Wie werden Forschungsergebnisse bewertet?

Zurück

Ihre Suchergebnisse:

Wie werden Forschungsergebnisse bewertet?

Zur Grundlage unseres naturwissenschaftlichen und medizinischen Wissens gehört, dass neue Studienergebnisse von anderen Forscherkollektiven überprüft werden. Wenn eine Beobachtung tatsächlich auf eine Ursache – beispielsweise auf den Mobilfunk – zurückgeführt werden kann und andere Ursachen ausgeschlossen werden können, wird geprüft, ob es erkennbare Auswirkungen auf die Gesundheit gibt.

Im Fall der genannten athermischen Wirkungen haben Fachleute auf der ganzen Welt, Vertreter namhafter Gremien und Institutionen (die Internationale Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung ICNIRP, die Weltgesundheitsorganisation WHO, der wissenschaftliche Ausschuss der EU für Gesundheitsrisiken SCENIHR, die deutsche Strahlenschutzkommission) diese Beobachtungen und Berichte einer solchen kritischen Prüfung unterzogen.

Die weitaus meisten Wissenschaftler sind heute der Ansicht, dass unterhalb der gegenwärtig geltenden Grenzwerte keine athermischen Effekte von gesundheitlicher Bedeutung auftreten. Die Ergebnisse des Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms bestätigen diese Auffassung.

Mobilfunkkritische Ärzte und Wissenschaftler

Einige Wissenschaftler und Gruppierungen (z.B. Bioinitiative, Kompetenzinitiative) vertreten jedoch eine gegenläufige Meinung und fordern eine Absenkung der Grenzwerte.

Das von diesen Wissenschaftlern angemahnte vorsorgliche Handeln ist verständlich, jedoch sollten Vorsorgeempfehlungen auf der Grundlage von Studien ausgesprochen werden, die anerkannten Regeln der wissenschaftlichen Forschung genügen.

Vielfach sind die oben angeführten Beobachtungen zu athermischen Effekten unter Bedingungen gemacht worden, wie sie während eines Handytelefonats vorherrschen. Sie sind also nicht auf die typischerweise 100- bis 10.000-fach kleineren Felder im Umfeld von Mobilfunkantennen übertragbar. Meist konnten sie auch nicht von unabhängiger Seite bestätigt werden. Dies wird in der öffentlichen Diskussion oftmals übersehen. Es ist daher unwahrscheinlich, dass Felder von Mobilfunkantennen Einfluss auf Hirnströme, auf das Wohlbefinden und den Schlaf, auf die Hormonausschüttung oder gar die Blut-Hirn-Schranke haben.

Eine  Zusammenfassung mobilfunkkritischer Sichtweisen findet sich in den EUROPAEM EMF Guideline 2016 for the prevention, diagnosis and treatment of EMF-related health problems and illnesses (Autoren: Igor Belyaev / Amy Dean / Horst Eger / Gerhard Hubmann / Reinhold Jandrisovits / Markus Kern / Michael Kundi / Hanns Moshammer / Piero Lercher / Kurt Müller / Gerd Oberfeld / Peter Ohnsorge / Peter Pelzmann/ Claus Scheingraber / Roby Thill).

Die Autoren sind der Meinung, dass es Belege dafür gäbe, dass “die Exposition gegenüber elektromagnetischen Feldern einen starken Einfluss auf die oxidative und nitrosative Regulationsfähigkeit von Betroffenen ausübt” (Zitat aus dem deutschen Abstract der genannten Guideline).

Der amerikanische Biochemiker M. Pall hat eine polemisch gehaltene Broschüre ” 5G als ernste globale Herausforderung” veröffentlicht (Kompetenzinitiative e.V. 2019).

Appelle mobilfunkkritischer Ärzte

Gelegentlich gibt es auch Appelle, in denen Ärzte vor möglichen Gefahren des Mobilfunks warnen, wie z.B. seinerzeit im so genannten „Freiburger Appell“. Dort wurde von einem „dramatischen Anstieg“ u.a. von Konzentrations- und Verhaltensstörungen, Blutdruckentgleisungen, Herzrhythmusstörungen, Kopfschmerz, Erschöpfung und Krebserkrankungen gesprochen. Das beschriebene Krankheitsspektrum umfasst beinahe alles, woran man erkranken kann. Für viele der genannten Störungen aber ist die Aussage, dass die Anzahl der Erkrankungen zugenommen habe, gar nicht belegt. Vielmehr gilt für alle aufgeführten Krankheitsbilder, dass für ihre Entstehung sehr vielfältige Ursachen von Bedeutung sind. Und bei allen fehlt jegliche Erklärung darüber, wie denn elektromagnetische Felder diese Krankheiten hervorrufen sollten; ein solcher Zusammenhang ist nicht plausibel.

Anders sind die Wirkungen von Feldern zu beurteilen, denen das Gehirn während eines längeren Handy-Telefonats ausgesetzt ist (“Handystrahlung”). Diese sind um ein Vielfaches höher als die Felder, die von Mobilfunkantennen ausgehen, weil die Sendeantenne eines Handys ja direkt am Kopf anliegt. So haben beispielsweise einige Forscher Änderungen von Hirnstromaktivitäten und von messbaren, Konzentration erfordernden geistigen Tätigkeiten gefunden. Dazu gibt es sehr widersprüchliche Befunde, und die Veränderungen bewegen sich vielfach im Bereich normaler biologischer Schwankungen.

Zu bedenken ist auch, dass keineswegs alle beobachteten biologischen Effekte sogleich zeigen, dass damit die Entstehung von Krankheiten verbunden ist. Eine gesundheitliche Gefährdung ist derzeit nicht erkennbar.

Ob eine Handy- bzw. Smartphonenutzung mit einem erhöhten Risiko, an einem Gehirntumor zu erkranken, einhergeht, wird, wie bereits oben erwähnt, weiterhin untersucht (INTERPHONE-, CEFALO- und Mobikids-Studie, siehe “Das Deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm und weitere Studien zur Mobiltelefonnutzung”). Die Hirntumor-Inzidenzzahlen aus Skandinavien und Israel der letzten Jahre sprechen gegen eine solche Annahme (Details siehe Aktualisierung der Mobilfunk-Broschüre, Spätsommer 2019).


Bewertungsverfahren für Studien zu möglichen Auswirkungen von Mobilfunkfeldern

 Grafik: Informationszentrum Mobilfunk (IZMF), 2008 

Diese Beiträge auf Allum könnten Sie ebenfalls interessieren:

Autor/innen: Dr. M. Otto | Prof. K. E. von Mühlendahl    Zuletzt aktualisiert: 17.07.2024

Nach oben