein erhöhtes Risiko für eine berufliche Schimmelpilzexposition (Wiesmüller et al, 2016):

  • Abfallwirtschaft (Müllabfuhr, Mülltrennung, Müllverbrennung, Wertstoffsortierung)
  • Personen, die Schimmelpilze in Innenräumen messen und/oder sanieren
  • Bibliothekare und Archivare
  • Landwirte (Umgang mit Heu, Stroh und Tierfutter)
  • Gärtner und Floristen
  • Müller und Bäcker
  • Brauereiarbeiter und Winzer
  • Papier- und Holzerzeugung
  • Wartung von Klimaanlagen

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Autor/innen: Dr. S. Schmidt | S. Höppner M. A.    Zuletzt aktualisiert: 13.01.2024

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