Chronische Vergiftung mit elementarem Quecksilber und anorganischen Quecksilbersalzen

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Chronische Vergiftung mit elementarem Quecksilber und anorganischen Quecksilbersalzen

Früher galten beruflich exponierte Menschen – etwa Hutmacher, die mit quecksilbergebeizten Fellen und Filz arbeiteten – allgemein als verrückt (“Mad Hatter” aus Alice im Wunderland). Viele neuere Erkenntnisse über die chronische Quecksilbervergiftung stammen ebenfalls aus der Arbeitsmedizin. Leitsymptome für eine lang andauernde inhalative Belastung mit Quecksilberdampf sind Tremor (beginnend mit feinschlägigem Fingerzittern), krankhaft gesteigerte Erregbarkeit und eine Entzündung der Schleimhaut der Zahnbögen (Gingivitis).

In weiteren arbeitsmedizinischen Untersuchungen zur chronischen Quecksilberintoxikation wurden Schäden an verschiedenen anderen Organen beobachtet. Betroffen sind etwa das Zentralnervensystem mit einer Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses und der Koordinationsfähigkeit, das sensorische System mit Störungen des Farbsehens, das periphere Nervensystem, die Niere mit einer Glomerulonephritis infolge der Bildung von Immunkomplexen.

Selten kommt es auch zu einer Autoimmunerkrankung der Nieren. Darüber hinaus besteht die Gefahr der Sensibilisierung der Haut, allergische Reaktionen sind jedoch selten. Untersuchungen bei amalgamverarbeitenden Zahnärztinnen haben gezeigt, dass bei mangelhaften Arbeitsbedingungen die Fruchtbarkeit beeinträchtigt sein kann. Beim Kind führt die chronische Intoxikation zum – heute seltenen – Bild der Feer’schen Krankheit (Synonyma: Feer’sche Neurose, M. Selter-Swift-Feer, Akrodynie, Pink Disease).

Offensichtlich ist der Organismus, insbesondere das Gehirn, bei Kleinkindern empfindlicher gegenüber relativ geringen Quecksilbermengen, als das bei Erwachsenen der Fall ist.

Es hat wiederholt Fallberichte über Kleinkinder gegeben, die bereits bei Urinkonzentrationen unterhalb von 50 Mikrogramm pro Liter schwere Krankheitsbilder entwickelt haben. Die Symptomatik wird von zerebralen, vegetativen und dermatologischen Symptomen geprägt: Ausgeprägte Hypotonie, später Verweigerung von Gehen, Stehen und Sitzen, unlustiges, mürrisches, jämmerliches Verhalten, motorisch bedingte Apathie, Muskel- und Gliederschmerzen, Appetitverlust, Gewichtsabnahme, nächtliche Schlafstörungen, tags Somnolenz, vermehrtes Schwitzen, ausgeprägter Juckreiz, Blutdruckerhöhung, Lichtscheu; symmetrische Rötung (Akrodynie, Pink Disease) an der Nase und an Händen und Füßen (von Mühlendahl 1991 und 1995).

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Autor/innen: Dr. M. Otto, Prof. K. E. von Mühlendahl    Zuletzt aktualisiert: 13.01.2024

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