Das Deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm und weitere Studien

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Das Deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm und weitere Studien zur Mobiltelefonnutzung

Was ist das Deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm?

Das Deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm (DMF) wurde von der Bundesregierung unter Federführung des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) zwischen 2002 und 2008 durchgeführt. Im Rahmen dieses Forschungsprogramms wurden 54 Forschungsvorhaben in den Disziplinen Biologie, Dosimetrie, Epidemiologie und Risikokommunikation auf den Weg gebracht.

Forschungsprojekte im Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramm. Grafik: Informationszentrum Mobilfunk (IZMF), 2009.

 

Ziel des Forschungsprogramms war es, noch vorhandene wissenschaftliche Unsicherheiten zu reduzieren sowie drängende, in der Wissenschaft und in der Öffentlichkeit diskutierte Fragen zu klären und damit zur Aufklärung der Bevölkerung über mögliche gesundheitliche Risiken des Mobilfunks beizutragen.

Das DMF, die einzelnen Forschungsvorhaben des DMF und deren Ergebnisse sowie der Abschlussbericht zum DMF mit einer Bewertung der Ergebnisse durch das Bundesamt für Strahlenschutz sind im Internet unter www.emf-forschungsprogramm.de veröffentlicht.

Im Ergebnis halten das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und die deutsche Strahlenschutzkommission (SSK) die geltenden Grenzwerte für ausreichend, um die Bevölkerung zuverlässig zu schützen. „Dieses breit angelegte Forschungsprogramm hat bestehende Befürchtungen zu möglichen Gesundheitsgefahren des Mobilfunks, die es in Teilen der Bevölkerung gibt, nicht bestätigt. Wir wissen jetzt sehr viel mehr über den Schutz der Grenzwerte. Wir werden aber trotzdem gezielt dort weiterforschen, wo wir noch Klärungsbedarf sehen“, so der Bundesumweltminister im Juni 2008.

Weiterer Klärungsbedarf wird im Bereich der Langzeitwirkung bei der Nutzung von Mobilfunkgeräten und möglichen Auswirkungen des Mobilfunks auf Kinder gesehen. Durch weitere Forschungsaktivitäten will die Bundesregierung in den nächsten Jahren diesen Fragen nachgehen.

Neben Deutschland haben auch viele andere Länder eigene Forschungsprogramme aufgelegt, die in der Gesamtbewertung zu den gleichen Ergebnissen wie das DMF gekommen sind.

Mobiltelefonnutzung und Hirntumoren (INTERPHONE-,  CEFALO- und Mobi-Kids-Studie)

INTERPHONE-Studie

In 2001 wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein internationales Forschungsprojekt (INTERPHONE-Studie) ins Leben gerufen. Die Koordination lag in den Händen der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) in Lyon. Es wurde untersucht, ob die Nutzung von Handys die Krebsentstehung unterstützen kann. Die beteiligten Forscher in 13 Ländern fokussierten ihre Aufmerksamkeit auf Gliome (Tumoren des Stützgewebes im Hirn), Meningeome (Tumoren der Hirnhaut), Akustikusneurinome (Tumoren des Hörnervs) und Parotistumoren (Ohrspeicheldrüse).

Die Wissenschaftler befragten Patienten mit einem diagnostizierten Tumor nach ihrem früheren Telefonierverhalten. Zum Vergleich zogen sie gesunde Menschen der gleichen Altersgruppe heran und interviewten auch diese zu ihren Telefoniergewohnheiten.

Die Ergebnisse sind im Mai 2010 veröffentlicht worden:

  • Bei Nutzungszeiten von weniger als zehn Jahren ist keine Risikoerhöhungen beobachtet wurden.
  • Bei intensiver Langzeitnutzung von mehr als zehn Jahren liegen Hinweise auf ein möglicherweise erhöhtes Risiko für Hirntumoren (Gliome, Meningeome) vor.

(Anmerkung: Regulär erkranken nur sehr wenige Menschen an einem Gliom oder Meningeom. Falls ein ursächlicher Zusammenhang tatsächlich bestünde (was noch offen ist), würde eine Erhöhung um 40% bzw. 15% nur wenige zusätzliche Fälle ausmachen.)

Die SCENIHR-Stellungnahme vom Januar 2015 zeigt auf Seite 79 eine eindrucksvolle Grafik, auf der die zu erwartende Zunahme von Hirntumoren (Gliomen) gezeigt wird, wenn das Risiko je nach Annahme um den Faktor 1.2, 1.5 oder 2 zugenommen hätte. Tatsäch wird jedoch kein Anstieg der Gliominzidenz beobachtet. 

CEFALO-Studie (2011):

Für Kinder und Jugendliche hat die Universität Basel in Zusammenarbeit mit Kollegen aus Dänemark, Norwegen und Schweden eine eigene Studie aufgelegt: die CEFALO-Studie (International case-control study on mobile phone use and the risk of brain tumors in children and adolescents). Sie verglichen 352 Kinder/Jugendliche in der Altersgruppe 7 – 19 Jahre mit einem diagnostizierten Hirntumor mit 646 gesunden Kindern/Jugendlichen und fragten beide Gruppen nach ihrem Telefonierverhalten.

Die Ergebnisse sind im Juli 2011 veröffentlicht worden (Aydin et al. 2011):

  • Das Fehlen einer Dosis-Wirkungsbeziehung und einer Kopfseitenabhängigkeit sprechen gegen einen ursächlichen Zusammenhang zwischen mobilem Telefonieren und Hirntumoren.

Mobi-Kids-Studie:

In der bereits erwähnten Interphone-Studie der Weltgesundheitsorganisation zur Frage eines Zusammenhangs von Hirntumoren und Handynutzung werden Kinder nicht als eigenständige Gruppe betrachtet.

Daher wurde von der WHO unter der Bezeichnung „Mobi-Kids“ eine Fall-Kontroll-Studie initiiert, die dieser Frage nachgehen sollte. Die im Dezember 2021 veröffentlichten Ergebnisse der MOBI-Kids-Studie stützen die Ergebnisse vorliegender Studien an Erwachsenen, in denen es mehrheitlich kein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Hirntumoren bei intensiver Nutzung von Mobiltelefonen gibt. 

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Autor/innen: Dr. M. Otto | Prof. K. E. von Mühlendahl    Zuletzt aktualisiert: 17.07.2024

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