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Standort-, bau- und einrichtungsbedingte Schadstoffquellen
Standortbedingte Schadstoffquellen
In manchen Gegenden (z.B. in Regionen der Eifel, des Fichtelgebirges, des Erzgebirges und des Schwarzwaldes) ist aus dem Boden entweichendes Radon als standortbedingter Schadstoff von Bedeutung.
Radon als natürliches radioaktives Edelgas trägt zur Strahlenbelastung der Lunge bei. Radon hat – gleich nach dem Tabakrauch – wesentlichen Einfluss auf das Lungenkrebsgeschehen. Durchschnittlich findet man etwa 50 Becquerel pro Kubikmeter in der Innenraumluft. Pro zusätzliche 100 Becquerel pro Kubikmeter steigt das (Lebenszeit)-Lungenkrebsrisiko um 10 Prozent.
Baubedingte Schadstoffquellen
Baubedingte Schadstoffquellen umfassen
- Dämmstoffe (Ortsschäume, Dichtmassen),
- Fassadenbehandlungsmittel,
- die Verwendung von holzschutzmittelbehandeltem Holz zu Ausbau- und Dekorationszwecken,
- den Einsatz von mineralischen Werkstoffen (früher Asbest, später Materialien aus künstlichen Mineralfasern) zum Brandschutz und Innenausbau bzw. zur Wärme- und Schalldämmung,
- den Fußbodenbelag (Parkett, PVC, Linoleum, Teppich, Naturmaterialien usw.),
- Feuchtigkeitssperren auf Teerbasis mit Naphthalin-Ausgasung sowie
- möglicherweise Heizstätten mit offenem Feuer.
Auch raumlufttechnische Anlagen (Klimaanlagen) können unter bestimmten Umständen durch Verkeimung und Biozideintrag problematisch werden.
Tapeten, Teppichböden und elastische Bodenbeläge besitzen eine große Oberfläche, über die Schadstoffe in die Umwelt abgegeben werden können. Bekannte Schadstoffe sind:
- Weichmacher für PVC aus der Gruppe der Phthalate
- Schwermetalle in Stabilisatoren für Kunststoffe oder in Farbstoffen
- PAK in Gummiprodukten
- Azofarbstoffe oder Biozide in Naturfasern
Schadstoffe können auch erst durch eine chemische Reaktion freigesetzt werden, wie z.B. zwischen Bodenbelag und verwendetem Klebstoff.
Gelegentlich lassen sich – meist nach detektivischer Kleinarbeit – ungewöhnliche Quellen für unerwartete Innenraumluftbelastungen ermitteln. Ein Beispiel hierfür sind bitumenhaltige Produkte (hier: Gussasphalt) im Fußbodenaufbau, die in einem untersuchten Fall zu einer ganz erheblichen Benzolbelastung der Innenraumluft geführt haben (Ostendorp et al. 2010).
Mit dem Blauen Engel ausgezeichnete Produkte werden hier aufgelistet. Und wer eine Modernisierung seiner Wohnung plant, ist mit dem Modernisierungsratgeber des Umweltbundesamtes gut beraten.
Ein umfangreiches Beratungsangebot zum Wohnraum und zum gesunden Bauen findet sich im Internet unter www.eggbi.eu.
Sensorische Bewertung von Baumaterialien
Neben der chemischen Analyse werden vermehrt sogenannte olfaktorische („den Geruchs- bzw. Riechsinn betreffend“) Prüfungen angewandt. Bei dieser Prüfung wird die empfundene Luftqualität von Probanden bewertet. Grund für das Verfahren ist, dass vor dem optischen Erkennen eines Schimmelpilzbefalls geruchliche Veränderungen zu einer früheren Identifizierung und Sanierung führen können (siehe auch „zusätzliche Informationen“).
Einrichtungsbedingte Schadstoffquellen
Ein Beispiel für ein einrichtungsbedingtes Problem ist das Phänomen der „schwarzen Wohnungen“. Es wird darauf zurückgeführt, dass schwer flüchtige organische Verbindungen, insbesondere Weichmacher, aus bestimmten Materialien wie PVC-Fußbodenbeläge oder Vinyltapeten ausgasen und Staubpartikel „verkleben“. Diese können sich während der Heizperiode als schwarze Flecken und Streifen an Wänden und Decken niederschlagen.
In der Regel handelt es sich hierbei eher um ein ästhetisches als um ein gesundheitlich relevantes Problem. Es muss dabei betont werden, dass die betreffende Quelle meist erst unter bestimmten Umständen (z.B. bei unsachgemäßer oder übermäßiger Anwendung, in überfüllten schlecht gelüfteten Räumen usw.), also meist erst beim Zusammentreffen mehrerer Faktoren zu einem Problem werden kann.
Allgemeine Ratschläge zur Verbesserung der Innenraumluftqualität betreffen in erster Linie Vorbeugungsmaßnahmen. In zweiter Linie gilt es dann, kurzfristig Abhilfe bei Innenraumbelastungen zu schaffen und/oder Sanierungsmaßnahmen einzuleiten.
Hier finden Sie unsere Ratschlägen zur Verbesserung der Innenraumluftqualität .
Ergänzende Informationen:
Zu den Messgrößen bei der sensorischen Bewertung von Baumaterialien gehören:
- Akzeptanz: Um die Frage zu beantworten wie akzeptabel ein Geruch ist, wird eine größere Probandengruppe (mindestens 20 Personen) benötigt, da die Geruchsempfindung sehr individuell ist. Zur Bestimmung wird eine Akzeptanzskala verwendet.
- Empfundene Intensität: Um vergleichen zu können wie stark ein Geruch wahrnehmbar ist, wird eine Apparatur verwendet, die sechs verschiedene Aceton-Luft-Gemische für die Probanden zur Verfügung stellt (Vergleichsmaßstab). Nach einer Schulung sind die Probanden in der Lage, die Intensität in pi anzugeben. Im Anschluss wird ein Mittelwert der Antworten gebildet.
- Hedonik: Auf einer Skala können Probanden bewerten wie angenehm bzw. unangenehm ihnen ein Geruch ist.
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Autor/innen: Dr. M. Otto Prof. K. E. von Mühlendahl Zuletzt aktualisiert: 14.04.2023