Aufnahmemengen und ihre Bedeutung für die Stillperiode

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Aufnahmemengen von Fremd- und Schadstoffen in der Muttermilch und ihre Bedeutung für die Stillperiode

Ein Säugling nimmt während des Stillens auch die in der Muttermilch vorhandenen Fremd- und Schadstoffe auf. Einige von ihnen wie z.B. Nikotin, Koffein oder Alkohol sind lebensstilbedingt und können durch ein gesundheitsbewusstes Verhalten der Mutter vermieden werden. Andere, insbesondere fettlösliche, schwer abbaubare Umweltstoffe, die durch Landwirtschaft oder Industrie in die Umwelt gelangen, haben sich in der Nahrungskette angereichert.

90% der Fremdstoffe werden über tierische Fette aufgenommen und im Körperfett gespeichert. Je mehr tierische Fette mit der Nahrung aufgenommen werden, umso höher liegt der Fremdstoffanteil im menschlichen Körperfett. Weil die Muttermilch unter anderem aus den Fettreserven der Mutter generiert wird, gehen auch die Fremdstoffe in die Muttermilch über. Andere Aufnahmewege wie das Einatmen oder das Auftragen auf die Haut spielen für die Schadstoffkonzentrationen in der Muttermilch kaum eine Rolle.

Aufnahmemengen und gesundheitliche Bewertung

Für eine Reihe von Schadstoffen haben die FAO und die WHO für die unvermeidbare Aufnahme dieser Stoffe so genannte TDI-Werte toxikologisch abgeleitet. Diese Werte definieren die Menge des Schadstoffs bezogen auf das Körpergewicht, die trotz einer lebenslangen täglichen Aufnahme zu keinen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen sollte. Diese Betrachtung schließt auch empfindliche Untergruppen der Bevölkerung mit ein. Die TDI-Werte dienen in erster Linie der gesundheitlichen Vorsorge, ein Überschreiten der Werte bedeutet nicht zwangsläufig ein gesundheitliches Risiko für die betroffene Person.

Was bedeutet das für die Stillperiode?

Die lebenslange, kontinuierliche Zufuhr des Schadstoffes, die dieser Ableitung zugrunde liegt, trifft jedoch auf die Stillperiode nicht zu. Eine Stilldauer von sechs Monaten entspricht einem Anteil von weniger als einem Prozent der durchschnittlichen Lebenserwartung. Hinzu kommt, dass die Schadstoffkonzentration in der Muttermilch im Laufe der Stillzeit meist abnimmt. Daher ist der TDI-Wert kein adäquates Instrument, das an die spezifische Situation des Stillens angepasst ist. Liegen die vom Säugling über die Muttermilch täglich aufgenommenen Rückstandsmengen im Bereich der TDI-Werte oder darunter, so besteht nicht zwangsläufig ein gesundheitliches Risiko für das Kind.

Allerdings befinden sich Säuglinge in somatischer (körperlicher) und funktioneller Entwicklung. Entwicklungsprozesse sind in aller Regel störanfälliger als statische, ausdifferenzierte Systeme. Einzelheiten hierzu enthält dieser Text.

TDI und Referenzwerte

Schadstoffkonzentrationen aus Reihenuntersuchungen werden oft mit einem Referenzwert verglichen. In diesem Fall bezeichnet der Referenzwert die durchschnittliche Konzentration von Schadstoffen mehrerer Muttermilchproben, die durch die Landesuntersuchungsämter ermittelt wurden. Der Referenzwert für einen gegebenen Stoff ist ein statistisch abgeleiteter Wert, er ist in der Regel ohne Gesundheitsbezug.

Weitere Informationen zu Grenz- und Referenzwerten sind hier zu finden.

Längerfristige Auswirkungen von Umweltstoffaufnahmen

Ehemals gestillte Kinder und Jugendliche haben bis zum Alter von 14 Jahren eine höhere Schadstoffbelastung im Blut als Gleichaltrige, die mit der Flasche ernährt wurden (Becker et. al. 2007, Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg 2005).

Es ist jedoch nicht mit Sicherheit zu belegen, dass diese Belastungen mit der Stillzeit zusammenhängen. Innerhalb von 14 Jahren können viele weitere Faktoren auf die Kinder einwirken, die Einfluss auf die Schadstoffkonzentration nehmen können.

Ein gesundheitlicher Nachteil ist für gestillte Kinder auch nach 14 Jahren nicht erkennbar. Studien deuten auf Vorteile in Bezug auf Immunstatus und eine geringere Neigung zu Übergewicht hin.


Rückstände und Schadstoffe in der Muttermilch

Ein in der Monatsschrift Kinderheilkunde erschienener Beitrag liefert detaillierte Informationen und Bewertungen zu Rückständen und Schadstoffen in der Muttermilch und zur Entwicklung in den letzten dreißig Jahren.

von Mühlendahl, K. E., Otto, M.: Rückstände und Schadstoffe in der Muttermilch. In: Monatsschrift Kinderheilkunde 5/2012; S. 455-460.

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Autor/innen: Prof. K. E. von Mühlendahl | Dr. M. Otto | J. Linnemann M. Sc.    Zuletzt aktualisiert: 10.01.2024

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